Liliths Hexenhöhle
prallte.
Der Junge blieb stehen und drehte seiner Mutter das Gesicht zu. Sie nickte. »Wir müssen von hier verschwinden, Johnny.«
»Aber wohin?« Er war durcheinander. »Nach draußen? Und wer ist diese Corinna Heller?«
»Später, Johnny, das erkläre ich dir später. Aber wir müssen uns auch verteidigen können.«
»Dads Waffe.«
»Ja, in seinem Zimmer!«
»Die Goldene Pistole?«, fragte Johnny.
»Zur Not auch die.«
Die beiden hatten nur wenige Sekunden für ihre Unterhaltung gebraucht. Corinna Heller hatte sich noch nicht blicken lassen, und so erreichten sie unangefochten Bill’s Arbeitszimmer.
Sheila drückte die Tür zu und lehnte sich dagegen. Johnny, der ziemlich aufgeregt war, durcheilte das Zimmer. Er hatte das Licht eingeschaltet und befand sich auf der Suche nach einem Schlüssel, denn er wollte die Tür von innen abschließen.
»Ich weiß nicht, wo er sich befindet, Junge. Dad schließt ja eigentlich nie ab.«
Conolly junior blieb stehen. Er schaute seine Mutter an. »Was machen wir jetzt?«
»Wir brauchen eine Waffe.«
»Okay, Ma. Aber erst müssen wir die Tür so gut es geht verrammeln.« Johnny setzte seinen Vorschlag sofort in die Tat um. Er war ein kräftiger junger Mann und schaffte es auch, den schweren Ledersessel erst zur Seite zu schieben und dann zu drehen. Danach schob er ihm auf die Tür zu, wobei ihm Sheila half.
Johnny pustete seine Wangen auf. »Das wird sie erst mal stoppen. Aber was ist denn überhaupt los?«
»Sheila winkte ab. Sie stand am Schreibtisch und zog eine der Schubladen an der rechten Seite auf. Dieser Schreibtisch war ein Erbstück. Er hatte einige Jahrzehnte auf dem Buckel. Beste Schreinerarbeit. Groß, mit zahlreichen Schubladen an den Seiten versehen.
Auf ihm wirkte der Bildschirm fast klein. Niemals hätte Bill auf dieses Möbelstück verzichtet. Er fühlte sich dort wohl. Hier schrieb er seine Berichte, und die Platte war groß genug, um auch verschiedene Unterlagen auszubreiten, wenn er recherchierte.
Sheila war dabei, die Laden zu öffnen. Sie wusste, dass ihr Mann hier eine Ersatz-Beretta versteckt hielt, aber die Waffe fand sie erst in den Laden auf der linken Seite. Sie lag unter einem hellgrünen Schnellhefter.
Johnny stand neben dem Sessel an der Tür, als seine Mutter sich wieder aufrichtete. Er horchte nach draußen, doch zu hören war nichts. »Sie ist noch nicht da, Mutter!«
»Sehr gut.« Sheila zog den Schlitten der Beretta zurück. Sie wirkte jetzt entschlossen, ihr Leben zu verteidigen, und der Eindruck malte sich auch auf ihrem Gesicht ab, das um den Mund herum einen harten Zug hatte.
»Hattest du nicht auch die Goldene Pistole erwähnt?«, fragte Johnny vorsichtig.
»Ja. Sie ist im Safe.«
»Du kennst die Kombination.«
Sheila nickte. »Es ist schon okay, Johnny. Lass uns erst mal so zurechtkommen.«
»Wenn es dann nicht zu spät ist.«
»Nein, das denke ich nicht.« Sheila wollte keine Diskussion mehr und auch nicht zugeben, dass sie keine Freundin dieser ultimativen Waffe war. Sie hasste die Goldene Pistole zwar nicht, die mit dem alles zerstörenden Schleim gefüllt war, doch einsetzen würde sie diese Waffe nur im äußersten Notfall und dann auch gegen einen Feind, der nichts Menschliches mehr an sich hatte.
Sheila zog die Rollos vor die beiden Fenster. Sie hatte nicht mal einen Blick in den Garten geworfen. Wichtig war für sie Absicherung. Von außen her sollte sich niemand in der Dunkelheit anschleichen können, um in das erleuchtete Arbeitszimmer zu schauen.
»Es ist schlimm!«, sagte Sheila zu ihrem Sohn. »Da muss man sich schon in der eigenen Wohnung verbarrikadieren. Aber ich sehe keine andere Möglichkeit.«
Johnny behielt seinen Posten an der Tür bei. Er wusste noch immer zu wenig, was ihn auch ärgerte. »Kannst du mir nicht endlich sagen, Mutter, um was es geht? Wer ist diese Frau?«
»Corinna Heller.«
»Das weiß ich. Was hast du mit ihr zu tun?«
»Ich hatte mal was«, begann Sheila und nahm auf der Schreibtischkante Platz, wie sie es oft tat, wenn ihr Mann arbeitete und sie ihm zuschauen wollte. »Es liegt aber länger zurück. Wir hatten beruflich miteinander zu tun.«
»Und weiter?«
Sheila erzählte ihrem Sohn die Geschichte und auch, wie sie wieder an Corinna Heller herangekommen war. Johnny konnte nur staunen und meinte dann, als seine Mutter schwieg: »Das ist eine perfekte Falle gewesen. Ein Wahnsinn! Die hat es tatsächlich geschafft, Dad, John und Suko von hier wegzulocken.«
»Ja,
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