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Lilith - Wunschlos gluecklich

Lilith - Wunschlos gluecklich

Titel: Lilith - Wunschlos gluecklich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tine Armbruster
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Sicht.
    Dieser Luc kannte ihr beschissenes Leben besser als sie selbst und vielleicht wusste er sogar Dinge über sie, die niemals jemand erfahren sollte.
    Er streckte eine Hand nach ihr aus, wollte damit unverkennbar über ihre Wange gleiten, und brach so den Bann, der sie hatte erstarren lassen. Aufkeuchend machte sie einen Satz von ihm weg. Drängte sich zusammengekauert gegen das Kopfteil ihres Bettes, während er weiterhin am Fußende verweilte. »Woher weißt du das alles? Wieso kennst du dich so gut in meinem Leben aus?«
    »Das kann ich dir nicht sagen … ich darf es nicht, versteh doch …« Angst breitete sich aus wie Nebel an einem kühlen Morgen. Angst vor ihm. Ihm und seiner unnatürlichen Gabe.
    Sie wusste, dass da irgendetwas war, ihr irgendetwas fehlte. Dieses Gefühl schleppte sie schon seit einigen Tagen wie eine tonnenschwere Last mit sich herum. Es fehlte ein letztes Puzzleteil, ohne das ihr Leben zwar ganz okay erschien, aber nie vollkommen sein würde. Nie wirklich perfekt. Es tat weh – so weh, sich das einzugestehen. Und obwohl es so einfach schien, nachzugeben, dieses fehlende Teil konnte doch unmöglich Luc sein. Er durfte es nicht sein, denn dann würde unumstößlich feststehen, was sie schon lange vermutete. Nämlich, dass sie verrückt war. Konnte man für so etwas in die Klapsmühle eingewiesen werden?
    Unaufhaltsam kroch die Angst in jede Ecke ihres Körpers und versagte ihr jegliches rationale Handeln. Sie konnte nicht mehr klar denken, geschweige denn dagegen ankämpfen. So gab sie dem Drang nach, gab auf und wählte den für sie einfacheren Weg. Sie wollte die Erinnerung an ihn nicht mehr finden. Denn schon der Versuch tat ihr weh. Sie konnte keine Schmerzen mehr ertragen. »Verlass sofort mein Haus!«
    Er sah sie fragend an. Lilith fiel auf, dass auch er nun etwas unsicher und verschreckt wirkte. »Ich soll was?«
    »Verschwinden«, bat sie ihn erneut. »Verschwinde aus meinem Leben und lass dich nie wieder in meiner Nähe blicken! Du bist ein Freak! Entweder das, oder ich werde verrückt … Und nun sag mir, was ist besser?«
    Lucs Miene verhärtete sich. Zum ersten Mal, seit sie ihn kannte, schien er wütend zu werden. Er schnaubte verächtlich und baute sich drohend vor ihr auf. »Stalker? Freak?«, fragte er barsch und seine Augen funkelten ihr wütend entgegen. »Hast du noch andere Kosenamen für mich?«
    Sie wandte sich von ihm ab, konnte seinen Blick, in dem so viel Wut, Kummer, Fassungslosigkeit und Schmerz lagen, einfach nicht ertragen. »Raus hier!«
     
    *
     
    Luc widerstand dem Drang, sich an Ort und Stelle aus ihrem Zimmer zu entmaterialisieren. Er war wütend und Liliths Worte schmerzten mehr, als er ertragen konnte. Das Schlimmste war, dass er aufgab. Er konnte nie ihr fehlendes Stück zum Glück werden, denn sie vertraute ihm nicht. Jedenfalls nicht so sehr, wie es die voranschreitende Zeit geboten hätte.
    Ohne ein weiteres Wort stand Luc auf und erfüllte ihr ihren Wunsch. Er packte seine Sachen und ging. Wahrscheinlich hätte er bleiben sollen, sie zwingen sollen, die Kugel gleich vor seinen Augen zu benutzen. Aber immer noch tat er alles, was sie wollte, und dies würde er wahrscheinlich auch weiterhin tun. Bis zu seinem letzten Atemzug.
    Auf der Straße angekommen, flüchtete Luc hinter einen Busch und hüpfte von dort aus direkt zurück in seine Kanne auf Liliths Nachttisch. Er schrie, schlug und trat um sich. Er warf seine Möbelstücke durch die Gegend, schrie immer noch aus Leibeskräften und entwickelte sich zu einem kleinen, rasenden Tornado, der eine Spur der Verwüstung in seinem Zuhause hinterließ.
    Als seine Wut verraucht war und er sich wieder ein wenig besser im Griff hatte, konnte er Lilith durch die dünne Metallwand hindurch weinen hören.
    Schmerz durchfuhr ihn, denn es zerriss ihm das Herz und es tat ihm leid, dass er so weit gegangen war. Er hatte sie, ohne auch nur einen Hauch von Rücksicht, einfach achtlos ins kalte Wasser gestoßen. Ihr Dinge aus ihrem Leben erzählt, die jemand wie er nicht wissen konnte. Klar, dass sie ihn für einen Freak hielt. Was hatte er bei dieser Aktion auch anderes erwartet?
    Aufstöhnend und atemlos wanderte Lucs Blick über seine ramponierte Zimmereinrichtung und in dem Moment war er froh, sich während seines Wutausbruches nicht mehr in Liliths Zimmer befunden zu haben. Den Großteil seiner Möbel hatte er kurz und klein geschlagen. Der Rahmen seines Bettes war gebrochen und ein Standbein lag ebenso

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