Liliths Hexentanz
schaute an Jane vorbei. »Was kann sie unternehmen?« murmelte die Hexe mehr zu sich selbst. »Ich weiß es nicht. Sie steckt in einer Zwickmühle.«
»Wieso? Die Fronten sind klar. Ich sehe da überhaupt keine Probleme, Edna.«
»Du nicht, aber wir sind nicht du, das darfst du nicht vergessen. Die Probleme entstehen allein deshalb, weil sie beide Schwarzblüter sind und auf einer Seite stehen. Sie müßten sich eigentlich vertragen, sie sind doch irgendwie miteinander verbunden. Der schwarze Kreis hält eben alle zusammen, aber die eigenen Interessen gehen vor. Asmodis hat zu viele Niederlagen auch in den eigenen Reihen einstecken müssen. Er befürchtet, zu sehr nach hinten gedrängt zu werden. Und wer sich dort verbirgt, der wird irgendwann überrollt.«
»Von Lilith?« fragte Jane skeptisch.
»Sie hat einen mächtigen Beschützer.«
»Ich weiß. Aber derjenige, der sie beschützt, der hält auch die Hand über Asmodis.«
»Genau das ist das Problem«, flüsterte Edna. »Er und Lilith wollen sich nicht gegenseitig bekämpfen. Beide wollen dieses Duell auf keinen Fall. Deshalb ist jemand eingeschaltet worden.«
»Smasch.«
»So nennt er sich.«
Jane nickte. »Er geht also auf Killertour, wenn ich das mal so formulieren darf.«
»Richtig. Für Asmodis.«
»Er tötet euch. Er hat euch gefunden, und du hast Furcht, daß er auch dich findet.«
»Alle haben Furcht«, gab Edna zu und sprach dabei sehr leise. »Alle fürchten sich.«
Jane ballte die rechte Hand zur Faust. »Dann tut was gegen ihn. Ihr seid nicht harmlos. Ihr versteht es, euch zu wehren. Ihr könnt kämpfen, verdammt noch mal! Das brauchst du mir nicht zu sagen, das weiß ich. Stellt euch nicht so an, verflucht noch mal!«
»Wir werden etwas tun. Aber mit deiner Hilfe. Du hast dich doch von uns abgewandt, um das Dämonische, das Böse zu bekämpfen. Zumindest siehst du es so. Deshalb wirst du auf unserer Seite stehen, zusammen mit deinem Freund John Sinclair, der ebenfalls kein Verbündeter des Teufels ist. Oder liege ich da falsch?«
»Nein, das liegst du nicht.«
»Da bin ich schon zufrieden.«
»Was unternimmt Lilith?«
»Ich weiß es nicht, aber einen Tip kann ich dir geben. In der folgenden Nacht ist Halloween.«
»Das habe ich nicht vergessen«, erwiderte Jane. »Die Nacht der Geister und Dämonen. Aber was ist denn noch passiert?«
»Bisher nichts.«
»Und Halloween? Will jemand diese Nacht ausnutzen? Haben Lilith und Asmodis etwas vor?«
Edna hob die Schultern. »Ja und nein. Ich kann nur spekulieren. Ich zumindest weiß, wo wir sind. Wir werden uns treffen und die Nacht gemeinsam feiern.«
»Wo denn?«
»Auf einer alten Burg. Lyndon Castle.«
»Kenne ich nicht.«
»Du wirst es finden, aber es ist nicht die Burg, die uns interessiert, sondern auch deren Umwelt. Dort werden wir zu Ehren Liliths den Hexentanz durchführen. Da sind wir zusammen, und es könnte sein, daß sich auch der Killer des Teufels zeigt.«
»Wunderbar«, erwiderte Jane. »Was braucht ihr dann noch mich, wenn dem so ist? Dort seid ihr in der Überzahl. Dort könnt ihr feiern und alles zwischen euch ausmachen.«
»Das wird sich herzustellen.«
Da die Antwort nicht eben optimistisch geklungen hatte, fragte Jane weiter. »Oder glaubst du etwa, daß es Lilith mit eurer Unterstützung nicht schafft, diesen Smasch zu vernichten?« Sie hob den Kopf. Ihr Kinn ruckte vor. »Wie enden denn Hexentänze? Warum werden sie überhaupt durchgeführt? Man tanzt, um Kraft zu tanken. Man bewegt sich. Man putscht sich auf. Man versetzt sich in eine höllische Ekstase, das alles habe ich schon am eigenen Leib erlebt. Ich denke schon, daß ihr mich nicht braucht und es wirklich von allein schafft.«
Edna Fleming sprach nicht mehr. Sie saß da, als hätte man ihr befohlen, sich nicht zu bewegen. Der Gesichtsausdruck veränderte sich. Hatte sie vor wenigen Minuten noch ziemlich optimistisch und auch kampfbereit ausgesehen, so zog jetzt eine Blässe über ihre Haut, die schon unnatürlich war. Sie wurde immer bleicher, und ihre Augen schienen größer geworden zu sein.
»Was ist los?«
Edna gab keine Antwort. Dafür drehte sie ihren Kopf. Sie schaute mal nach rechts, dann wieder nach links, und diese ruckartigen Bewegungen machten Jane auf der einen Seite nervös, auf der anderen aber alarmierten sie sie auch.
»Gefahr?«
Edna nickte. »Irgendwo«, hauchte sie. »Wahrscheinlich sogar in unmittelbarer Nähe. Ich kann sie fühlen, sie spüren. Es kribbelt bis in meine
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