Lilith - Wunschlos gluecklich
kommt schon klar«, meinte Beth, als er nicht antwortete.
Wieder suchte Luc ihren Blick. Es war ihm wichtig, was Lilith von ihm dachte und das nicht nur deshalb, weil es um sein Überleben ging. Nein. Egal, ob er leben oder sterben würde, er wollte, dass sie ihn mochte. War das wirklich zu viel verlangt?
»Ja, komm mit, Payten ist sicherlich auch da …«, forderte Lilith ihn urplötzlich auf und hielt seinem sehnsüchtigen Blick stand. Sie hatte Camilles Frage also doch mitbekommen. Aber Luc ließ sich nicht ärgern, denn ihr Lächeln stand ihr einfach wunderbar zu Gesicht. Auch wenn es nicht ihre Absicht war, Luc damit zu verzaubern. Und noch etwas verzauberte Luc. Sie hatte ihm soeben ihre erste richtige Emotion gezeigt. Sie war tatsächlich eifersüchtig. Wenn sie anders nicht zu ködern war, dann vielleicht so.
»Payten?«, wiederholte er und klang dabei so fasziniert, als wäre Payten die zarteste Versuchung auf der Schule. Was sie für die Jungen, zumindest nach Liliths Aussage, wohl auch war. Wenn Lilith doch nur verstehen würde, dass sie die Einzige war, die ihn interessierte … Er wandte sich wieder Camille zu. »Okay, ich komm mit. Wo treffen wir uns?«
Die materialisierten Schlittschuhe locker geschultert, traf Luc pünktlich um fünfzehn Uhr am ausgemachten Treffpunkt im Park ein. Lilith saß genau auf der Bank, auf der sie vor einigen Tagen noch gemeinsam gesessen hatten, und schnürte sich ihre Schlittschuhe. Camille stand noch bei ihr und wartete, aber die anderen drehten schon die ersten zaghaften Kreise auf der glatten Eisschicht des Sees.
»Luc!«
Eine schrille Stimme riss ihn aus seinen Beobachtungen. Ein Arm hakte sich bei ihm unter, und als er sich umwandte, blickte er in zwei rehbraune Augen.
»Wie schön, dich hier zu sehen. Ich wette, du machst eine gute Figur auf dem Eis«, hauchte Payten ihm fast Auge in Auge zu. Mit ihren Schlittschuhen an den Beinen war sie fast genauso groß wie er und ihre Lippen schwebten geradezu gefährlich nahe vor seinen.
»Payten! Hi. Auch schön, dich zu sehen.« Luc sah an ihr vorbei. »Wo hast du Jay gelassen?« Er hoffte, ihr so klarzumachen, dass er sich keinesfalls zwischen sie und ihren Freund drängen würde.
»Jay?«, wiederholte Payten gedehnt und setzte einen rätselhaften Gesichtsausdruck auf, doch gleich darauf fing sie sich wieder und ihr zuckersüßes Lächeln kehrte zurück. Sie schien etwas erstaunt, dass er den Namen ihres Freundes kannte, obwohl er doch erst den zweiten Tag auf die North Canyon High ging. Lucs Blick huschte zurück zur Parkbank, aber sie war leer. Lilith war erneut vor ihm geflüchtet. Klar, sie hatte ihn bestimmt mit Payten im Schlepptau hier stehen sehen. Mist. Vielleicht war es doch keine so gute Idee gewesen, Lilith mit ihrer Eifersucht zu ködern.
»Luc?« Payten rüttelte an seinem Arm. »Zieh deine Schlittschuhe an, das Eis wartet.«
Lilith wartet , dachte er abwesend, nickte aber.
Kaum auf dem Eis, machte sich Luc von der Klassenschönheit, wie Lilith sie immer nannte, los, drehte einige große, elegante Runden und sauste zwei Mal an der kleinen Gruppe seiner Mitschüler vorbei. Er übte vereinzelt leichte Sprünge und kam nach einem Flip nur wenige Zentimeter vor Lilith und Camille zum Stehen. Feiner Eisschnee wirbelte zwischen ihnen auf, als er seine Kufen seitlich ins Eis rammte.
»Wow …«, staunte Camille, »… kann ich bei dir Unterricht nehmen? Das sah ja voll professionell aus.«
Lilith verdrehte die Augen. Er hatte wohl ein wenig zu dick aufgetragen. »Nichts Besonderes«, wiegelte er Camilles Begeisterungssturm ab. »Mein Onkel hat eine Eislaufbahn, ich durfte immer umsonst laufen, das ist alles.«
Camille lächelte, während Liliths Miene unbeeindruckt blieb. »Na, das erklärt einiges.«
Jemand schoss unvermittelt und mit voller Wucht in Lucs rechte Seite und er kam ins Wanken. Kufen suchten zwischen seinen Beinen kratzend nach Halt, während sich scharfe Fingernägel in seine unbehandschuhten Hände krallten. Lange, blonde Haare wirbelten vor seinem Gesicht umher und Luc hatte Mühe, sich und Payten auf den Beinen zu halten. Er bereitete sich schon darauf vor, unsanft auf dem Eis aufzuschlagen, als ihn zwei starke Hände bei den Schultern packten und sie beide damit wieder ins Gleichgewicht brachten.
»Danke, Damian. Ohne dich hätte ich mir jetzt bestimmt ein paar Gräten gebrochen.«
Damian winkte ab. »Keine Ursache, Mann. Um das andere Problem …«, er deutete
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