Liliths Hexenhöhle
mein Sohn. Und ich, nein, wir alle sind darauf reingefallen. Sie kennt mich verdammt gut. Sie wusste genau, wie ich reagieren würde. Ich würde meinen Mann nicht allein losziehen lassen. So ist es dann auch gewesen. Sie zog die Nase hoch und schüttelte den Kopf. »Egal, wir müssen warten, bis dein Vater hier eingetroffen ist.«
»Kann das dauern?«
»Nun ja. Dieses Haus, von dem ich dir berichtet habe, liegt nicht eben in der Nähe. Da sind sie schon eine Weile unterwegs, um herzukommen. So lange müssen wir aushalten.«
»Klar, machen wir.« Johnny, der auf der wulstigen Sessellehne hockte, nickte. »Ich frage mich nur, Mutter, wie wir diese Heller einstufen sollen. Ist sie ein Mensch? Ist sie beeinflusst worden? Zählst du sie zu den Dämonen in menschlicher Gestalt?«
»Sie ist eine Hexe, Johnny.«
»Ach.« Damit wusste der Junge schon etwas anzufangen. »Besitzt sie magische Fähigkeiten? Kann sie...«
»Das weiß ich nicht genau, Johnny. Sie hat es mir noch nicht beweisen können. Allerdings weiß ich auch, dass ihr die Seele fehlt und sie in einer direkten Verbindung zu der Ur-Dämonin Lilith steht. Demnach muss sie schon eine gewisse Macht besitzen sowie eine Brutalität, gegen die wir es schwer haben werden, anzukommen.«
»Was wollte sie denn genau? Du hast vorhin von einem Entführen oder Mitnehmen gesprochen...«
Sheila nickte heftig. »Genau das ist es gewesen. Sie wollte mich holen und stand schon kurz davor, aber dann bist du zum Glück gekommen.«
»Und wohin?«
»In ihre Welt. Oder in Lilith’s Welt. So genau kann ich dir das nicht sagen. Wahrscheinlich sollte ich zur Hexe werden. Bestimmt sogar«, berichtigte sie sich, »und es ging ihnen auch nicht nur um mich allein. Ich kann mir vorstellen, dass der Angriff auf mich auch einer auf das gesamte Team ist.«
Johnny strich über sein Haar. »Verdammt, das ist ein Hammer.«
»Nein, Lilith.«
»Sie hasst euch, nicht?«
»Sie wird auch dich hassen, Junge. Sie hat lange genug gewartet, um den Angriff starten zu können. Wie es aussieht, hat sie damit sogar Erfolg gehabt.«
»Wir sollten Dad Bescheid geben, dass wir noch leben.«
Sheila’s Augen leuchteten auf. »Gute Idee.« Sie brauchte nur den Arm vorzustrecken, um das Telefon zu erreichen. Bill’s Handy-Nummer kannte sie auswendig. Sie wählte und hoffte, dass ihr Mann das flache Ding nicht abgeschaltet hatte.
Er hatte es nicht und meldete sich mit einer Stimme, die gehetzt klang.
»Sheila!« Er rief den Namen so laut, dass sogar Johnny ihn verstehen konnte. Was ist denn...?«
»Es ist nichts«, sagte sie. »Wir haben noch mal Glück gehabt. Johnny ist zufällig gekommen. Stell jetzt noch keine Fragen und hör mir bitte genau zu.« Sheila sprach leiser. Sie wollte nicht, dass außer Johnny noch eine andere Person von diesem Gespräch erfuhr. Es konnte sein, dass sich Corinna Heller vor der Tür aufhielt und nur darauf wartete, eingreifen zu können.
Der Reporter hielt sich an die Regel, obwohl es ihm schwer fiel. Sheila konnte sich vorstellen, wie es ihm ging. Wie er im Wagen hockte und ihm der Schweiß aus den Poren lief, während er angestrengt zuhörte.
»So, jetzt weißt du alles«, sagte sie zum Schluss.
»Okay, Sheila. Mir ist ein Stein vom Herzen gefallen. Fühlt ihr euch denn sicher?«
Sie musste lachen. »Das ist leicht untertrieben. Es wäre besser, wenn wir nicht zu lange hier allein im Haus bleiben müssen. Wo seid ihr denn jetzt?«
»Suko tut sein Bestes. Trotzdem wird es noch gut zwanzig Minuten dauern, bis wir bei euch sind.«
»So lange halten wir aus, hoffe ich.« Sheila beendete das Gespräch. Es war besser so. Sie wollte ihren Mann nicht zu sehr in Aufregung versetzen. Außerdem musste sie sich auf sich selbst konzentrieren und auf das warten, was möglicherweise noch alles passierte.
Corinna Heller hatte sich nicht gemeldet. Johnny und seine Mutter glaubten nicht daran, dass sie heimlich das Haus verlassen und aufgegeben hatte. Dazu war sie nicht der Typ. Da hätte sie nicht so vieles auf sich genommen. Sie war im Haus, aber sie musste erst einen neuen Plan schmieden.
Eine wie Corinna sah sich noch immer auf der Siegerseite. Zum Glück wusste sie nicht, wen Sheila noch alles mit in den Fall hineingezogen hatte. John Sinclair war nur kurz erwähnt worden. Er saß nicht mit im Rover. Ihm war es gelungen, einen Weg in die andere Dimension zu finden. Sheila hoffte inständig, dass er auch den Weg zurück schaffte.
Johnny hatte seinen Platz an der Tür
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