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Lilli Steinbeck Bd. 1 - Die feine Nase der Lilli Steinbeck

Lilli Steinbeck Bd. 1 - Die feine Nase der Lilli Steinbeck

Titel: Lilli Steinbeck Bd. 1 - Die feine Nase der Lilli Steinbeck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinrich Steinfest
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das geht nicht …«
    »Warum geht das nicht? Ich bin eine EU-Bürgerin, die an einen beruflichen Aufenthalt einen privaten anschließt. Das soll vorkommen.«
    »Sie wollen hier doch nicht Ferien machen.«
    »Das braucht Sie nicht zu kümmern, womit ich meine Freizeit verbringe. Die einen steigen auf die Akropolis, die anderen interessieren sich für Fledermäuse.«
    »Pagonidis wird schäumen.«
    »Soll er.«
    »Zudem werden Sie auf meine Assistenz verzichten müssen«, sagte Stavros Stirling. Beinahe hörte er sich wehmütig an.
    »Natürlich. Was mehr als blöd ist. Ich verstehe kein Griechisch und kenne mich in der Stadt nicht aus.«
    »Das hat doch keinen Sinn, nach einem Geschäftsmann zu suchen, der vor einem Jahrzehnt eine kleine Plastikfigur verschenkt hat. Nur, weil Sie das an letzte Nacht erinnert.«
    Steinbeck ignorierte den Einwurf und bat Stirling, ihr eine Person zu nennen, die bei der Suche nach dem Geschäftsmann behilflich sein könne. Jemand, der mit dieser Stadt und ihren Abgründen vertraut sei.
    »Ich kann nicht glauben«, jammerte Stirling, »daß Sie mich um so was bitten.«
    »Warum nicht? Ist doch besser, als wenn ich führerlos durch die Gegend irre und erst recht in Gefahr gerate.«
    »Erinnern Sie mich nicht daran.«
    »Also. Wen können Sie mir empfehlen?«
    »Sie meinen eine Art Detektiv«, mutmaßte Stirling. Und sagte: »Ein Detektiv muß bezahlt werden.«
    »Ich habe mir schon ganz anderes geleistet«, erklärte Steinbeck. Sie liebte Zweideutigkeiten.
    »Also …« Stirling zögerte.
    »Machen Sie schon!«
    »Das ist jemand … Er war früher Polizist, noch während der Militärjunta, als junger Mann natürlich. Das hat ihm dann allerdings später das Genick gebrochen. Es stellte sich heraus, daß er an Folterungen beteiligt gewesen war.«
    »Reizend, daß Sie mir so jemand andrehen möchten.«
    »Es kommt noch schlimmer. Der Mann ist jetzt an die Sechzig, wiegt etwa hundertdreißig Kilo, hat Wasser in den Beinen wie ein Staudamm seiner selbst, raucht eine nach der anderen und muß sich auf ein Wägelchen stützen, wenn er ein paar Schritte tun möchte. So ein Ding auf Rollen und mit Haltegriffen, Klingel und Einkaufskorb. Die Klingel ist natürlich ein Witz.«
    »Ach, Sie finden also, bloß die Klingel sei ein Witz.«
    »Tja, der Mann ist ein ziemliches Wrack.«
    »Sehr schön«, meinte Lilli Steinbeck. »Ein Faschist am Ende seiner Tage.«
    »Ich weiß nicht, ob er wirklich ein Faschist ist. Die Sache mit den Folterungen ist undurchsichtig.«
    »Woher kennen Sie den Mann?«
    »Er heißt Kallimachos. Meine Frau kennt ihn. Sie ist Journalistin und interessiert sich für ein paar Ungereimtheiten der jüngeren griechischen Geschichte. Nicht, daß Kallimachos etwas preisgegeben hätte. Aber meine Frau mag ihn, und er mag sie. Ein komisches Paar, wenn Sie mich fragen. Ich weiß nicht, was Inula an diesem dicken alten Mann findet.«
    »Sie wissen es nicht, meinen aber, für mich sei er der richtige?«
    »Er spricht Deutsch, darum. Man hat ihn nach der Obristengeschichte für einige Zeit nach Deutschland geschickt. An einen Ort namens Mannheim.«
    »Mannheim, meine Güte. Mehr eine Kuhtränke als eine Stadt. Wozu das denn?«
    »Um sich fortzubilden oder auszuruhen, keine Ahnung. Jedenfalls hat er dort Ihre Sprache gelernt. Außerdem muß ich sagen, daß er in Athen wirklich Bescheid weiß. Er kennt die Stadt, und er kennt die Leute. Er kennt die Hintertüren und die Hinterleute. Natürlich, wir von der Polizei meiden ihn. Zudem erscheint es als ein schlechter Scherz, daß jemand, der sich im Tempo einer Schnecke bewegt, als Detektiv arbeitet.«
    »Kallimachos also.«
    »Spiridon Kallimachos. Wenn Sie wollen, rufe ich ihn an. Und wenn er einverstanden ist, bringe ich Sie beide zusammen. Immerhin weiß ich dann, in wessen Händen Sie sind. Auch wenn Pagonidis mich dafür lyncht.«
    »Erzählen Sie Ihrem Chef alles?«
    »Alles, was er sowieso herauskriegt.«
    »Na, wird schon nicht so schlimm werden«, weissagte Steinbeck, die jetzt freilich an den eigenen Vorgesetzten dachte. Baby Hübner würde ihren Alleingang kaum goutieren. Ihm allerdings auch nicht ernsthaft entgegentreten. Steinbeck besaß nun mal den Ruf, zu wissen, was sie tat. Wenn sie also Urlaub nahm, mußte das wohl einen Sinn haben. Und tat es ja auch.
    Stirling führte erneut ein Telefonat. Dabei sah er hinauf zur Sonne, als wäre dort oben sein wahres Zuhause.

5
    Ein Kleid aus Löchern
    Steinbeck hätte wetten können, daß

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