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Lillys Weg

Lillys Weg

Titel: Lillys Weg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Renate E. Daimler
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verhaftet werden könnte. Ich behaupte, dass die beiden mehr darunter leiden, ihren Vater nicht zu sehen. Aber wenn ich ganz ehrlich bin, geht es auch um mich. Ich möchte mich nicht zwischen meinem Mann und den Kindern entscheiden müssen. Die Stimmung ist angespannt. Nach langen Diskussionen setze ich mich durch. Wir werden an Ostern endlich wieder eine Familie sein.
    Chris hilft mir. Er ist der ideale, seriöse Kunde. Mit seinem kurz geschnittenen, blonden Haar und seinem Markenzeichen, schwarzer Anzug, weißes Hemd, führt er das Gespräch mit dem Angestellten des Wohnmobilparks. „Ja, wir sind zu viert. Meine Frau und ich werden mit den beiden Kindern Ostern auf einem Campingplatz verbringen.“ Er zahlt die Kaution, er zeigt seinen Personalausweis her. Der Mann hat es eilig. Es warten schon andere Kunden. Das Wohnmobil ist bestens ausgestattet. Wir haben eine Kochzeile, Schlafplätze über dem Fahrerhaus und ein breites Bett im Fond.
    Eine Stunde später sind Oskar und ich unterwegs nach Wasserburg am Bodensee. Mama hat die Kinder mit in den Bregenzerwald genommen. Ella wird ihre Übergabe vorbereiten, sie hat bessere Nerven. Sie weiß, dass sie sich etwas einfallen lassen muss, damit ihr niemand folgen kann. Wir sind nicht sicher, ob auch die Kinder überwacht werden, und wollen uns lieber nicht in Lindau, der Grenzstadt, treffen, obwohl es näher ist.
    Das Restaurant am Hafen von Wasserburg ist leer. Gott sei Dank. Der Bodensee liegt noch immer im Winterschlaf. Wir bestellen Kaffee und Kuchen. Er schmeckt mir nicht. Ich kann mich erst entspannen, wenn die Kinder da sind. Wir konnten mit Ella nicht über ihren Plan reden, das wäre viel zu gefährlich gewesen. Hoffentlich hat sie eine gute Lösung gefunden! Endlich höre ich ein Auto. Ich laufe hinaus. Fehlanzeige. Ein Fischer steigt aus und lädt sein aufwendiges Angelequipment auf einen kleinen Karren.
    Die Vorarlberg ist ein Schiff, das seinen Namen mit Stolz trägt. Ich war als Halbwüchsige dabei, als Tausende im Hafen von Fußach mit faulen Tomaten nach den aus Wien angereisten Politikern geworfen hatten, weil sie auf den Namen Karl Renner getauft werden sollte. Kein Politiker der „zentralistischen Regierung“ sollte auf dem „Stolz der Flotte“ verewigt werden. Jetzt fährt sie in den Hafen von Wasserburg ein, und für einen Augenblick kommt meine Heimat zu Besuch. Ich sehne mich plötzlich nach dem Bregenzerwald, ich war schon so lange nicht mehr dort.
    Dann sehe ich Ella mit Lea und Niklas. Sie stehen an der Reling und winken. Was für ein genialer Schachzug, mit dem Schiff zu fahren, ich hatte gedacht, Ella würde mit ihrem alten Jeep anreisen! Sie können uns noch nicht sehen, wir sitzen im Lokal. Ich reiße im Hinauslaufen das Tischtuch herunter, die Kaffee­tassen zerbrechen klirrend am Boden. Es ist mir egal. Wir laufen ihnen entgegen, alles ist gut.
    Ella bleibt zum Abendessen. Wir haben uns viel zu erzählen. „Ihr könnt auf mich zählen“, sagt sie, bevor sie mit dem Bus zurück ins Ländle fährt.
    Eine Seitenstraße in Wasserburg ist unser Nachtquartier. Die Kinder turnen im Wohnmobil umher, entdecken Schlupfwinkel und Tische, die zu Betten werden. Sie sind glücklich. Sie haben ihren Papa wieder und ein neues Abenteuer.
    Plötzlich leuchtet der Strahl einer Taschenlampe durchs Fenster. Ich sehe Uniformkappen und spüre wieder dieses Ohnmachtsgefühl. Unser Osterurlaub ist vorbei, bevor er angefangen hat. Sie haben uns erwischt! Die Taschenlampe geht aus, die Polizisten setzen ihre Patrouille fort. Wir sind unverdächtig. Es ist gestattet, in einem Wohnmobil eine Nacht am Straßenrand zu verbringen.
    Trotzdem ist uns klar: Wir müssen Ostern auf einem Campingplatz verbringen. Die Gefahr einer Fahrzeugkontrolle ist zu groß.
    2. April 1988
    Der Campingplatz, den wir uns aussuchen, liegt im Schwarzwald und ist prämiert. Er gehört laut ADAC zu den besten in Deutschland. Wir haben ihn gewählt, weil es für die Kinder ein Hallenschwimmbad gibt. Wir fahren nicht sofort zur Anmeldung. Ich mache zuerst einen Rundgang durch das große Gelände. Gibt es Autos aus Österreich? Ich bin froh, dass wir im Gegensatz zu unseren Nachbarn schwarze Nummerntafeln haben, ein Blick genügt für die Unterscheidung. Alles Deutsche und Holländer – Gott sei Dank!
    Ich gehe allein zur Anmeldung und ziehe einen

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