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Lilli Steinbeck Bd. 1 - Die feine Nase der Lilli Steinbeck

Lilli Steinbeck Bd. 1 - Die feine Nase der Lilli Steinbeck

Titel: Lilli Steinbeck Bd. 1 - Die feine Nase der Lilli Steinbeck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinrich Steinfest
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aufgedruckt. Ebenso auf anderen Bildern, die Stirling nun wahllos von der Wand nahm, nur um die Rückseiten zu überprüfen. Im Falle der historischen Aufnahmen besaß der Stempel einen anderen Schriftzug und war beeinträchtigt von den Spuren der Zeit. Aber immer waren der gleiche Name und die gleiche Adresse angegeben.
    »Lassen Sie uns dieses Studio mal aufsuchen«, schlug Lilli vor.
    »Ja, tun wir das«, antwortete Stirling, froh darum, endlich den Raum verlassen zu können.
    Steinbeck deponierte zwei der Fotos – das, welches sie selbst, und jenes, das Kallimachos zeigte – in ihrer Umhängetasche, eine Tasche aus dunkelblauem, durchsichtigem Kunststoff, so daß man eigentlich hätte erkennen können, daß sich darin nicht nur ein Handy, eine Puderdose, die ebenfalls ein Handy war, ein schmales Buch sowie einige Schminksachen befanden, sondern auch eine Pistole der Marke Verlaine. Wie gesagt, das Blau war dunkel, geradezu schwärzlich, transparent war es dennoch. Man hätte nur genau hinzusehen brauchen. Anstatt auf Steinbecks Nase auf Steinbecks Tasche.
    Als die beiden Polizisten aus dem Haus traten, hatte der Regen ausgesetzt. Der Boden dampfte. Die Stadt tropfte wie ein Gletscher, der rapide schmolz. Das Licht aus ausgeschwemmten Wolken tauchte die Straßen in ein silbriges Grau. In Tausenden von Pfützen spiegelten sich erleuchtete Fenster und die zuckenden Scheinwerfer der Autos.
    Stirling öffnete Steinbeck die Türe zu seinem Wagen. Die Österreicherin stieg ein. Wie gut das tat, in diesem Wagen zu sitzen! Die Freiheit der Beine.
    Nach einer etwas umständlichen Fahrt durch eine stark verstopfte Stadt erreichte man die enge Straße, in der das Studio Suez lag. Der Tag war zurückgekehrt. Wie unter den Zudringlichkeiten eines rasenden Liebhabers riß das Wolkenkleid des Himmels, und die Strahlen einer späten Sonne schlugen schräg in die Straßenschluchten hinein. Stirling parkte den Wagen, und man trat vor das Lokal hin, einen einfachen, kleinen Laden in einem einfachen, kleinen Haus. Hinter den Auslagenscheiben rechts und links der Eingangstüre war je eine gerahmte Fotografie zu sehen, wobei die Rahmen aus simplen, schwarzen Leisten bestanden. Beide Bilder waren von der Sonne stark ausgebleicht und zeigten harmlose Motive, eine Küstenlandschaft und eine um eine Festtafel gruppierte Gesellschaft. Über dem Eingang prangte ein Schild, auf dem der erwartete, nicht minder farbarme Schriftzug aufgemalt war, blaßrot auf blaßgelb:
    S U E Z
    »Ziemlich schäbig«, kommentierte Steinbeck.
    »Das alte Athen«, meinte Stirling.
    Steinbeck betrat den Laden. Stirling folgte ihr mit Unbehagen. Verständlich, wenn man bedachte, wie wenig er wußte. Und wie wenig das alles mit der Lösung seines eigentlichen Problems zu tun hatte, nämlich mit dem durchgehenden Geschrei des kleinen Leon.
    Das Geschäftslokal war im Inneren so wenig aufregend wie von außen. Ein gesprenkelter Steinboden, ein paar belanglose Fotografien an den weißen Wänden, ein leerer Tisch, leere Stühle sowie eine Vitrine, wie man sie eigentlich für Konditoreiwaren benutzte, in der nun aber unterschiedliche Fotoapparate ausgestellt waren. Aus einem tür- und vorhanglosen Durchgang trat ein dünner, kleiner, knorriger, etwa sechzigjähriger Mann mit schwarzer Brille und gelbem Brillenglas, wie auch Kallimachos eine getragen hatte. Damals, als man im Blue Lion auf Dr. Antigonis gestoßen war. Nun gut, solche Brillen wurden nun mal von älteren Herren mit empfindlichen Augen benutzt. Das mußte nichts bedeuten.
    Der gelbäugige, hagere Mann grüßte und erkundigte sich, womit er dienen könne. Natürlich sprach er Griechisch, weshalb Stirling bei Steinbeck nun nachfragte, was sie wissen wolle.
    »Fragen Sie ihn nach den Fotos«, sagte Steinbeck.
    »So direkt?«
    »So direkt«, bestätigte die Österreicherin.
    »Wie Sie meinen.« Stirling wandte sich dem Studiobetreiber zu, dem er einen Polizeiausweis entgegenhielt, und begann nun, mit seinem hübsch dahinfließenden, stellenweise gekräuselten Griechisch das Gelbauge zu befragen. Welches mit interessierter Miene zuhörte und dann und wann rasch und freundlich antwortete.
    Der Kerl blufft, dachte Steinbeck. Der Kerl ist ein Monster und blufft. Aber natürlich hielt sie sich zurück. Sie wartete, bis Stirling sich zu ihr kehrte und erklärte, daß Herr Suez – denn so heiße der Mann tatsächlich –, daß Herr Suez also bestätige, Spiridon Kallimachos zu kennen und hin und wieder Filme für

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