Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Lilli Steinbeck Bd. 1 - Die feine Nase der Lilli Steinbeck

Lilli Steinbeck Bd. 1 - Die feine Nase der Lilli Steinbeck

Titel: Lilli Steinbeck Bd. 1 - Die feine Nase der Lilli Steinbeck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinrich Steinfest
Vom Netzwerk:
meine, es gefällt mir, daß, wenn ich Sie jetzt töten lasse, es nicht eine Polizistin sein wird, die im Einsatz stirbt, sondern eine Urlauberin. Ich kann Urlauber viel weniger leiden als Polizisten.«
    »Ja«, sagte Steinbeck, »diesen Weg werden wir also gemeinsam gehen.«
    Nun, das war natürlich der Grund, daß Steinbeck überhaupt noch lebte. Es wäre ein Leichtes gewesen, durch sie hindurch auch Stransky zu eliminieren. Aber es war unverkennbar, daß Steinbeck, bevor sie sterben würde, Desprez treffen könnte. Die alte Geschichte: Zu viele Waffen verursachen Pattstellungen, was im Kleinen wie im Großen entweder zu einem unheiligen Frieden oder zur Katastrophe führt. Wieviel schöner ist da eine klassische Duellsituation. Aber die gab es nun mal nicht.
    Übrigens waren die Dronten – zwischen denen, nicht zu vergessen, jedermann stand – bei alldem ausgesprochen leise, gerade so, als hörten sie zu. Als lauschten sie einmal mehr den Menschen. Menschen, die vor dreihundert Jahren auch schon ein bißchen komisch gewesen waren.
    Desprez, ungebrochen amüsiert, fragte: »Und was machen wir jetzt?«
    Steinbeck schlug vor, sich zu trennen.
    »Wie trennen?«
    »Na, wir gehen auseinander, ohne daß noch jemand anders stirbt. Was ja nicht bedeuten muß Aus den Augen, aus dem Sinn , sondern nur, daß wir diese Auseinandersetzung auf einen günstigeren Moment verschieben.«
    »Denken Sie denn, es wird einen günstigeren geben?«
    »Wir sollten es darauf ankommen lassen«, empfahl Steinbeck.
    »Tut mir leid, das geht nicht«, meinte Desprez, »wenn ich das zulasse, riskiere ich, riskieren wir, daß Herr Stransky diese Geschichte überlebt.«
    »Warum wäre das so schlimm?« fragte Steinbeck. Sie fand, daß die bisherigen Antworten auf diese oft gestellte Frage wenig befriedigend gewesen waren.
    »Es wäre das Ende der Welt«, sagte Desprez.
    »Ach was?!«
    »Das Ende der Welt, wie wir sie kennen. Die Götter würden zurückkehren.«
    »Welche Götter?«
    »Na, können Sie sich das nicht denken? Immerhin arbeiten Sie für einen Mann, der Antigonis heißt.«
    »Verarschen Sie mich?« fragte Steinbeck und verrückte unbewußt den Lauf ihrer Waffe. Es war anstrengend, gleichzeitig zu zielen und sich zu unterhalten. Zwar stand Desprez noch immer in ihrer Schußlinie, aber bloß noch mit seinem Unterkieferbein, gewissermaßen dem Australien im Gesicht eines Menschen.
    Desprez versicherte, niemand zu verarschen. Er sagte: »Wenn Dr. Antigonis dieses Spiel gewinnt, kehren die Götter der Griechen zurück. Das wird kein Vergnügen werden. Es mag ja nicht alles exakt so sein, wie die Mythologie behauptet, aber der Jähzorn dieser Gestalten, ihr totaler Hang, alles Mögliche in alles Mögliche zu verwandeln, pathetische Zeichen zu setzen und so gut wie jede Freundlichkeit mit einer Grausamkeit auszugleichen, das alles würde unser Leben zu einem reinen Spielball des Überirdischen verkommen lassen. Ich behaupte nicht, daß unsere Welt eine schöne ist. Aber wenigstens kein Spielball. Wenn jemand böse ist, dann wegen seiner kranken Psyche und nicht, weil es irgendeinem Herrn Kronos oder Herrn Zeus so gefällt.«
    »Das geht mir nicht in den Kopf«, sagte Steinbeck, »daß Sie das ernst meinen.«
    »Was soll ich machen? Sie wollten die Wahrheit hören. Hier ist sie. Wenn Sie sie nicht mögen, auch gut. Es ändert nichts daran, daß Herr Stransky hier und jetzt sterben wird.«
    In diesem Moment geschahen drei Dinge auf einmal. Jene Frau namens Palanka, die neben Desprez stand, hatte bemerkt, daß der Lauf von Steinbecks Waffe endgültig den Zielbereich verlassen hatte. Augenblicklich feuerte Palanka. Gleichzeitig hatte aber auch Steinbeck ihren Fehler realisiert. Doch anstatt die Position ihrer Waffe zu korrigieren, ließ sie sich zurückfallen, riß solcherart auch den hinter ihr stehenden Georg Stransky um und brachte damit sich und ihn aus jener Schußbahn, die das feindliche Projektil genommen hatte.
    Als dritter Punkt in dieser zeitlichen Überschneidung fungierte das Erscheinen des Detektivs Kallimachos. Er war, erschöpft wie eh und je, aus einem der seitlichen Gänge gekommen und hatte die Aufmerksamkeit mehrerer von Desprez’ Leuten auf sich gezogen. Ohne auch nur ein Wort gesagt zu haben. Sein Keuchen hatte genügt.
    Als Folge dieser drei Ereignisse ergab sich, daß sämtliche Personen, die eine Waffe in Händen hielten, sie auch benutzten. Einerseits. Andererseits hatte bereits der erste abgegebene Schuß, jener aus

Weitere Kostenlose Bücher