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Lilli Steinbeck Bd. 1 - Die feine Nase der Lilli Steinbeck

Lilli Steinbeck Bd. 1 - Die feine Nase der Lilli Steinbeck

Titel: Lilli Steinbeck Bd. 1 - Die feine Nase der Lilli Steinbeck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinrich Steinfest
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der Verkürzung wirkt vieles an den Haaren herbeigezogen.
    Wirkt es nur so? Oder ist es das?
    Kommissar Hübner wußte um dieses Phänomen. Daß nämlich das Leben und die Welt die meiste Zeit an den Haaren herbeigezogen wurden. Von wem auch immer. Als Polizist, der er war, hatte Hübner bald aufgehört, sich über diese an den Haaren herbeigezogene Wirklichkeit zu wundern. Eines freilich glaubte auch er nicht, daß tatsächlich griechische Götter ihre Hände im Spiel hatten. Vielmehr dachte er und sagte es jetzt auch, daß dies symbolisch gemeint sein müsse und Dr. Antigonis weder ein himmlisches noch ein höllisches Imperium vertrete, sondern bloß eines dieser Syndikate, deren Mitglieder sich gerne als Götter sahen, jedoch nichts anderes darstellten als einen Haufen privilegierter Spinner.
    »Wahrscheinlich haben Sie recht«, sagte Steinbeck. »Aber das werden wir später klären. Zunächst einmal möchte ich nur eines: Herrn Stransky wohlbehalten zu Hause abliefern. Danach werden wir schon sehen, ob die Götter zürnen oder alles einschläft.«
    »Richtig«, bekräftigte Hübner, »das ist unser Job. Das Leben der Menschen sichern. Ganz gleich, was die Götter dazu sagen.«
    Das mit der Lebenssicherung meinte er auch ernst. So mißmutig er mitunter schien, so verbittert und kleinkariert, war er noch immer ein klassischer Ihr-Freund-und-Helfer-Polizist. Darin sah er seine Aufgabe, bloß, daß er für Personen wie diese Viola Stransky weder ein Freund noch ein Helfer sein wollte. Sehr wohl aber für ihren Mann, der sich bescheiden und zurückhaltend gab, nichts forderte und nur hin und wieder die Notwendigkeit betonte, sobald als möglich eine größere Öffentlichkeit vom Wiederauftauchen eines ausgestorbenen Riesenvogels zu unterrichten.
    Man verließ den Flughafen und stieg in den Wagen. Hübner durchfuhr die Stadt Richtung Osten, Stransky auf der Rückbank, Steinbeck daneben.
    »Und dieser Detektiv, dieser Kallimachos«, erkundigte sich Hübner, »was ist mit ihm?«
    »Als wir ihn verließen«, berichtete Steinbeck, »schlief er gerade.«
    »Was heißt, er schlief?«
    »Das war eine anstrengende Reise für ihn. Ich wollte ihn nicht wecken. Hätte auch wenig genützt. Aber ich denke, er dürfte inzwischen aufgewacht sein. Der Mann kann sich selbst helfen. So langsam er ist, ist er auch nicht umzubringen. Ich werde ihn wohl in Athen treffen.«
    »Sie wollen wieder nach Athen?«
    »Ja, sobald Herr Stransky in Sicherheit ist, fliege ich zurück. Wegen eines Babys, das schreit.«
    »Eines Babys?«
    Steinbeck kam nicht dazu, über den schönen Stavros Stirling und seinen Sohn Leon zu berichten. Eine Kugel durchbrach die Heckscheibe, flog glücklicherweise unbehindert durch das Wageninnere und blieb in der Windschutzscheibe stecken, wo sich augenblicklich ein Netz von Sprüngen bildete. Hübner – der sich getroffen fühlte, obgleich er es nicht war – riß das Steuer herum, scherte links aus, gelangte am Gegenverkehr vorbei auf die andere Straßenseite und schlitterte eine kurze Böschung abwärts, um schließlich in einem Graben steckenzubleiben.
    »Raus aus dem Wagen, rasch!« Steinbeck stieß Stransky an. Nicht zum ersten Mal. Er bekam langsam blaue Flecken davon.
    Als die drei aus dem Auto sprangen – ein Auto, das jetzt tot war –, vernahmen sie mehrfaches Gehupe. Der Kleinbus, aus dem der Schuß abgegeben worden war, hatte gebremst und versuchte nun ebenfalls, die Gegenfahrbahn zu queren.
    »Ich rufe die Kollegen«, sagte Hübner und zog sein Handy aus der Tasche.
    »Wir müssen weg hier«, erinnerte Steinbeck. Sie hatte recht. Die Stelle war ungünstig.
    Sie zog ihre Waffe. Eine Waffe, die aus Kinshasa hinauszubringen und über Paris nach Stuttgart zu befördern einige Mühe gekostet hatte. Während sich natürlich der Zivilist Stransky von der seinen hatte trennen müssen.
    »Wo sind wir überhaupt?« fragte Hübner, als man bereits dabei war, zwischen einer Reihe von Bäumen durchzutreten und einen Parkhügel hochzusteigen.
    »Hinter dem Schloß Rosenstein«, rief Stransky.
    »Sie kennen sich hier aus?« staunte Steinbeck.
    Stransky erklärte keuchend, daß im Schloß das hiesige Naturkundemuseum untergebracht sei. Er habe dort einige Male zu tun gehabt, auch einen Vortrag über den ausgestorbenen Riesenalk gehalten. Wenn er etwas von Stuttgart kenne, dann diesen grünen Flecken.
    Auf der Höhe dieses Fleckens stand das sogenannte Schloß. Eher hätte man von einer großzügigen Villa sprechen

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