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Lilli Steinbeck Bd. 1 - Die feine Nase der Lilli Steinbeck

Lilli Steinbeck Bd. 1 - Die feine Nase der Lilli Steinbeck

Titel: Lilli Steinbeck Bd. 1 - Die feine Nase der Lilli Steinbeck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinrich Steinfest
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dabeihaben.«
    Steinbeck ignorierte die Bemerkung und fragte, ob es etwas Neues gebe, was sie wissen müsse.
    »Wie es scheint, ist Stransky ausgerechnet mit dem Mann zusammen, dessen Job es eigentlich gewesen wäre, ihn zu erledigen.«
    »Ein Überläufer?«
    »Das wäre der falsche Begriff. Ich denke nicht, daß der Mann für uns arbeiten möchte. Er heißt Vartalo, ein Finne, ehemaliger Fremdenlegionär. Wahrscheinlich eine Mördernatur, die sich für ein Genie hält. Sie erinnern sich, was ich Ihnen sagte, daß man solchen Leuten alles zutrauen muß. Auch, daß sie aus lauter Langeweile beginnen, jemand das Leben zu retten, den sie eben noch töten wollten.«
    »Na gut, aber was hat Herr Vartalo vor? Ich meine, mit Stransky vor.«
    »Er will ihn wohl unversehrt nach Hause bringen.«
    »Ist doch gut so.«
    »Das ist nicht seine Rolle. Dieser Mann zerstört das Spiel. Er bringt alles durcheinander. Das ist mehr als ein Regelverstoß.«
    »Mich kümmert das nicht«, erklärte Steinbeck.
    »Ich muß Sie vor Vartalo warnen. Der Mann steht jetzt auf seiner eigenen Seite.«
    »Ich werde ihm sein Geltungsbedürfnis schon austreiben. Aber dazu muß ich ihn erst einmal finden. Beziehungsweise Stransky.«
    »Ich schicke Ihnen einen neuen Hubschrauber«, versprach Antigonis. Es klang, als beziehe er diese Dinger aus einer großen Spielzeugkiste.
    »Und dann?«
    »Schlafen Sie mal aus. Ich melde mich morgen. Gute Nacht.«
    »Gute Nacht«, erwiderte Steinbeck. Das war der schönste Gruß, den sie kannte.
    Tags darauf stand ein Hubschrauber vor der Tür, der sehr viel weniger nach einem längst verlorenen Krieg aussah als sein Gegenstück vom Vortag. Kinder standen um das Vehikel herum wie um einen lustigen Drachen. Er war in Pink lackiert. Das wirkte weit hübscher als eins dieser Tarnfarbenmuster, die das Trübe und Dreckige eines jeden Gefechts vorwegnahmen. Die Mimikry von Militärgerät war vergleichbar der Fliege, welche aussah wie der Misthaufen, auf dem sie saß. Dann doch lieber Fliegen in Pink.
    »Hübscher Hubschrauber«, meinte folglich Steinbeck.
    »Sehen wir uns mal an, wie er fliegt. Und wer fliegt«, erwiderte Kallimachos.
    Nun, es wurde ein guter und kurzer Flug. Man brachte Steinbeck und Kallimachos in eine kleine Ortschaft südlich von Menaacha. Angeblich hatten sich Stransky und Vartalo dort ein paar Stunden aufgehalten. Wohl um sich auszuruhen und zu essen und vor Einbruch der Nacht die Weiterreise anzutreten.
    Steinbeck wußte in der Zwischenzeit, daß Vartalo sich bestens im Land auskannte, sich mit den Einheimischen zu arrangieren verstand. Man konnte sagen, daß Stransky sich fürs erste in den besten Händen befand. Es also gar nicht darum ging, die beiden so rasch als möglich einzuholen, sondern bloß an ihnen dranzubleiben. Eine vernünftige Nähe herzustellen.
    »Wenn Gott will«, sagte Steinbeck, »haben wir Zeit. Und wenn er nicht will, nützt es auch nichts, uns zu hetzen.«
    »Das ist mal eine Anschauung, die mir gefällt«, antwortete der Detektiv.
    Gearbeitet werden mußte natürlich dennoch. Während Kallimachos sich zusammen mit dem Hubschrauberpiloten auf eine Tasse Kaffee zurückzog, inspizierte Steinbeck den Raum, in dem Vartalo und Stransky sich aufgehalten hatten. Nach all den ungewöhnlichen Ereignissen war Lilli nun endlich wieder bei der Routine simpler, aber konzentrierter Polizeiarbeit angekommen: auf der Suche nach den verlorenen Dingen.
    Und tatsächlich ging ja immer irgend etwas verloren, wenn jemand sich in einem Raum aufhielt. Natürlich ebenso auf der Straße, aber auf der Straße kamen Wind und Wetter dazu. In einem Raum hingegen putzende Mütter und lohnabhängige Zimmermädchen. Nichts davon spielte im vorliegenden Fall eine Rolle. Diese schäbige Hütte, die Steinbeck jetzt prüfte, war praktisch noch warm von den zwei Männern, die am Tag zuvor hier ein kurzes Quartier bezogen hatten.
    Es lag eine Menge Müll herum, Müll, der sicher nicht zur Gänze von den beiden letzten Gästen stammte. Interessanter als der Müll, als die unzähligen Haare und Fasern, die auf alles mögliche verwiesen, nicht zuletzt auf die Ziegen dieser Gegend, erschien Steinbeck das kleine Regal zwischen den beiden Schlafstätten. Obenauf lag ein Koran. Darunter aber lagerten drei Bildbände, zwei in arabischer, einer in englischer Sprache. Das englische Buch stammte aus den sechziger Jahren und zeigte Reisebilder von der Arabischen Halbinsel, körnige Farbfotos, vieles nachkoloriert, manche

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