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Lilli Steinbeck Bd. 1 - Die feine Nase der Lilli Steinbeck

Lilli Steinbeck Bd. 1 - Die feine Nase der Lilli Steinbeck

Titel: Lilli Steinbeck Bd. 1 - Die feine Nase der Lilli Steinbeck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinrich Steinfest
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tun, Almgren, werden Sie am Ende der Dumme sein. Diese Frau wird Sie in die Pfanne hauen, versprochen. Sie lebt davon, Drehbücher zu verkaufen. Was sagt uns das? Daß sie andere arbeiten läßt und dann das Geld kassiert.«
    »Das ist eine sehr einseitige Sicht.«
    »An Ihrer Stelle, mein Lieber, würde ich ebenfalls eine einseitige Sicht entwickeln«, empfahl Baby Hübner, »und mir vor allem darüber klar werden, daß eine Schuld sich nicht dadurch aus der Welt schaffen läßt, indem man ein kleines, dunkles Porträt malt.«
    »Ich habe nicht …«
    »Schon gut«, unterbrach Hübner den Restaurator, zog eine Visitenkarte aus seiner Sakkotasche und legte sie auf einen kleinen Arbeitstisch. Erneut ging sein Blick auf das Wandgemälde. Er fragte: »Was bedeuten eigentlich die Fledermäuse auf dem Bild?«
    »Ich bin Restaurator«, erinnerte Roy, »nicht Kunstgeschichtler. Ich muß zusehen, daß die Dinge sich aufklaren, nicht, sich aufklären.«
    »Keine Meinung also?«
    »Ich beschränke mich auf den Umstand, daß Fledermäuse die einzigen Säugetiere sind, die richtig fliegen können. Das haben sie uns so ziemlich voraus. Wahrscheinlich haben wir darum Angst vor ihnen. Wir fürchten alles, was uns über ist.«
    »Na, belassen wir es dabei«, meinte Hübner, kein Freund des Philosophierens. »Es versteht sich, Herr Almgren, daß Sie sich zu unserer Verfügung halten müssen. Sie wissen schon, die Stadt nicht verlassen …«
    »Sie finden mich die meiste Zeit auf diesem Gerüst«, erklärte Roy.
    »Auch mittags?« feixte Hübner und begab sich zur Standleiter, auf der er mit Schwung nach unten stieg.
    Als er kurz darauf aus dem Bahnhof trat, kam ein Mann auf ihn zu.
    »Bleiben Sie an Almgren dran«, gab Hübner die Order.
    Der Mann nickte und verschwand. Auch so eine Nebenfigur. Es gibt Menschen, deren ganze Aufgabe darin besteht, einmal im Leben auf einen Hauptkommissar zugelaufen zu sein und genickt zu haben. Sonst nichts. Diese Leute kommen nicht einmal dazu, in die Luft gesprengt zu werden wie die beiden Piloten in der Kraterlagune von Saint Paul.
    Die Beinahe-Hauptfigur Hübner jedoch hielt ein Taxi an, stieg ein und ließ sich in den Norden der Stadt fahren, wo sich der Bürokomplex befand, in dem Viola Stransky ihre Agentur betrieb. Hübner war fest entschlossen, dieser Frau ein bißchen auf den Wecker zu gehen.
    »Sie schon wieder!« empfing ihn Viola Stransky.
    Baby Hübner aber sah dem Mann nach, der eben das Büro der Frau Stransky verlassen hatte. »War das nicht dieser …«
    »Ja, der Schauspieler. Er wünscht sich eine maßgeschneiderte Rolle«, erklärte Viola. »Ich kümmere mich darum, daß man ihm eine schreibt.«
    »Schade, daß man sich so was nicht fürs richtige Leben aussuchen kann.«
    »Davon profitieren wir hier, vom bedauerlichen Trübsinn des richtigen Lebens. – Was kann ich für Sie tun, Herr Hauptkommissar?«
    »Ich habe eben mit Herrn Almgren gesprochen.«
    »Wer ist das?«
    »Er nennt sich Roy.«
    »O ja, Roy. Ich wußte nicht, daß er Almgren heißt. Dabei ist das eigentlich ein ganz netter Name. Ich dachte eher an etwas Monströses oder Komisches. Weil er sich gar so gesträubt hat, ihn zu nennen.«
    »Er kommt mit seiner Vergangenheit nicht zurecht.«
    »Das soll es geben.«
    »Sie kennen sie, seine Vergangenheit?«
    »Interessiert mich nicht. Er ist jetzt mein Liebhaber und nicht vor zehn Jahren.«
    »Er ist ziemlich jung.«
    »Nicht so schlimm«, meinte Viola Stransky, »ich glaube, über fünfundzwanzig. Ganz bestimmt. Also sicher nicht minderjährig, wenn es das ist, was Sie beschäftigt.«
    Hübner lachte, wie diese Ratten in Trickfilmen, die immer schäbig sein müssen. »Nun, um sein Alter geht es wirklich nicht.«
    »Sondern?«
    »Sie verstehen, daß ich mir Gedanken mache. Ihr Mann verschwindet, und Sie haben nichts Besseres zu tun, als Ihren kleinen Liebling zu treffen.«
    »Waren Sie schon einmal geil, Herr Hauptkommissar?«
    »Wie bitte?«
    »Bei mir ist das so, daß ich hin und wieder geil bin. Es ist ein Trieb. Was absolut nichts daran ändert, daß ich mein Kind und meinen Mann liebe, so wie ich darauf achte, ein gemütliches Heim zu haben, und darauf achte, daß meine Tochter ihren Geigenunterricht nicht versäumt und am Abend ein warmes Essen auf dem Tisch steht. Es gibt Frauen, die mich deswegen für eine dumme Pute halten. Aber ich mag es nun mal so haben. Und genau das ist der Grund, daß ich mich von meinem kleinen Liebling, wie Sie ihn nennen, einzig und

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