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Lilli Steinbeck Bd. 1 - Die feine Nase der Lilli Steinbeck

Lilli Steinbeck Bd. 1 - Die feine Nase der Lilli Steinbeck

Titel: Lilli Steinbeck Bd. 1 - Die feine Nase der Lilli Steinbeck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinrich Steinfest
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und sich schwertat, wenn er dabei die Hand nicht vor den Augen sah. Was genau der Fall war. Er befand sich jetzt in einer undurchdringlichen Schwärze. Dann aber spürte er den Griff seiner Auftraggeberin … Ja, das durfte nicht vergessen werden, daß er, Kallimachos, schließlich für diese Frau arbeitete und es somit zu seinem Job gehörte, durch undurchdringliche Schwärzen zu stolpern, wenn Lilli Steinbeck das so wollte. Und Stufen abwärts zu steigen, wenn das nun mal dazugehörte. Immerhin erkannte er dabei die Glut der Zigarette, die in seinem Mund steckte.
    »Dort drüben«, sagte Steinbeck.
    »Was dort drüben ?« fragte der Grieche.
    »Das Licht.«
    »Ich sehe kein Licht.«
    »Ich führe Sie.«
    »Ja, tun Sie das.«
    Über ihnen staute sich der Lärm zerspringenden Gemäuers. Offensichtlich hatten die Angreifer genügend Raketen zur Hand, um auch hiesiges Kulturgut zu pulverisieren. Eigentlich war das gegen die Regeln, daß nämlich die Jäger eines Batmans die Beschützer eines Batmans so einfach angriffen, ohne daß der zu jagende und zu beschützende Batman überhaupt anwesend war. Wäre er das nämlich gewesen, wären auch keine Raketen zum Einsatz gekommen. Einen Batman pulverisieren kam nicht in Frage. Immerhin benötigte man eine herzeigbare Leiche. Und man benötigte jene kleine Schlüsselanhänger-Figur, die bei einer jeden Batman-Leiche zu entdecken war.
    Auf einer nun stufenlosen Schräge schritten Steinbeck und Kallimachos, Arm in Arm, abwärts. Tatsächlich bewegten sie sich auf ein größer werdendes Oval von Licht zu und erreichten schließlich das Freie. Sie befanden sich unterhalb der Felsen, auf denen die kleine Festung gebaut war, welche – dank Raketenbeschuß – in Zukunft nur noch als Ruine fungieren würde.
    Vor der Polizistin und dem Detektiv lag ein schmaler Weg, der hinunter ins Tal führte. Schmal und steinig und relativ steil.
    »Ich sagte Ihnen gleich, lassen Sie mich zu Hause«, beschwerte sich Kallimachos. »Was denken Sie, was ich jetzt tun soll? Den Berg hinunterrollen? Keinen Schritt mache ich mehr. Verstanden!? Ich werde mich auf diesen Stein setzen und sterben.«
    Tatsächlich ließ er sich stöhnend auf einem Felsblock nieder und zündete sich eine Zigarette an. Man konnte sich fragen, wo er eigentlich alle diese Zigaretten hernahm. Als ziehe er sie aus geheimen Körperöffnungen. Aus Automaten seiner selbst.
    Steinbeck setzte sich zu ihm, holte ihr Whiskyfläschchen aus der Tasche und reichte es ihm.
    »Meinen Sie denn, der Whisky würde Wunder vollbringen?« fragte Kallimachos. Gleichwohl tat er einen kräftigen Schluck.
    »Mal sehen«, meinte Steinbeck.
    Sie rauchten und tranken, und endlich fiel die Sonne hinter die Berge. Aber auch das war nicht recht.
    »Es wird verdammt kalt hier in der Nacht«, erinnerte Kallimachos.
    »Ich dachte, Sie wollten sterben«, erinnerte ihrerseits Steinbeck.
    »Von Erfrieren war nicht die Rede.«
    »Und wovon war dann die Rede?«
    Der dicke Mann gab keine Antwort, sondern erhob sich, den Oberkörper wie einen Rüssel nach vorn beugend. Vielleicht wollte er tatsächlich versuchen, einfach abzustürzen. Doch so steil war der Weg nun auch wieder nicht. Außerdem galt für Kallimachos, daß, wenn er wollte, er auch konnte. Und jetzt wollte er halt. Sein wahrer Schwachpunkt schien nämlich eines zu sein: kalte Nächte.
    Am Ende des Pfades erreichten sie eine asphaltierte Straße. Ein Lkw hielt an und nahm sie mit in die nächste Ortschaft. Hier funktionierte endlich wieder Steinbecks kleines Supertelefon, das ihr Antigonis vermacht hatte. Mehr eine Puderdose mit Spiegel als ein Telefon, ausgesprochen damenhaft. Auf dem spiegelförmig ovalen Bildschirmchen erschien nun das gepflegte Altherrengesicht des griechischen Magnaten. Seine Stimme war so klar, als stünde er um die Ecke. Doch er saß, man konnte es sehen, zumindest ahnen, im Blue Lion .
    »Schön, daß Sie am Leben sind«, begrüßte der Doktor seine Polizistin. »Wo sind Sie?«
    Steinbeck nannte den Namen der Ortschaft, erklärte, daß auch Kallimachos wohlauf sei, mußte dann aber vom Tod Belmontes und der anderen berichten. Doch Antigonis war bereits unterrichtet. Auch davon, daß Stransky seinen Jägern entkommen war. Ohne die Hilfe seiner offiziellen Beschützer.
    »Sie sollten sich freuen«, empfahl Steinbeck.
    »Nur bedingt«, meinte Antigonis. »In erster Linie wundert es mich. So, wie es mich wundert, daß Sie noch immer Ihren übergewichtigen Freund

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