Liliths Hexentanz
Händen gerissen, sie selbst taumelte zur Seite, rutschte beinahe aus, hörte noch immer Shirley schreien und bekam Ednas leere Wasserflasche zu fassen.
Smasch hetzte bereits auf Edna zu. Lange Schritte. Jedesmal, wenn er den Boden berührte, dann klatschten seine nackten Füße auf, und Edna hatte den Weg zur Tür noch nicht geschafft. Sie hätte sich vielleicht noch durch das geschlossene Fenster werfen können, die Idee war ihr nicht gekommen, so wartete sie den Angriff ab.
Jane schlug mit der Flasche gegen die Kante eines Tisches. Sie hörte das Brechen des Glases, dann schaute sie hin. Den Flaschenhals hielt sie noch in der Hand, der Boden war nicht mehr vorhanden. Dafür zeigte sich an diesem Ende ein Muster aus Zacken. Dickes Glas, aber scharf und durchaus in der Lage, auch tief in eine Haut einzudringen.
Jane tat es nicht gern, in diesem Fall aber blieb ihr keine andere Wahl.
Edna hatte sich Smasch gestellt. Sie versuchte, ihre Hexenkräfte zu aktivieren. Im Märchen können Hexen immer wunderbar zaubern oder sich in andere Wesen verwandeln, auch in Tiere, aber hier schaffte sie es nicht. Sie hielt die Arme ausgestreckt, die Hände gespreizt, und etwas rann durch ihren Körper wie Elektrizität. Ihre Haare standen hoch, sie selbst hatte sich auch auf die Zehenspitzen gestellt, als wollte sie so größer wirken. Zwischen ihren Fingern tanzten jetzt Funken, damit aber konnte sie Smasch nicht aufhalten.
Er warf sich vor.
Seine Hände waren nichts anderes als Mordinstrumente. Sie wollten den Körper der Hexe durchbohren, die aber hatte ihre Arme im letzten Moment noch angelegt, so daß Smasch nur sie zu fassen bekam und damit den Stoff des Mantels.
Er riß ihn in Fetzen.
Der zweite Griff war schmerzhafter für Edna. Plötzlich spürte sie etwas Heißes in ihrem Körper, und sie wurde in die Höhe gehievt. Als sie an sich hinabschaute, da entdeckte sie die Hand des dämonischen Killers nicht mehr, die steckte jetzt in ihrem Körper, fast bis zum Ellenbogen. Er hatte sie voll erwischt.
Jane sah es nicht, sie ahnte es nur. Sie hielt sich hinter dem nackten Körper auf, und Jane mußte sich trotz allem überwinden, das zu tun, was sie als einzige Chance ansah. Sie kam sich dabei vor wie eine Verbrecherin, aber sie tat es.
Smasch zuckte zusammen. Er zerrte seine Hand zurück, die plötzlich blutig geworden war. Dann schüttelte er den Kopf, fuhr herum, und es war Janes Glück, daß sie sich mit einem weiten Sprung nach hinten aus dem unmittelbaren Bereich der zupackenden Arme gerettet hatte. So griff Smasch ins Leere.
Hinter ihm brach Edna zusammen und blieb regungslos auf dem Boden liegen.
Aber jetzt hatte Jane das Untier am Hals, in dessen Rücken noch die halbe Flasche steckte.
Sie starrte in das Gesicht. Es zeigte keinen Ausdruck des Schmerzes, nur den einer irrsinnigen Wut.
Er würde sich Jane holen.
Mit einem Tritt fegte er einen im Weg stehenden Tisch zur Seite. Jane überlegte verzweifelt, wie sie den Klauen entkommen konnte. Zeit, um ihre Waffe hervorzuholen, blieb ihr nicht. Sie sah nur Shirley an der Theke stehen, dahinter die Mutter.
»Haut ab!« brüllte sie. Mehr konnte sie nicht sagen, denn Smasch kam jetzt näher.
Er atmete nicht normal. Was da aus seinem Maul drang, hörte sich an wie ein Pfeifen.
Die offene Tür befand sich in seinem Rücken. Dort drang auch die Kälte in den Raum. Jane konnte nicht sagen, wieviel Zeit vergangen war, sie mußte sich auf den Killer mit der blutigen Hand konzentrieren, aber sie sah auch nahe der Tür eine Bewegung.
Jemand kam.
Es war John Sinclair.
Und Jane schrie den Namen!
***
Unterwegs hatte ich einfach das Gefühl gehabt, mich beeilen zu müssen, und deshalb war ich schneller gelaufen. Ich hatte auch nicht auf Gil Dawsons Winken geachtet, der hinter seinem Fenster gestanden hatte, als ich seine Arbeitsstelle passierte. Mir kam es darauf an, Jane so schnell wie möglich zu treffen.
Glücklicherweise wußte ich, in welcher Gaststätte sie auf mich warten wollte. Es war das kleine Haus aus wetterfestem Holz, und von dort hörte ich die Schreie.
Da stand eine Tür offen.
Ich dachte überhaupt nicht weiter nach. Ich verlangsamte mein Tempo auch nicht, ich zerrte nur die Beretta hervor, denn unbewaffnet wollte ich nicht in den Gastraum stürmen.
Bevor ich ihn erreichte, konnte ich durch die offene Tür einen Blick in das Innere werfen. Dabei war ich nicht mal überrascht, das nackte Monstrum zu sehen. Das wäre mir sogar entgegengekommen, aber
Weitere Kostenlose Bücher