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Lilli Steinbeck Bd. 1 - Die feine Nase der Lilli Steinbeck

Lilli Steinbeck Bd. 1 - Die feine Nase der Lilli Steinbeck

Titel: Lilli Steinbeck Bd. 1 - Die feine Nase der Lilli Steinbeck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinrich Steinfest
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Kallimachos aus dem Helikopter gehievt hatte. Endlich wieder am Boden, zündete er sich eine Zigarette an, um sie in bewährter Weise im Mund zu belassen, während er selbst in einen Zustand schwitzender Ohnmacht verfiel. Einer Ohnmacht im Stehen.
    Auf dem Platz stand ein Wagen, der von zwei Männern mit Maschinenpistolen bewacht wurde.
    »Der Fahrer liegt da hinten«, sagte der Mann, der sich Belmonte nannte, ein Araber, der sich ausgesprochen westlich gab. Er wies hinüber auf einen der Türme und erklärte, daß man dort auf die Leiche des Taxichauffeurs gestoßen sei.
    »Unser Mann?« fragte Steinbeck.
    »Eben nicht«, verlautete Belmonte und meinte, es sehe so aus, als wäre die gegnerische Seite Stransky auf die Spur gekommen. Was eigentlich zwangsläufig dessen Tod hätte nach sich ziehen müssen. Wäre das aber der Fall, wüßte man es. Der Tod in diesem Spiel bleibe niemals ein Geheimnis. Keinen Moment lang. Nein, es scheine vielmehr so zu sein, als wäre Stransky noch am Leben. Wie er das habe schaffen können, sei freilich mehr als verwunderlich.
    »Sie wissen also nicht, wo wir Stransky finden?« erkundigte sich Steinbeck nach dem Naheliegenden.
    »Wir suchen ihn«, gab Belmonte eine Antwort, die keine war.
    »Denken Sie, er ist allein?«
    »Unmöglich. Er würde hier keinen Schritt weiterkommen ohne fremde Hilfe.«
    »Und wer hilft ihm?«
    Belmonte hob die Hände an, als wiege er ein fußballgroßes Stück Luft.
    »Gut«, sagte Steinbeck. Und stellte fest: »Da ist also jemand, der ihm zur Seite steht. Darüber können wir uns schließlich nicht beschweren. Stransky wäre sonst tot und die Sache vorbei. Dieser jemand, der sich um Stransky kümmert, wo wird er ihn vernünftigerweise hinbringen?«
    »Wenn dieser jemand vernünftig wäre, würde er Stransky gar nicht erst helfen.«
    »Wohin, habe ich gefragt.«
    »Am einfachsten zum Roten Meer hinunter. Am einfachsten nach Hudäida. Aber das wäre eben einfach und darum unratsam.«
    »Und Aden?«
    »Das wäre wiederum der geeignete Ort«, meinte Belmonte, »um eine Weltreise anzutreten. Doch ich nehme an, Monsieur Stransky will lieber zurück nach Europa als die Welt sehen. Weshalb sich eher der Suezkanal anbietet als eine Fahrt über das Arabische Meer. Andererseits kann man Europa natürlich auch umständlich ansteuern.«
    »Flughäfen wird er meiden.«
    »Ganz sicher. Ebenso den Landweg. Saudi-Arabien ist ein miserabler Platz, um sich ungesehen fortzubewegen. Nein, Monsieur Stranskys Schutzengel dürfte versuchen, seinen Protegé auf ein Schiff zu bringen. Oder in eine Rakete. Aber Raketen gibt es keine im Jemen.«
    Es war wirklich absurd, daß Belmonte genau in diesem Moment von einer Rakete hatte sprechen müssen. Er meinte natürlich zivile Raketen, die man ins Weltall schoß, Spaceshuttles auf dem Rücken, Satelliten im Gepäck, Wissenschaftler an Bord und eben auch den einen oder anderen Privatier. Tja, solche Raketen, solche Nachfahren der Familie Apollo, gab es nun wirklich keine in diesem Land. Dafür aber …
    Während noch Belmonte seinen Satz beendet hatte, von wegen keine Raketen, hatte er sie gesehen, die Rakete, die von einem der höheren Berge genau auf sie alle zuraste. Sie bewegte sich natürlich mit großer Geschwindigkeit, ein schmaler Körper, ein schlanker Komet, dessen Schweif wie verquirlte Milch hinterherschäumte. Belmonte spürte sie mehr, als daß er sie wirklich kommen sah. Er griff rasch nach Steinbeck, riß sie zu Boden und warf sich über sie, einen Schutzschild bildend. Er spürte ihren knochigen Körper, beinahe meinte er, er rieche ihr Parfüm, Lavendel, wenn er nicht irrte. Andererseits kam er nicht einmal mehr dazu, sich zu überlegen, wieso er so etwas Unsinniges tat, jemand beschützen, den zu beschützen ihn niemand bezahlte. Hätte er Stransky zu retten versucht, na gut, aber diese Frau hier… Ein Reflex? Ganz sicher. Der idiotische Reflex eines Mannes, der in England aufgewachsen war und in Frankreich studiert hatte und dazu erzogen worden war, Damen in Mäntel zu helfen. Armer Belmonte.
    Die Rakete, eine nicht mehr ganz neue Lenkwaffe, allerdings zielgenau gelenkt, krachte in den Helikopter und detonierte. Die Explosion war so wuchtig, daß das Taxi in die Luft geschleudert wurde und natürlich auch die beiden Männer, die den leeren Wagen bewacht hatten. Der Pilot war noch immer im Cockpit gesessen und hatte ein letztes Mal gelacht. Ballen von Feuer schossen durch die Luft. Was nicht gleich explodierte,

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