Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Liliths Hexentanz

Liliths Hexentanz

Titel: Liliths Hexentanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
stammen? Haben Sie da eine Ahnung?«
    »Aus Clacton-on-sea. Aber das ist nur eine Vermutung.« Auf ihrer Stirn bildete sich eine senkrechte Furche. »Aber warum fragen Sie mich das?«
    »Es interessiert mich eben.«
    »Sie haben bestimmt etwas damit zu tun, Miß.«
    »Wie kommen Sie darauf?«
    Shirley wurde etwas verlegen. »Beobachtet habe ich Sie und Ihren Begleiter nicht bewußt. Aber man sieht halt aus dem Fenster, und da fällt einem schon öfter etwas auf, ohne daß man es eigentlich will. Sie sind fremd hier, und zu dieser Jahreszeit ist es leer. Da stechen Fremde immer ins Auge. Dann waren Sie noch mit Gil Dawson zusammen. Er ist hier unser See-Sheriff, wie wir ihn immer nennen. Wie Sie so mit ihm zusammen waren, das sah offiziell aus.«
    Jane mußte lächeln. »Gratuliere, Shirley, Sie haben es gut beobachtet.«
    »Ach was.« Sie winkte ab. »Ich sehe eben viel fern. Oftmals Serien, Krimis und so.«
    »Klar, dann sind Sie schon eine Fachfrau.«
    »Auch nicht.« Die Kleine bekam wieder einen roten Kopf. »Es fällt nur eben auf.«
    Aus der Küche oder wo immer her rief eine Frau ihren Namen. Für einen Moment saß Shirley starr, dann nickte sie Jane zu. »Ich muß gehen, meine Mutter hat gerufen.« Sie stand hastig auf. »Bis gleich mal.«
    »Schon gut.« Jane schaute ihr lächelnd nach und schenkte sich eine frische Tasse Kaffee ein. Es war wirklich gut so, daß die Menschen hier nicht erfahren hatten, welches Grauen sich auf dem Boot abgespielt hatte. So blieben Spekulationen, und sie waren längst nicht so schlimm wie die Wahrheit.
    Erst jetzt fiel Jane der zweite Gast wieder auf, der in ihrer Nähe saß. Die Frau hatte sich bisher noch nicht gerührt. Sie trug noch immer den Mantel und drehte Jane den Rücken zu.
    Ihr Haar war halblang geschnitten, eigentlich schwarz, aber von hennaroten Strähnen durchzogen. Zuerst bewegte sich der Stoff, und Jane vernahm ein leises Rascheln. Dann drehte sich die Frau auf ihrem Stuhl um. Sie tat es mit einer untypischen Bewegung. Nicht flott oder zügig, sondern wie eine Schauspielerin, die auf der Bühne eine bestimmte Szene spielt. Und sie behielt die Drehung auch bei, bis sie Jane Collins direkt anschauen konnte.
    Jane blickte zurück.
    Keine wich dem Blick der anderen aus.
    Jane brauchte nicht mal drei Sekunden, um zu wissen, wer da vor ihr saß.
    Es war eine Hexe!
    ***
    Noch immer hatte ich das Bild vor Augen, diesen Zustand des Schreckens, der eigentlich mit Worten nicht zu beschreiben war, weil noch zu viel Gefühl hinzukam. So etwas ließ die Emotionen hochkochen.
    Da war es nicht möglich, eine normale Beschreibung zu geben, ohne daß man sich selbst hineinhängte.
    Ich kam damit nicht zurecht. Auch wenn es sich sonderbar anhörte, aber dieser Anblick auf dem Boot hatte mich tief getroffen. Es war kein Schock, der mich noch im nachhinein erwischte, es war nur die Tatsache, daß es Menschen gab, die so etwas vollbrachten.
    Menschen oder Dämonen?
    Diese Frage konnte ich auch nicht beantworten. Möglicherweise beide, ein Mittelding, wie auch immer, doch zu einem endgültigen Entschluß kam ich leider nicht. Drei tote Hexen!
    Es blieb dabei, und ich dachte daran, daß es noch mehr werden könnten, wenn wir nicht achtgaben. Dabei mußte ich beinahe lachen, wenn ich daran dachte, daß ausgerechnet wir Wesen schützen sollten, die auf der anderen Seite standen und in der Regel von uns bekämpft wurden. Diese Logik nachzuvollziehen, war nicht einfach für mich, aber es gab keine andere Alternative. Ich mußte mich damit abfinden.
    Der Wind war kalt. Ich spürte ihn wegen meines Zustandes als noch kälter. Da ich keine Handschuhe trug, waren meine Finger etwas klamm, als ich die Wagentür aufzog. Ich hätte auch mein Handy nehmen können, um anzurufen, irgendwie war mir die alte Methode über das Autotelefon lieber, als mit dem Apparat am Ohr herumzuspazieren.
    Zuerst mußte ich meinen Chef, Sir James Powell, informieren, um die Karten auf den Tisch zu legen. Er war eingeweiht worden und wartete auf einen Bericht, ebenso wie Suko, mein Freund und Partner.
    Ich ging nicht über Glendas Telefonnummer, sondern rief Sir James direkt an. Er war froh, mich zu hören, aber er merkte schon an meiner Stimme, daß etwas nicht stimmte.
    »Sie klingen so, John, als hätten Sie etwas Schreckliches erlebt. Stimmt das?«
    »In der Tat, Sir.«
    »Legen Sie los!«
    Das sagte sich einfach. Normalerweise tat ich das auch, hier aber mußte ich meine Gedanken sammeln, um die richtigen Worte

Weitere Kostenlose Bücher