Lilith - Wunschlos gluecklich
geringschätzig auf Payten, »… musst du dich aber selbst kümmern.«
Na, schönen Dank auch. Payten hing immer noch wie ein nasser Sack an ihm und dachte anscheinend nicht daran, ihn loszulassen. »Du entschuldigst mich bitte?« Luc ignorierte ihren gekränkten Blick, streifte ihre Hände ab und wandte sich Lilith und Camille zu. »Hat eine von euch beiden Lust, eine Runde mit mir zu drehen?« Er rechnete erst gar nicht damit, dass Lilith sich darauf einließ.
»Lilith fährt gern mit dir«, erwiderte Camille und versetzte ihr einen mächtigen Schubs, der sie ihm direkt bis vor seine Brust trieb.
Sie begann mit den Armen zu rudern, um nicht aus dem Gleichgewicht zu kommen. Luc wollte sie abfangen. »Ich schaff das …«, zischte sie und fand knapp vor ihm ihre Balance wieder. Luc hielt ihr dennoch einladend seine Hand entgegen, aber sie stieß sich ab und glitt mit ausdruckslosem Blick an ihm vorbei.
Payten hatte das Szenario vom Rand aus beobachtet und Luc war sicher, dass sie nun wieder ihre Chance witterte. Er wollte es aber nicht herausfinden, stieß sich kräftig ab und holte Lilith im Handumdrehen ein. Er verlangsamte seine Geschwindigkeit und glitt wortlos neben ihr her. Hitze erfasste ihn. Ihre Wut auf ihn ließ sie erglühen und es kam ihm vor, als würde er neben ihr verglimmen.
Kapitel 20
Nachhilfestunden
L ilith stieß sich erbost im Eis ab und glitt davon. Sie war sicher, dass ihr Luc innerhalb der nächsten Sekunden folgen würde.
In ihr brodelte ein Vulkan und sie hatte das Gefühl, dass er kurz vor dem Ausbruch stand. Nur das Warum war ihr noch nicht richtig klar geworden. War es, weil sie Camille ganz offensichtlich mit Luc verkuppeln wollte? Was ja wohl angesichts seines Handelns genau Lucs Absichten waren. Oder, weil sich dieses widerliche Miststück Payten Luc anbot wie ein billiges Flittchen? Tja, vielleicht lag es aber auch daran, dass sie entgegen ihrer Erwartung nun doch etwas mehr über Luc erfahren wollte? Größtenteils lag es aber sicherlich daran, dass sie niemals zugeben würde, dass sie ihn langsam doch interessant fand, und das Gefühl am liebsten abgeschüttelt hätte wie ein lästiges Insekt.
Schon bremste er neben ihr ab und glich seine geschmeidigen Bewegungen ihrer Geschwindigkeit an. Sie zog das Tempo an, aber sie entkam ihm nicht, er hielt mühelos mit ihr Schritt.
»Du läufst gut«, begann er und klang dabei nicht, als ob er außer Atem wäre, während Lilith sich schon mehr als zusammenreißen musste, um nicht vom normalen Atmen in ersticktes Keuchen zu verfallen. Alles schien ihm so dermaßen leichtzufallen. Es war, als würde er ohne große Anstrengungen alles bekommen, wonach ihm der Sinn stand. Perfektes Aussehen, gute Noten, erste Plätze bei irgendwelchen Wettbewerben, das Interesse der Schulschönheiten, Freunde, die sich um ihn scharten wie die Motten um das Licht … Ihre Freunde wohlgemerkt. Doch so leicht konnte und wollte sie es ihm einfach nicht machen, zumal sie nicht einmal wusste, worauf ihr Leben momentan zusteuerte. Also antwortete sie nicht, schlug einen Haken und schlitterte in die entgegengesetzte Richtung davon.
Sie glitt länger als erwartet allein vor sich hin. Als sie schon dachte, dass er aufgegeben hätte, schoss er mit einem Affenzahn an ihr vorbei. In voller Fahrt tat er einen leichten Sprung und schwebte nun rückwärts vor ihr auf dem Eis. Mühelos und ohne sie aus den Augen zu lassen, wich er anderen Schlittschuhfahrern aus.
Angeber!
»Können wir vielleicht von vorn anfangen?«, bat er sie und umschiffte erneut einige im Weg stehende Passanten. Wenn es nicht unmöglich gewesen wäre, hätte Lilith fast geglaubt, dass er über ein weiteres Paar Augen oder wenigstens über irgendwelche Sensoren in seinem Hinterkopf verfügte.
»Wieso?«, gab sie unbeeindruckt von sich und dachte nicht daran, stehen zu bleiben. »Was willst du von mir?«
»Ich will dich kennenlernen. Ist das denn so schlimm für dich, wenn sich jemand … Wenn ich mich für dich interessiere?«
Lilith rammte die Kufen ins Eis und hätte sich fast langgelegt, so abrupt kam sie zum Stehen. »Warum? … Was an mir lässt dir keine Ruhe?«
»Okay, ich sag es dir. Aber renn bitte nicht gleich wieder vor mir davon.« Er wartete einige Sekunden. Erst als sie nickte, fuhr er fort. »Ich bin mir immer noch sicher, dass ich dich kenne. Da du dich aber anscheinend nicht an mich erinnern kannst, würde ich alles dafür tun, dich erneut
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