Liliths Hexenhöhle
gegangen, wenn er da gewesen wäre. Sie will wohl mit mir allein sein, dachte Sheila. Mal sehen, was dabei herauskommt. Sie ging mit zwei Gläsern und einer Flasche Wein ins Wohnzimmer, wo Corinna am Fenster stand und nach draußen schaute. Als sie Sheila’s Schritte hörte, drehte sie sich um. Auf ihren Lippen lag ein Lächeln. »Toll hast du es hier, wirklich.«
»Hör auf.« Sheila stellte die Gläser und die offene Flasche auf den Tisch. »Du tust so, als wärst du noch nie hier gewesen.«
»Ist lange her. Da vergisst man einiges.«
»Ja, das stimmt. Trotzdem hast du dich noch an mich erinnert.«
Corinna lachte. »Ich vergesse eben nicht so leicht, was man mir an wichtigen Dingen sagt.«
»Genug der Schmeicheleien. Setz dich irgendwo hin.«
Bevor Corinna Heller ihren Platz eingenommen hatte, floss bereits der Wein in die Gläser. Sehr rot, sehr dunkel, beinahe schon violett.
»Der sieht ja gut aus, Sheila.«
»Es ist ein Tropfen aus Australien. Du wirst es erleben, auch am Ende der Welt zieht man hervorragende Gewächse.«
Die Frauen griffen nach den Gläsern. Sie kosteten den Wein mit den Nasen, waren sehr zufrieden und stießen an, bevor sie die ersten Schlucke tranken.
Während Corinna Heller die Augen geschlossen hielt, um das Getränk zu genießen, dachte Sheila nach. Auf der einen Seite fand sie es gut, dass Corinna zu ihr gekommen war, auf der anderen fragte sich Sheila, was sie wirklich von ihr wollte. So harmlos sie sich auch gab, Sheila kam es trotzdem vor, als wäre sie von einem Geheimnis umweht. Vielleicht soll ich auch ausgefragt werden, dachte Sheila. Und es gefiel ihr ebenfalls nicht, dass ihr Mann Bill nicht da war. Sie hatte ihm nicht erzählt, dass sie Besuch bekommen würde.
Corinna stellte das Glas ab. »Wirklich ein Tropfen, mit dem du Ehre erlangen kannst, Sheila.«
»Das sagte ich.«
Corinna trank noch mal. Danach stellte sie das Glas weg und schlug die Beine übereinander. »Jetzt fühle ich mich wohler«, gab sie bekannt. »Das hat einfach sein müssen, verstehst du. Irgendwie habe ich das Gefühl, von allem weg zu sein.«
Sheila begriff die Worte nicht. Sie schüttelte leicht den Kopf. Dann wollte sie nachfragen, aber Corinna kam ihr mit einer Bemerkung zuvor. »Sag mal, du hast es wirklich geschafft, die Dinge für deinen Mann interessant zu machen?«
»Klar, habe ich.«
»Finde ich super. Wie lange ist er denn weg?«
Sheila gab sich gelassen und zuckte mit den Schultern. Ihr war nicht anzusehen, dass sie die Frage ein wenig irritierend fand. »Lass mich nachdenken, Corinna. Das war vor knapp einer Stunde, kann ich sagen. Da ist er gefahren.« Von John Sinclair und Suko erzählte sie nichts. Eine innere Stimme riet ihr zur Vorsicht.
»Hat es lange gedauert, bis du ihn hast überzeugen können?«, erkundigte sich die Besucherin.
Sheila wusste nicht so recht, welche Antwort die richtige war. Sie ließ sich Zeit und wiegte den Kopf. »Nein, wenn ich ehrlich sein soll. Zu lange hat es nicht gedauert. In der Regel ist es ja so, dass er die Initiative ergreift. Nun war es umgekehrt. Ich habe angefangen, und Bill war...«, sie lachte jetzt, »... so etwas wie ein gehorsamer Ehemann. Er hat mir vertraut, und ich habe dir vertraut.«
»Das war wirklich gut, Sheila.«
»Aber warum hast du gefragt? Fürchtest du Bill? Nein, das glaube ich nicht. Du hast ihn doch kennengelernt. Er ist durchaus ein Mann, mit dem man auskommen kann. Er ist zudem offen für alles Neue. Und da genau für bestimmte Dinge. Das brauche ich dir nicht zu erzählen, sonst hättest du dich nicht an uns gewandt.«
»Stimmt.« Corinna presste die Lippen zusammen und stieß die Luft durch die Nase aus. »In diesem Haus werden in der Tat Feste gefeiert, die mehr als ungewöhnlich sind.« Sie warf Sheila einen schrägen Blick zu. »Du verstehst...«
»Nein, eigentlich nicht. Wenn du gewisse Dinge allerdings so stark betonst, könnte es vielleicht sein, dass du damit sogenannte Orgien meinst? Sex-Exzesse, von denen man hin und wieder in den Zeitungen liest, wenn sie in den höchsten Kreisen Vorkommen.«
Corinna Heller lachte.
»Orgien?«, wiederholte sie und lachte. »Nein, das nicht. Oder nicht so, wie du es siehst. Aber der Ausdruck ist nicht unbedingt falsch. Mit Sex hat es auch etwas zu tun. Allerdings mehr indirekt. Man feiert die Feste zu Ehren der Hölle oder des Teufels. Ganz wie du willst.«
»Ja, das hast du schon gesagt. Es sind auch nur Frauen, das konnte ich schon behalten.«
»Dabei ist es
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