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Lillys Weg

Lillys Weg

Titel: Lillys Weg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Renate E. Daimler
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freute sich ganz offensichtlich darüber, ihre Stimme zu hören: „Was für eine schöne Überraschung, Lilly.“ Er hatte sich mühsam abgewöhnt, seine Frau „mein Lieb“ oder „meine Elfe“ zu nennen, aber der Ton war der gleiche geblieben.
    Sie informierte ihn, dass sie am zweiten Tag des neuen Jahres mit den Kindern nach Wien zurückkehren würde, und lud ihn für den 3. Januar zum Frühstück ins Café Landtmann ein. Sie wollte dort, wo alles begonnen hatte, auch das Ende setzen.
    Es war ein klarer Morgen. Die dichte Nebeldecke, die Wien wochenlang von der Sonne abgeschnitten hatte, war vom Wind weggeblasen worden. Auf der Ringstraße fuhren dick eingepackte Touristen im Fiaker durch den schmutzigen Schnee und zückten ihre Fotoapparate. Lilly bezeichnete sich selbst als Stadtläuferin. Sie hatte nicht die Disziplin, täglich zu joggen, aber dafür ging sie in schnellem Schritt bei jedem Wetter alles zu Fuß, was in Reichweite einer halben Stunde lag. Sie war aufgeregt und seltsamerweise guter Laune.
    Das Landtmann war wie immer voll, und Lilly wartete einen Augenblick, bis die Dame an der Garderobe ihr den Mantel abnahm. Sie ging achtlos am Tortenbuffet vorbei, durchquerte den ersten, kleineren Raum und sah sich dann im großen Saal um. Ihre Augen suchten Oskar. Er war noch nicht da. Sie war enttäuscht. „Wenigstens zu unserer Trennung könnte er pünktlich kommen“, murmelte sie und nahm in der bequem gepolsterten Loge am Fenster Platz, die sie gestern reserviert hatte. Es kam ihr nicht in den Sinn, dass ihr Mann gar nicht wusste, dass sie sich trennen wollte.
    Er kam zehn Minuten später mit einem großen Strauß Rosen in der Hand. Sie waren weiß, und Lilly spürte einen kleinen Stich, dass sie nicht rot waren. „Ich musste in zwei Blumengeschäften suchen, bis ich gefunden hatte, was ich wollte.“ Er küsste sie auf die Wange und ergänzte: „Der ist dafür, dass du so eine wunderbare Mutter bist. Ich danke dir, dass du die Kinder nicht als Waffe gegen mich benützt.“
    Lilly wartete, bis Oskars Cappuccino kam, und sagte dann, obwohl sie geplant hatte, erst nach dem Frühstück darüber zu reden, mit klarer, sicherer Stimme: „Oskar, ich lasse mich von dir scheiden.“
    Sein Lächeln verschwand sofort, und der Schock machte aus seinem Gesicht eine weiße, undurchdringliche Wand.
    â€žBitte, Lilly!“
    Er sagte es so flehentlich, dass Lillys Panzer Sprünge bekam.
    â€žOskar, es ist Zeit für mich, wieder zu leben. Ich will nicht mehr vor deiner Tür sitzen und darauf hoffen, dass der Mann, den ich liebe, zu mir zurückkommt.“
    â€žIch bin zurück, bitte, gib mir eine Chance! Du bist meine große Liebe, die Mutter meiner Kinder, meine Elfe.“
    â€žUnd was ist mit Sybille?“
    â€žIch verlasse sie. Sofort.“
    Lilly glaubte ihm nicht. Ihr Herz hatte sich warm angezogen und war nicht bereit, beim ersten Frühlingslüftchen den Schutz aufzugeben.
    â€žUnd warum soll ich dir das glauben?“
    â€žWeil ich mich verrannt habe, weil ich ein Narr war, weil ich erst jetzt verstehe, dass ich nicht ohne dich leben kann …“
    Lilly wollte Sicherheit. Sie verlangte von Oskar ein Gespräch zu dritt. Sie wollte hören, wie er Sybille sagte, dass es zu Ende ist.
    Das Duell, wie Ralf es nannte, der erstaunlicherweise Fußball liebte, fand in der Servitengasse „als Heimspiel“ statt. Lilly hatte ihre Wohnung bewusst als Ort gewählt. Sie wollte, dass beide für immer gingen oder Oskar für immer blieb.
    Er kam ein paar Minuten früher und sie saßen schweigend und angespannt im Wohnzimmer und warteten auf Sybille. „Sie wird nicht kommen, sie wird sich auch aus dieser Verantwortung schleichen“, sagte Lilly bitter.
    Wenige Minuten später hörte sie Stimmen vor der Wohnungstür und öffnete, noch ehe die Glocke ging. Sybille stand mit ihrem Therapeuten vor der Tür. Lilly kannte ihn, sie hatte einmal eine Stunde bei ihm genommen, als Oskar ihr entglitten war. Er hatte ihr damals empfohlen, jemand anderen zu konsultieren: „Ich bin befangen, es ist besser, nicht zwei Menschen aus einer Wahlfamilie zu begleiten.“ Damals hatte sie seine Worte nicht hinterfragt. Jetzt flammte kurz Ärger hoch. Auch er war einer von denen, die von der Beziehung der beiden gewusst hatten.
    â€žIch schaffe

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