Liliths Hexenhöhle
behalten. »Die Zeit kriegen wir auch noch rum, Ma.«
»Ich hoffe es.«
»Doch, wirklich, das packen wir. Um diese Zeit ist in der Gegend, aus der Dad und Suko kommen, nicht viel Verkehr. Die sind bestimmt schon früher hier.«
Sheila musste lächeln, als sie die Worte ihres Sohnes hörte. Er wollte ihr Mut machen. Er kannte sie lange genug, um zu wissen, wie sie zu den Dingen stand. Spaß hatte es ihr noch nie gemacht, dass sie immer wieder in diese beklemmenden Situationen hineingerieten. Schon vor ihrer Ehe hatte es angefangen und sich über all die Jahre hingezogen. Johnny war damit aufgewachsen. Sheila hatte nichts dagegen tun können, und sie hatte sich auch nicht aus egoistischen Gründen zwischen Bill und John gestellt, um die Freundschaft der beiden Männer nicht zu gefährden.
Aber sie hatte schon zurückstecken müssen, und das war nicht einfach für alle gewesen. Wie oft waren sie in diesem Haus schon angegriffen worden. Selbst beim Bauen hatte es Ärger gegeben, als Destero, der Dämonenhenker, erschienen war.
Und dieser Ärger hatte sich hingezogen, und er würde weitergehen, denn ein Zurück gab es nicht. Johnny hatte sich ebenfalls daran gewöhnen müssen. Der Junge hatte seine Schule beendet. Er würde bald zu studieren anfangen. Er hatte sich noch nicht entschieden, welche Fächer in Frage kamen, aber Johnny hatte schon davon gesprochen, es seinem Patenonkel nachzumachen und auch den Beruf des Vaters nicht aus den Augen zu lassen. Die Jagd nach Dämonen und den Mächten der Finsternis konnte da zu einem Lebensinhalt werden. Konkret hatte er sich noch nicht ausgedrückt, und Sheila hütete sich auch, entsprechende Fragen zu stellen. Sie wollte sich nicht in Johnny’s Leben einmischen. Das hatte sie früher schon zu intensiv getan.
Ihr Sohn betrachtete die Tür skeptisch. »Ich glaube, ich habe etwas gehört.«
»Sie?«
»Wer sonst.«
Sheila rutschte von der Schreibtischkante. Sie hielt die Beretta mit beiden Händen fest, die Mündung allerdings zeigte zu Boden. Wenn es sein musste, würde sie die Pistole in Position bringen und sofort schießen. So vorsichtig Sheila sich auch gab, irgendwo war auch eine Grenze, da sprang sie dann über den eigenen Schatten.
Johnny hatte sich nicht geirrt. Es war etwas zu hören gewesen, denn jetzt vernahm es auch Sheila.
Von der anderen Seite her erhielt die Tür dumpfe Schläge. Wahrscheinlich waren sie von Fausthieben verursacht worden, und da gab es nur eine, die dazu in der Lage war.
Sheila sah, dass Johnny etwas sagen wollte. Sie schüttelte schnell den Kopf, und so hielt Johnny den Mund.
Das Klopfen verstummte. Zeit, um aufzuatmen bekamen die beiden trotzdem nicht, denn wenig später hörten sie Corinnas Stimme. Sie troff vor Heimtücke und Hass. »Glaubt nur nicht, dass ihr mir entkommen könnt, ihr beiden. Nein, nicht ihr. Jetzt hole ich mir auch noch deinen Sohn, Sheila.«
»Versuch es!«
Corinna Heller lachte nur. Dann bewegte sich die Klinke. Sie wollte die Tür aufdrücken, was ihr auch um eine Winzigkeit gelang, dann aber sperrte der schwere Sessel.
Er war wirklich ein Hindernis, das so leicht nicht aus dem Weg geräumt werden konnte. Zudem war Johnny nicht untätig gewesen. Er stemmte sich gegen das Sitzmöbel und drückte es so weit zurück, dass die Tür wieder ins Schloss fiel.
Corinna Heller war zunächst überrascht, denn sprechen konnte sie nicht. Die Tür erhielt einen dumpfen Schlag. Wahrscheinlich hatte sie voller Wut dagegengetreten.
Johnny, der auf der Lehne saß, grinste seine Mutter breit an. »Das war schon mal gut, aber wie genau kennst du sie?«
»Warum fragst du?«
»Du hast doch gesagt, dass sie eine Hexe ist. Hexen haben ja bestimmte Kräfte, von denen wir nur träumen können. Wenn das alles hinkommt, wird es für sie kein Problem sein, in das Zimmer einzudringen.«
»Ja.« Sheila nickte vor sich hin und flüsterte: »Sie hat keine Seele.«
»Ach. Ehrlich nicht?«
»Wenn ich es dir sage. Man hat ihr die Seele genommen, weil man sie für andere Zwecke gebrauchen wollte.« Sheila Conolly runzelte die Stirn. »Durch ihre Seele schafft sie es, einen Korridor aufzubauen. Das ist ein Weg in eine andere Welt und Dimension. Dorthin ist auch wohl John gegangen. Sie wollte mich ja mitschleifen, da wäre ich aus dem Verkehr gezogen worden...«
»Das schafft sie nicht.«
Sheila hob die Schultern. »Ich denke, dass wir nicht übermütig werden sollten.«
»Außerdem sind Suko und...«
Schläge gegen die Tür
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