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Liliths Hexentanz

Liliths Hexentanz

Titel: Liliths Hexentanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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    Sir James merkte, wie schwer es mir fiel. Er unterbrach mich auch nicht und gab mir die entsprechende Zeit, alles so zu formulieren, wie es meiner Ansicht nach korrekt war. Als ich dann gesagt hatte: »Das ist es gewesen, Sir«, hörte ich ihn tief Luft holen. »Himmel, so etwas kann kaum wahr sein«, sagte er noch nach einer Weile.
    »Leider ist es wahr, Sir.«
    »Ist es müßig zu fragen, was Sie jetzt tun werden, John?«
    »Im Prinzip schon. Ich kann Ihnen leider nicht sagen, wie wir vorgehen sollen. Wir haben keine Spur. Die drei Leichen bringen uns nicht weiter. Noch nicht. Ich möchte deshalb, daß unsere Experten sie untersuchen, ebenfalls das Schiff. Vielleicht finden wir darüber eine Spur.«
    »Hat es einen Namen?«
    »Ja, ›Seewolke‹, wenn ich mich recht erinnere.«
    »Darum werde ich mich dann kümmern, John. Ich werde den Experten sagen, wohin sie sich begeben sollen. Sie warten…?«
    »Ja.«
    »Noch eine Frage. Wie geht es Jane?«
    Ich pustete in den Hörer. »Nicht besonders, obwohl sie nur einmal hingesehen hat, das reichte ihr. Inzwischen hat sie sich wieder gefangen. Ich werde gleich zu ihr gehen. Sie wartet in einem Lokal auf mich. Ist ganz in der Nähe.«
    »Dann grüßen Sie Jane bitte.«
    »Das werde ich machen, Sir.«
    Das Gespräch war beendet, und ich blieb zunächst bewegungslos hinter dem Lenkrad sitzen.
    Die Hände hielt ich gegen mein Gesicht gepreßt, als könnte ich die schrecklichen Bilder aus meinem Gedächtnis tilgen.
    Nach einer Weile ließ ich die Hände sinken und schaute durch die Windschutzscheibe zu den Dünen.
    Es war eine ruhige Gegend. Wie für Menschen geschaffen, die einige Tage in Muße verleben wollten und eine intakte Natur liebten.
    Dennoch oder gerade deshalb hatte der Mensch in die Natur eingreifen müssen. Wer durch die Dünen wollte, mußte auf Bohlenwegen gehen.
    Manchmal sogar vorbei an Stacheldraht, der nicht nur das Dünengras schützte, sondern auch die übrige Flora und Fauna.
    Die Blüte des Sommers war längst verschwunden. Das Gras wirkte grau, und die grüne Farbe verblaßte allmählich. Möwen segelten durch die Luft. Ihre hellen Leiber erinnerten mich oft an die Haut von Toten.
    Die Sonne schien. Nicht grell, sondern fahl und vom leichten Dunst über dem Wasser gedämpft.
    Ich stieg aus, weil mir etwas aufgefallen war. Im ersten Moment hatte ich es nicht registriert, denn mein Blick war in die Landschaft eingetaucht.
    Zugleich hatten sich meine Gedanken noch mit den schrecklichen Taten beschäftigt, so daß mir diese Bewegung mehr im Unterbewußtsein aufgefallen war.
    Etwas war durch die Dünen gehuscht. Kein kleines Tier, es war auch kein Vogel über das hohe Gras gesegelt, diese Bewegung hatte einen anderen Grund.
    Neben dem Wagen blieb ich stehen. Die Tür des Golfs drückte ich ins Schloß. Dann atmete ich die kalte, schon winterliche Luft ein. Mein flüchtiger Gedanke galt dem nächtlichen Fest Halloween. Mir fiel ein, daß es in der folgenden Nacht stattfinden würde. Dann würden sich die Kinder und Halbwüchsigen wieder verkleiden und als Gespenster oder kleine Monster durch die Finsternis laufen, schaurige Gesänge und erschreckendes Lachen ausstoßend. Waren die drei Frauen absichtlich am Tag vor Halloween getötet worden? Sollte es ein Zeichen gewesen sein? Ich hatte schon erlebt, daß übersinnliche Kräfte dieses Fest nutzten, um das tatsächliche Grauen unter die Menschen zu bringen.
    Die Bewegung wiederholte sich nicht. Geirrt hatte ich mich auch nicht, da war ich mir sicher. Etwas war zwischen die Dünen gehuscht, und dieses Etwas hatte sich auf keinem Bohlenweg aufgehalten, sondern außerhalb, wo das Betreten für die Menschen verboten war.
    Ich verließ den Platz am Wagen und ging bis an das Gelände heran.
    Unter meinen Schuhen knirschte der feine Sand, der sich dort wie Schmirgelpapier absetzte.
    Möwen strichen über meinen Kopf hinweg. Sie segelten durch die klare Luft, als wollten sie diesen Tag besonders genießen.
    Das Dünengras kratzte nach den nächsten Schritten über den Stoff der Hosenbeine. Dann hörte ich bei meinen Tritten die dumpfen Laute, die die Bohlen hinterließen. Auch auf ihnen klebte der feine Sand. Er hatte sie leicht rutschig werden lassen.
    Es waren nicht nur Stufen, die in das Gelände hineinführten. Zwischen ihnen befanden sich breite Plattformen, und an den Seiten markierten Geländer den Weg.
    Die Dünen selbst umgaben den Ort wie einen kleinen Halbkreis. Das war schon ungewöhnlich,

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