Lilith - Wunschlos gluecklich
abgesplittert auf dem Fußboden wie das ehemalige Kopfteil. Die Laken waren genauso wie die Matratze in Fetzen gerissen. Federn wirbelten aufgescheucht um ihn herum, als er sich hineinplumpsen ließ, und blieben schließlich auf seiner überhitzten Haut kleben. Luc schloss die Augen und fragte sich, wie er nur so sehr außer Kontrolle geraten konnte. Wäre er nicht allein in seinem Zuhause gewesen, er hätte ernsthaft jemanden verletzen können. Er hätte Lilith verletzen können, die ihm wichtigste Person in seinem Leben.
Er beschloss, noch nicht aufzugeben. Noch blieb ihm etwas Zeit. Wenn er richtig lag, würde er die Chance haben, Lilith noch einmal im Cadillac zu treffen.
In der Schule würdigte Lilith ihn am Morgen keines Blickes. Sie tat, als existiere er in ihrem kleinen Kosmos schlichtweg überhaupt nicht mehr.
»Lief wohl nicht so gut?«, fragte Camille mit gerunzelter Stirn, als sie zusammen an der Essensausgabe anstanden. »Ich meine, deine Nachhilfe gestern.« Camilles Blick war entschuldigend. Luc zuckte nur mit den Schultern. »Ich weiß, sie ist schwierig, aber gib ihr Zeit«, versuchte sie, ihn aufzumuntern.
Er lächelte Camille müde an und bedeutete ihr, weiter aufzurücken. Wenn du wüsstest . Ihm blieb einfach keine Zeit, um Lilith mehr davon abgeben zu können …
Auch beim Essen schaffte es Lilith, ihn gekonnt zu ignorieren. Jedes Mal, wenn ihn einer ihrer Freunde in ein Gespräch mit einbezog, wechselte Lilith geschickt das Thema, und er war wieder außen vor. Er zog sich vorerst zurück, schnappte sich sein Essen und verließ wortlos die Mensa. Noch bevor er wusste, wohin ihn seine Füße trugen, verließ er schon das Schulgelände. Würde sich Lilith nicht noch eines Besseren besinnen, würde sein Tadel wegen unerlaubten Fernbleibens vom Unterricht an diesem Abend genauso verrauchen wie er selbst.
Luc lief und lief, gefühllos, ziellos, blind – bis er Stunden später genau dort ankam, wo er schon die ganze Zeit sein wollte. Im Cadillac. Den Haupteingang fest im Blick, bestellte er bei Stacy eine Coke und wartete. Gefühlte Stunden passierte nicht das Geringste. Es war noch früh am Nachmittag und nur hin und wieder verirrten sich einige Schüler auf einen Drink und einen kurzen Plausch ins Cadillac. Stacy brachte Luc zwischenzeitlich seine fünfte Cola und ein Blick auf die Uhr ließ sein Herz schneller und vor allem erwartungsvoller schlagen. Mittlerweile waren die Zeiger auf kurz vor siebzehn Uhr vorgerückt. Er betete, dass es Lilith auch an diesem Abend ins Cadillac ziehen würde, und schon sah er Camilles blonden Haarschopf am Eingang auftauchen, gefolgt von Bethany und … Lilith.
Luc duckte sich und ließ sich tief in seinen Sitz gleiten, um zu verhindern, dass Lilith ihn zu früh entdeckte und mal wieder panisch die Flucht ergriff. Ihre Clique setzte sich um Lilith versammelt zusammen und Stacy ließ wie gewohnt nicht lange auf sich warten. Luc verstand nicht, was sie sagte, aber plötzlich deutete Stacy in seine Richtung, und alle Köpfe an Liliths Tisch fuhren zu ihm herum. Alle schenkten ihm ein warmherziges Lächeln, alle außer Lilith. Camille winkte ihn an ihren Tisch, worauf Liliths Miene ein klein wenig eisig wurde. Luc erhob sich und startete seinen wohl letzten Versuch.
Er grüßte nicht, richtete seine ganze Konzentration allein auf Lilith und blendete die anderen so gut es ging aus. »Darf ich bitte mit dir reden?« Er erwartete fast, dass sie sofort die Flucht ergriff. Doch sie blieb. Die Augen der anderen huschten ungläubig zwischen ihnen hin und her.
»Klar, rede«, erwiderte sie und ihr Blick riet ihm, nicht zu viel von ihr zu verlangen.
Er seufzte. »Allein … Bitte.«
Camille beugte sich zu Lilith und flüsterte etwas für Luc Unverständliches in ihr Ohr. Lilith verdrehte die Augen, nickte und stemmte sich von der Sitzbank empor. »Da drüben.« Sie deutete zwei Tische weiter. »Was willst du?«, fragte sie gehetzt, als sie außer Hörweite der anderen waren.
»Weißt du das denn immer noch nicht? Ich will dich, Lilith. Ich liebe dich. Erkennst du das nicht?«
»Wie kommst du nur auf die Idee, dass du mich liebst? Du kennst mich doch gar nicht!«
»Aber ich hab es dir doch erklärt … Ich kenne dich, auch wenn du dich nicht an mich erinnerst. Ich … ich kann dir nicht mehr dazu sagen - noch nicht, aber bitte glaube mir. Ich habe dir doch geschworen, dich nicht zu belügen. Benutze die Kugel … Sie wird es dir zeigen …«
Lilith hob
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