Liliths Hexenhöhle
ihrer eigenen Meinung schüttelte Sheila den Kopf, weil sie es noch immer nicht wahrhaben wollte.
»Doch, meine Liebe, es ist so, wie ich es dir gesagt habe. Ich gehöre dazu.«
»Ja – denn.« Sie merkte, dass ihre Lippen trocken geworden waren. Mit der Zunge feuchtete sie sie an und senkte den Kopf. Dass mit Corinnas Besuch etwas nicht stimmte, das hatte sie sich schon gedacht. Dass er sich jedoch zu einem derartigen Höhepunkt entwickeln würde, damit hatte sie nicht rechnen können. Sie musste zugeben, dass es Corinna raffiniert angestellt hatte. Durch einen Tipp war es ihr gelungen, Bill aus dem Haus zu locken. Sheila dachte plötzlich intensiv an ihn. Sie malte sich aus, wo er möglicherweise sein und in welche Gefahr er dabei geraten sein konnte. Diese ängstlichen Gedanken bescherten ihr einen roten Kopf. Als sie ihn wieder anhob und Corinna Heller anschaute, da sah sie ihr neutrales Lächeln.
»Du kannst es noch immer nicht fassen, wie?«
»Nein, das kann ich nicht. Das fällt mir einfach zu schwer. Das will ich auch nicht glauben.«
»Dann kennst du Lilith nicht.«
»Zum Glück«, flüsterte Sheila. »Ich will sie auch nicht kennen. Das ist mir zu gefährlich. Es reicht, was ich über sie gehört habe. Mich kann man nicht in diesen Hexenclub hineinzwängen.«
»Das hat auch niemand vor.«
»Weshalb bist du dann gekommen?«
Corinna schürzte die Lippen. »Das ist eine ausgezeichnete Frage, Sheila. Sagen wir mal so. Ich habe es geschafft, dem Club zu entwischen. Ich bin geflohen.«
»Das ist immerhin etwas. Doch auch dafür muss es einen Grund geben, denke ich.«
»Klar, den gibt es. Es ist wie bei allen Dingen im Leben. Irgendwann haben auch die extravagantesten Dinge ihren Reiz verloren. Da werden sie zu normal oder auch zu gefährlich. Man merkt, dass man sich geirrt hat.«
»Weiter bitte.«
»Ich habe mich geirrt. Es war nicht der richtige Weg. Jetzt möchte ich ihn verlassen.«
»Kann ich verstehen«, sagte Sheila leise. »Aber hast du ihn nicht schon verlassen?«
»Wieso?«
»Du sitzt hier bei mir im Haus. Du hättest doch eigentlich woanders sein sollen.«
»Genau«, erklärte Corinna lächelnd. »Ich habe mich abgesetzt. Es ist ein Risiko, denn ich weiß, dass Lilith keine Abweichler duldet. Deshalb befinde ich mich auch in großer Gefahr. So wie ich denken auch die anderen. Sie wollen aus dieser für sie fremden Existenz heraus und wieder normale Menschen werden. Ob sie es schaffen, ist fraglich. Ich aber habe den Versuch unternommen.«
»Hier bei mir.« Sheila lachte. »Was willst du hier? Willst du dich verstecken?«
»Nein. Es gibt kein Versteck auf der Welt, das vor Lilith sicher ist. Ich möchte dich bitten, mir auf dem Weg beizustehen. Ja, ich will, dass du mir hilfst.«
Sheila zog die Nase hoch. Der Verlauf des Gesprächs gefiel ihr nicht, ebenso wenig wie Corinnas prüfender Blick. Nach ihrer Ansicht passten gewisse Dinge nicht zusammen. Sie wusste auch nicht, ob sie Corinna trauen konnte oder nicht. Sheila entschied sich für das zweite.
Sie wollte ihre Antwort nicht zu abweisend formulieren und sagte mit leiser Stimme. »Das ist ja alles sehr ehrenvoll, dass du an mich gedacht hast. Aber ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, wie ich dir helfen soll.«
»Ich schon.«
»Glaube ich.« Sie wollte erst gar nicht hören und sagte deshalb: »Es interessiert mich nicht. Es ist für mich völlig absurd, Corinna. Damit habe ich nichts am Hut.«
»Du kannst dich nicht wehren, Sheila.«
Mit einer derartigen Antwort hatte sie gerechnet. Eine Frau wie Corinna besuchte sie nicht nur, um über dieses Thema zu plaudern. Sie hatte einen Plan geschmiedet.
»Willst du mich zwingen?«
Corinna wiegte den Kopf. »Ich möchte einen so hart klingenden Satz nicht unterschreiben, Sheila, aber letztendlich läuft es darauf hinaus. Dies ist eine Frauensache, und nur wir Frauen können sie auch zu Ende bringen.«
»Deshalb hast du dafür gesorgt, dass ich allein bin. Du hast Bill praktisch aus dem Haus gelockt.«
»Stimmt. Dazu stehe ich auch. Es ging nicht anders, verstehst du? Ich musste mit dir allein sein.«
»Was ist mit dem Haus? War das auch ein Bluff? Wird Bill hinfahren und ein abgerissenes Gebäude vorfinden? Sind diese ganzen Hexenorgien nur eine Erfindung von dir gewesen?«
»Wo denkst du hin, Sheila? Ich lüge dich nicht an. Das Haus gibt es wirklich, und in ihm finden auch die Parties statt. Es ist der Weg zu Lilith.«
Sheila zitterte plötzlich. »Auch für
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