Liliths Hexenhöhle
gerechnet.«
»Sie hassen dich!«
»Du nicht auch?«
»Ja, aber ich überlasse ihnen das Feld. Sie sollen mit dir spielen, verstehst du? Ich werde dir dann den Rest geben und deinen Kadaver vor Luzifer’s Angesicht schleifen, damit er sich über diesen wahnsinnigen Erfolg freuen kann. Dies und nichts anderes wird unser größter Triumph werden.«
Ich kannte die Worte, da ich sie in ähnlicher Form schon oft genug gehört hatte. Irgendwie ähnelten sie sich ja alle. Ich drehte deshalb auch nicht durch, aber ich überschätzte meine Chancen auch nicht. Das hier war Lilith’s Reich, ihre Welt. Hier regierte das Böse, und ich stand auf verlorenem Posten.
Sie suchte meinen Blick, fand ihn und flüsterte hämisch. »Nun, spürst du bereits die Angst? Steckt sie in dir?«
»Angst hat jeder Mensch.«
»Aber du wirst sie doppelt und dreifach so stark erleben. Wir haben nicht vergessen, welche Niederlagen du uns eingebrockt hast. Das muss ein Ende haben.«
Am meisten ärgerte mich, dass ich wie ein Blinder in die Falle getappt war. Auf der anderen Seite war sie auch so raffiniert aufgebaut worden, dass sie nicht erkannt werden konnte.
Wenn sie mich erst aus dem Weg geschafft hatte, dann würde sie auch leichter an meine Freunde herankommen.
Lilith winkte Norma mit einer lässigen Handbewegung zu, bevor sie ihren Befehl gab. »Binde sie los! Ich kann es selbst nicht mehr mit ansehen. Sie freuen sich doch so sehr, endlich den Beweis ihrer Stärke mit ansehen zu können.«
Norma verschwand sofort aus meiner Nähe, und Lilith nahm sich wieder die Zeit, um sich um mich zu kümmern. »Ich wiederhole es noch einmal, John Sinclair. Sie haben keine Seele. Demnach besitzen sie auch kein Gewissen. Ob sie jemand töten oder jemand lieben, das bleibt bei ihnen gleich.«
»Roboter!«, flüsterte ich.
»Ja, menschliche Roboter.« Ihre Augen leuchteten. »So habe ich sie mir gewünscht.«
»Nur keine Menschen, die selbst denken und entscheiden können. Ich weiß es. Das passt euch nicht. Das ist nicht eure Welt. Ihr braucht Puppen. Es gibt keine freie Entscheidungen. Davor fürchtete sich selbst Luzifer, und deshalb will er unterjochen.«
Ich hatte wohl die Wahrheit gesagt, denn ein Gegenargument hörte ich nicht.
Dafür vernahm ich hinter meinem Rücken andere Geräusche. Es waren zunächst immer die gleichen Laute. Sie klangen auf, wenn die befreiten Frauen aus einer gewissen Höhe auf den Boden sprangen.
Danach erklang ein wohliges Seufzen, denn jede war froh, die Fesseln losgeworden zu sein.
Allmählich wurde es kritisch. Lilith ausgenommen standen acht Hexen gegen mich. Acht Frauen, die kein Gewissen hatten, denen es egal war, ob sie einen Menschen umbrachten oder nicht.
Wie sollte und wie musste ich mich verhalten?
Man hatte mir die Beretta gelassen. Auf Lilith zu schießen wäre Munitionsverschwendung gewesen. Sie konnte darüber nur lachen. Bei ihren Freundinnen war das etwas anderes, und ich würde einige von ihnen schon mit in die Hölle nehmen.
Den Vorsatz behielt ich im Auge, als ich mich langsam umdrehte, um die Seelenlosen von Angesicht zu Angesicht zu sehen.
Es gab keine mehr, die noch am Haken hing. Nur die Stricke pendelten leicht hin und her.
Gesichter mit kalten Augen schauten mich an. Keine Spur von Gnade malte sich darin ab. Sie alle waren in Lilith’s Hexenwelt gefangen, und sie alle hatten zugestimmt. Einer wie ihr brachte man den absoluten Gehorsam entgegen. Das rote Licht strahlte sie weiterhin an. Ich kam mir vor wie jemand, der ein Bordell am Rand der Hölle besucht hatte und die Frauen zunächst anstarrte, abschätzte und sich irgendwann für eine oder für mehrere entscheiden musste.
»Ja, John, sieh sie dir an!«, meldete sich Lilith hinter meinem Rücken. »Schau genau hin. Jede von ihnen ist bereit, dich zu vernichten. Sie warten nur darauf. Jede will dich töten. Sie werden sich über dich stürzen wie die Raubtiere. Sie werden ihre Fingernägel in deinen Hals und in deine Haut hineinschlagen. Sie werden dich zerreißen bei lebendigem Leibe...«
Ich zog meine Waffe. Die Hexen sahen es, und Lilith bekam die Bewegung ebenfalls mit. Sie sah mich im Profil, und sie musste erkennen, wie sich die Pistole aus meiner Hand hervor abmalte.
Für diese Aktion hatte sie nicht mehr als ein hämisches Lachen übrig. »Willst du wirklich schießen, John?«
»Ich lasse mich nicht töten. Zumindest nicht so einfach.«
»Silberkugeln, wie?«
»Sehr richtig.«
»Sie sind lächerlich.«
»Gegen
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