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Lilith - Wunschlos gluecklich

Lilith - Wunschlos gluecklich

Titel: Lilith - Wunschlos gluecklich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tine Armbruster
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dieser vielen, kleinen und wirren Gedanken keine Ruhe finden. Sie versuchte, ihre Nackenmuskeln zu entspannen und ein lautes Knacken ertönte. Ihr fehlte Schlaf, sie war müde und ihr Körper total verspannt. Gerade, als sie sich nochmals in ihre Kissen zurücksinken ließ, klopfte es an der Zimmertür.
    »Lilith? Es ist schon nach elf. Möchtest du denn heute nichts frühstücken?« Die Tür knarrte in ihrer altbekannten Weise, als sie langsam aufgeschoben wurde und Mom den Kopf durch die Öffnung streckte. »Lilith?«, wiederholte sie leise. »Bist du schon wach?«
    »Jetzt schon«, fuhr Lilith sie an. »Und nein … Ich hab keinen Hunger. Mir geht es nicht so besonders.« Es war nicht einmal gelogen, obwohl es auch nicht ganz der Wahrheit entsprach.
    »Bist du krank?«, hakte Mom nach und beäugte sie besorgt.
    »Nein, Mom … Ich hab mir gestern wahrscheinlich nur den Magen verdorben. Weiter nichts …«
    Einige Sekunden ruhte Moms Blick weiter auf ihr, aber dann nickte sie verständnisvoll und zog sich lautlos zurück. Nur, um einige Minuten später mit einer Schale Hühnerbrühe wieder in Liliths Zimmer zu erscheinen. Sie stellte die dampfende und wirklich wohlriechende Suppe mit Liliths Lieblingslöffel auf einem kleinen, weißen Beistelltischchen neben ihr ab. »Iss das, mein Schatz, es wird dir guttun.« Sie strich ihr aufmunternd über ihr zerzaustes Haar und verschwand nach unten.
    Sie hatte recht. Die Brühe wärmte und sättigte sie. Und solange sie mit essen beschäftigt war, musste sie wenigstens nicht mehr an diesen Luc denken. Aber dann war die Schale leer und Liliths Gedanken gingen wieder auf Reisen.
    Was hatte Luc nur geritten? Gerade, als sie gedacht hatte, dass sie ihn verstehen würde, ihn vielleicht sogar mögen könnte, hatte er alles mit nur einem Satz zunichtegemacht. Erinnere dich an uns … Wie sollte sie? Sie waren sich doch niemals zuvor begegnet …
    Beim Blick auf den Nachttisch zog sich ihr Magen nervös zusammen. Da lag sie, unberührt. Lucs Kugel. Wie sollte dieses Ding ihr alles erklären können? Welche Macht sollte die Kugel über sie, ihr Leben, ja sogar ihre Vergangenheit haben? Natürlich wollte sie sich erinnern, das war nicht das Thema. Aber sie erinnerte sich eben nicht. Konnte es nicht, weil es da schlichtweg nichts gab, an das sie sich erinnern konnte. Warum begriff er das nicht?
    Lilith beugte sich ein Stück vor und nahm die schillernde Kugel von ihrem Nachttisch. Sie lag immer noch schwer in der Hand und war zugleich wunderschön. Etwas irritierte sie an dem Anblick. Die Kugel hatte sich verändert. Oder bildete sie sich das bloß ein? Sie hob sie höher und näher vor ihre Augen. Schüttelte sie, suchte nach offensichtlichen Veränderungen. Doch ihr wollte nicht auffallen, was ihr daran verkehrt vorkam. Die Kugel erschien ihr zwar immer noch extrem zerbrechlich und in ihrem Innersten schimmerte und glimmerte es nach wie vor wunderschön golden und silbern zugleich, doch mehr verriet ihr ihre Ahnung momentan nicht. Vielleicht war es wirklich nur Einbildung.
    Der Morgen verstrich und als es schon weit nach Mittag war, kam Mom erneut mit einer dampfenden Suppe in ihr Zimmer. Da Lilith schon gehört hatte, wie sie die Treppen nach oben stieg, tat sie bei ihrem Eintreten, als würde sie schlafen. Mom stellte die Mahlzeit auf dem Nachttisch ab und zupfte ein wenig an ihrem Kissen herum. Als sie sich davon nicht wecken ließ, nahm sie das gebrauchte Geschirr und verließ das Zimmer auf leisen Sohlen. Lilith war dankbar, nach ihrer Art von Unterhaltung stand ihr gerade nicht der Sinn.
    Sie löffelte die Suppe und genoss erneut das Gefühl von Wärme und Geborgenheit, die sie beim Schlucken hinterließ. Sie schmeckte … nach Annie.
    Lucs Kugel legte Lilith beim Essen nicht aus den Händen. Sie wollte unbedingt herausfinden, was sich verändert hatte, aber so oft Lilith sie auch betrachtete, ihr Kopf wollte nicht begreifen, was ihre Augen sahen. Sie konnte einfach nicht hinter die Fassade blicken.
    Gefrustet legte sie das kostbare Teil beiseite und schmiegte sich wieder in die Kissen. Mittlerweile war es früher Abend, und je länger sie teilnahmslos in ihrem Bett lag, desto müder wurde sie. Nach einer ihr endlos erscheinenden Zeit trug der Schlaf sie auf sanften Schwingen davon. Trug sie zu Luc …
     
    Sie drehte sich irritiert um sich selbst. Wo war sie? Aber was viel wichtiger war, wie war sie hierher geraten? Noch nie hatte sie etwas dieser Art gesehen. Es war,

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