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Liliths Hexentanz

Liliths Hexentanz

Titel: Liliths Hexentanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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erste Mal, daß er echten Hexen gegenüberstand. Der Name Lilith stieß ihm sauer auf.
    Es war nicht mehr so kühl wie in den Frühstunden. Der Wind hatte gedreht und wehte jetzt mehr aus südlicher Richtung, aber die Wolken vertrieben hatte er nicht. Nach wie vor trieben sie wie mächtige, graue Ruinen über den Himmel, die aus einem gewaltigen Bauwerk herausgebrochen waren.
    Die Natur hatte einen Gang zurückgeschaltet. Noch zeigten die Bäume ein prächtiges buntes Kleid, aber das Laub dunkelte schon nach. Suko sah das Vieh auf den Weiden stehen, und er konnte sich vorstellen, daß die Kühe und auch Schafe allmählich froren.
    Kleine Ortschaften wirkten wie verstreut und dann vergessen. Nur schmale Straßen verbanden sie. Suko hatte nur Augen für eventuelle Hinweisschilder, die dem Besucher den Weg zu den Ruinen, den Schlössern und den Herrenhäusern zeigten.
    Er sah keine.
    Lyndon Castle schien vergessen zu sein.
    Bis er die langgestreckte und wellige Hügelkette vor sich sah. In der klaren Luft hatte er eine gute Sicht, und er glaubte auch, auf einem der Hügel ein Gemäuer zu sehen.
    Das konnte Lyndon Castle sein.
    Eine Bushaltestelle kam in Sicht. Daneben stand ein Mann, der auf den Bus wartete. Sein Gepäck hatte er neben sich gestellt, hielt die Hände in den Taschen vergraben und qualmte eine Zigarette.
    Als Suko neben ihm stoppte, zog der Mann die Hände aus den Taschen und schob sich den Hut aus der Stirn. Die Scheibe surrte nach unten, Suko grüßte freundlich und erntete ein Nicken.
    »Ich hätte eine Frage. Vielleicht können Sie mir helfen.«
    »Weiß nicht.«
    »Auf dem Hügel dort«, Suko wies über das Lenkrad hinweg, »habe ich ein altes Gemäuer gesehen. Ist das Lyndon Castle?«
    »Kann sein.«
    »Also doch.«
    »Ja.«
    »Danke sehr.«
    Der Mann trat näher an den Wagen heran. »Was wollen Sie denn dort oben?« fragte er.
    »Mich mal umschauen.«
    »Heute?«
    Die Frage klang mißtrauisch, aber Suko mußte trotzdem lächeln. »Warum denn nicht?«
    »Wie lange wollen Sie denn bleiben?«
    »Keine Ahnung. Weshalb fragen Sie?«
    Der Mann mit dem Hut lachte meckernd. »Halloween, verstehen Sie? Auch wenn es aus den Staaten kommt, einiges von dem ist zu uns rübergeschwappt. Man sagt, daß in der Nacht vom letzten Oktobertag zum ersten Novembertag dort oben die Geister los sind. Sie tanzen da, sie zeigen sich. Sie toben und heulen.«
    »Ach, nicht die Hexen?«
    »Die auch«, erklärte der Mann eher beiläufig.
    »Und es kann nicht der Wind sein, der die Geräusche zwischen den alten Mauern verursacht?«
    »Nein, es sind die Geister. Ich an Ihrer Stelle würde es mir überlegen.«
    »Danke, werde ich machen.« Suko hatte im Rückspiegel den Bus gesehen, der sich der Haltestelle näherte. Er winkte dem Hutträger noch einmal zu, die Scheibe surrte wieder nach oben, dann startete er durch und ließ die Haltestelle hinter sich.
    Der Inspektor tat die Warnung nicht als Unsinn ab, aber er war auch nicht sonderlich beunruhigt. Gemäuer oder Burgen und Schlösser, in denen es spukte oder spuken sollte, gab es im Königreich viele. Fast jedes Schloß hatte da seine eigene Geschichte zu erzählen. Wer keinen Hausgeist aufzuweisen hatte, wurde auch nicht akzeptiert.
    Suko suchte jetzt eine Zufahrt zum Lyndon Castle. Einen Hinweis entdeckte er nicht, aber er sah sehr deutlich, daß er dem Ziel näher kam.
    Von der linken Seite her schien es auf ihn zuzunicken. Die Mauern sahen trutzig aus und wirkten so, als würden sie allen Stürmen und Widrigkeiten trotzen.
    Suko fand einen Weg, der sich wie eine aschgraue Schlange durch das Gelände wand.
    Er riskierte es und bog ab. Kein Wald nahm ihm die Sicht. Den gab es zwar auch, aber er lag weiter südlich, so konnte er sein Ziel im Auge behalten, über dem sich der Himmel zwar nicht verfärbte, aber doch anders wirkte als noch vor zwei Stunden, denn er hatte etwas von seiner Klarheit verloren, und auch die Wolkenform war verändert worden. Sie hatte sich zu einer dunstigen, geschlossenen Decke zusammengefügt, hinter der die Helligkeit verschwunden war.
    Ein dunkler Novemberhimmel würde sehr bald auf die Erde niederschauen. Bevor das eintrat, wollte Suko die Ruine durchsucht haben.
    Er war allein auf weiter Strecke. Sie war zwar sehr schmal, ließ sich aber einigermaßen gut fahren. Suko machte es Spaß, die Kurventauglichkeit des BMW zu testen, und er war mit dem Verhalten des BMW sehr zufrieden.
    Das Gelände stieg an. Zu beiden Seiten lagen die Wiesen- und

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