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Liliths Kinder

Liliths Kinder

Titel: Liliths Kinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vampira VA
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ausfindig machen können.
    »Zapata ...«, murmelte sie. »Ich hätte mich früher um seinen Tod kümmern sollen und seinen Mörder finden -«
    »Ich kann dir helfen.«
    Die Worte waren nur ein Flüstern. Trotzdem erschrak Lilith, weil sie aus dem Nichts zu kommen schienen, völlig unerwartet.
    Sie drehte sich um und sah - niemanden. Im ersten Augenblick zumindest nicht. Dann raschelte es in einem nahen Strauch, die Zweige wurden geteilt, und eine Gestalt trat daraus hervor.
    »Du?« entfuhr es Lilith zweifelnd. »Du kannst mir helfen?«
    Copan nickte mit einem Lächeln.
    »Komm mit«, sagte er nur.
    Dann wandte er sich ab, trat zurück ins Dunkel. Lilith blieb nichts anderes übrig, als dem alten Mann zu folgen, wollte sie wissen, was er ihr zu verraten hatte.
    Und das wollte sie. Denn Wissen war Macht.
    An diesem besonderen Ort hier vielleicht mächtiger als an jedem anderen.
    *
    Tikal stand in vollkommener Finsternis, und das Wissen, daß sie bis ans Ende seines Lebens nicht mehr von ihm weichen würde, entsetzte ihn noch immer.
    Die Tage, die er nun schon mit Blindheit geschlagen war, hatten ihm nicht genügt, sich mit seinem Schicksal abzufinden. Nach wie vor schien es ihm grausamer denn alles, was er je hatte erleiden müssen; selbst die Schreckensherrschaft der Tyrannen kam ihm im Vergleich erträglich vor. Der Gedanke, nie mehr das Gesicht eines anderen Menschen, nie mehr die Farben der Welt und das Licht der nächtlichen Sonne sehen zu können, entsetzte ihn in gleicher Weise wie die Vorstellung, fortan in diesem Labyrinth unterirdischer Stollen und Höhlen hausen zu müssen.
    Allerdings - Tikal seufzte schwer, und der Laut kroch wie etwas Lebendes von ihm fort - hatte er sich all dies letztlich selbst zuzuschreiben. Wäre er nicht so verrückt gewesen, die Grenze um Mayab zu überwinden zu wollen, hätte er sein früheres Leben fortführen dürfen. So aber mußte er dieses Dasein (Tikal sträubte sich selbst in Gedanken, es Leben zu nennen) im Untergrund als Strafe für sein frevlerisches Ansinnen hinnehmen.
    Als wäre es erst in dieser Stunde geschehen und läge nicht schon etliche Tage zurück, so klar und deutlich erinnerte sich Tikal seines Fluchtversuchs. Verzweifelt, weil einer der Tyrannen auf ihn aufmerksam geworden war, hatte er sich gegen die wirbelnde und sinnverwirrende Barriere um Mayab geworfen.
    Aber er hatte sie nicht durchdringen können.
    Die Magie der Wand hatte ihn ausgespuckt - - in ein Reich, das, wie der junge Maya inzwischen wußte, seit langer Zeit schon existierte, verborgen unter Mayab.
    Jene, die ihn hier empfangen hatten, waren einst auf gleichem Wege hergelangt.
    Und sie alle waren blind.
    Denn nur deshalb waren sie unbemerkt geblieben in den langen Jahren: weil die Fähigkeit der Tyrannen, durch die Augen derer zu sehen, die sie mit ihrem Biß initiiert hatten, bei Blinden versagen mußte.
    So hatten sie auch Tikal, kaum daß er in ihrem Reich angekommen war, das Augenlicht geraubt, damit er sie nicht unwillentlich verraten konnte. Der Schmerz, den das glühende Eisen ihm bereitet hatte, schien noch immer in ihm zu brennen. Der bloße Gedanke daran genügte, um ihn neu zu entzünden, und Tikal fürchtete, ihn niemals vergessen zu können .
    Er fröstelte trotz des Brennens; als krieche die Kühle der Stollenwand, an der er lehnte, auf ihn über. Um sich zu wärmen, rieb Tikal sich die Arme - - und ließ seine Hände hastig wieder sinken.
    Die Berührung der eigenen Haut hatte eine weitere Erinnerung in ihm geweckt, kaum weniger furchtbar als die an den Schmerz des Blendens.
    Die Bewohner des tiefen Reichs hatten ihm nämlich noch etwas angetan, zwar ebenso gezwungenermaßen, aber das machte die Tat und ihre Folgen nicht weniger schrecklich.
    Sie hatten das Stigma, das Tikal bei dem Kontakt mit der Barriere erhalten hatte, gelöscht, damit die Jagdbestien der Tyrannen seine Witterung nicht hatten aufnehmen können. Indem sie ihm die Haut verätzt hatten, am ganzen Leibe!
    Seither spürte Tikal nur noch verbranntes, hier und da nässendes Fleisch unter seinen Fingern, gleich, wo er seinen Körper auch berührte. Fast fühlte er sich dabei an die Reliefs erinnert, die droben auf zahllosen Stelen zu finden waren und Geschichten zu erzählen wußten. Nun, das »Relief« seiner Haut erzählte eine Geschichte, in der nur Schmerz und Leid vorkamen .
    Und zumindest in diesem Punkt empfand Tikal die Blindheit nicht als Fluch, sondern beinahe als Segen - denn seine verwüstete Haut

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