Liliths Hexentanz
Jane Collins befand sich in einer Zwickmühle, denn sie stand vor diesem Wesen und schien auf den Angriff zu warten.
Um den Schuß sicher plazieren zu können, mußte ich noch näher heran.
Diese Zeit bekam ich, denn das Monstrum schaffte erst noch ein Hindernis aus dem Weg.
Daß eine zweite Gestalt dicht unter einem Fenster am Boden lag, nahm ich am Rande wahr. Auch die beiden anderen Frauen, die entsetzt diesen Vorgängen zuschauten und nicht in der Lage waren, sie entsprechend zu verändern.
Noch bevor ich die Schwelle übersprungen hatte, hörte ich Janes Schrei.
Sie rief meinen Namen. In ihrer Stimme schwangen Angst und Erleichterung mit.
Das Wesen mußte gespürt haben, daß sich hinter ihm etwas tat, denn es kreiselte herum.
Die in seinem Rücken steckende halbe Hasche verschwand aus meinem Blickfeld, dafür sah ich jetzt seine mit Blut beschmierte linke Hand, und die Mündung der Beretta zielte genau darüber.
Schießen und…
Nein, nicht schießen!
Etwas fauchte aus dem Himmel. Ein gewaltiger, von Feuer umhüllter Schatten war plötzlich da und deckte das Wesen.
Ich war so darauf eingestellt, ihm die geweihte Silberkugel zu geben, daß ich abdrückte.
Das Geschoß erwischte ihn, erwischte ihn nicht – ich wußte es nicht, denn der Schatten und das Feuer explodierten vor meinen Augen. Sie verwandelten sich in eine grelle Wolke, aus der für einen winzigen Moment ein Gesicht schimmerte und mich haßerfüllt angrinste.
Es war ein dreieckiges Gesicht mit großem Maul, einer hohen Stirn, kalten Glotzaugen, einer Nase mit Pferdenüstern, aber ein Gesicht, das ich kannte. So hatte sich mir Asmodis oft genug in der Vergangenheit gezeigt. Wie eben der Teufel, der im Mittelalter und auch später noch von den Menschen immer wieder gezeichnet worden war.
In Wirklichkeit konnte er zahlreiche Gestalten annehmen, aber er wollte jetzt, daß ich Bescheid wußte. Und noch ein Vorurteil bestätigte sich. Als er zusammen mit seinem Helfer verschwunden und in seine Welt eingetaucht war, da blieb ein widerlicher Geruch zurück, nach Schwefelgasen und Moder, so daß sich mir der Magen umdrehte.
Ich ließ die rechte Hand sinken. Die Waffe brauchte ich nicht mehr. Es war vorbei. Es gab weder den Teufel noch seinen Helfer. Dafür stand Jane schwer atmend vor mir, und wenn ich nach rechts blickte, sah ich zwei andere Frauen: ein noch junges Mädchen und daneben eine Person, die durchaus die Mutter hätte sein können.
Es gab noch eine andere Person im Raum. Bewegungslos lag die Frau unter einem Fenster auf dem Boden, und als ich ihr einen zweiten Blick zuwarf, da sah ich das Blut, das noch immer aus einer tiefen und breiten Wunde strömte. Aber keinen Nachschub mehr bekam, denn die Frau war tot, und das Blut gerann. Es verlor seine Fließgeschwindigkeit.
»Ich habe sie nicht retten können«, sagte Jane mit tonloser Stimme und hob die Schultern. Dann drehte sie sich weg, um auf die Theke zuzugehen, wo sie sich um die beiden anderen Frauen kümmerte. Sie waren noch immer sprachlos und ließen es auch geschehen, daß Jane sie nach hinten schob, weg von dieser Hölle.
Bevor ich mich um die tote Frau kümmerte, schloß ich die Tür. Dann kniete ich mich neben sie. Ich kannte sie nicht. Das Gesicht war mir fremd, aber auch im Todesschmerz verzerrt, und die Farbe der Haut zeigte eine blaßgrüne Färbung.
Meine Gedanken jagten sich. Hier kam einiges zusammen, aber es war für mich nicht besonders schwer, die Zusammenhänge aufzudecken.
Der fellbesetzte Nackte hatte versucht, ein neues Opfer zu finden. Ich ging davon aus, daß diese Frau sein Opfer war. Wie schon die drei anderen auf dem Boot. Verfolgte ich den Gedanken weiter, kam ich zu dem Entschluß, daß vor mir eine tote Hexe lag.
Sicherlich war sie mit Jane zusammen gewesen. Die beiden hatten hoffentlich reden können, bevor dieser grausame Angriff erfolgt war. Die leicht grüne Hautverfärbung wies darauf hin, daß in ihr noch andere Kräfte gewohnt hatten, nur waren sie nicht stark genug gewesen, um einem schrecklichen Tod zu entgehen.
Und er hatte Hilfe erhalten.
Noch deutlich stand mir das Gesicht meines Todfeindes Asmodis vor Augen. Dieses verdammte Dreieck mit dem widerlichen Maul, den kalten, bösen Augen, der Gier nach Tod und Blut.
Das war der Teufel in Reinkultur gewesen, der seine schützende Hand über seine Kreatur gehalten hatte, damit sie nicht in Gefahr geraten konnte.
Ich wußte Bescheid, Asmodis war ebenfalls informiert. Somit waren die
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