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Lily und der Major

Lily und der Major

Titel: Lily und der Major Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Lael Miller
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deutete auf die Kaffeekanne, die der Corporal in der Hand
hielt.
    Er schüttelte den Kopf. »Nein,
Madam«, sagte er entschieden. »Ich habe nächsten Monat dreißig Tage Urlaub,
und die möchte ich nicht im Bau verbringen.«
    Dann verschwand der junge Mann in
Colonel Tibbets Büro, und Lily mußte sich damit abfinden, daß ihr beherzter
Kreuzzug ohne Erfolg geblieben war. Es blieb ihr nichts anderes übrig, als
sich für den Moment geschlagen zu geben. Doch sie nahm sich vor, den Kommandeur
des Forts von neuem anzugreifen – und das an seinem eigenen Tisch, beim
Dinner.
    Lily war so in Gedanken versunken,
daß sie Caleb zuerst gar nicht bemerkte. Sie zuckte zusammen, als er ihren Arm
ergriff.
    »Was machst du hier?« fragte er,
nicht unfreundlich, aber angenehm schien es ihm auch nicht zu sein, sie hier zu
sehen.
    Lily wollte unter allen Umständen
vermeiden, daß er glaubte, sie habe ihn gesucht. »Ich wollte mit Colonel
Tibbet über Suds
Row sprechen.«
    Caleb wirkte gründlich schockiert.
Als Corporal Pierce an seinen Schreibtisch zurückkehrte, schob Caleb Lily auf
die Straße und herrschte sie an: »Was zum Teufel weißt du über Suds Row?«
    Lily verschränkte die Arme und
schaute Caleb trotzig in die Augen. »Du bist nicht der Mann, für den ich dich
gehalten habe, wenn du deine Augen vor dem verschließt, was dort vorgeht.
Caleb – es leben Kinder an diesem Ort!«
    Er seufzte
schwer. »Lily, es gibt Dinge auf dieser Welt ...«
    »Ja«, unterbrach Lily ihn.
»Wie Krankheiten und Korruption.«
    Caleb verdrehte die Augen. »Na
schön«, seufzte er. »Ich gebe ja zu, daß Suds Row eine Schande ist. Aber es ist
auch ein notwendiges Übel.«
    »Nur ein Mann kann so etwas sagen.«
    Ein Muskel
zuckte an Calebs Kinn. »So? Dann geh mal hin und frage diese Frauen, ob sie
fortgeschickt werden wollen. Sag ihnen, du würdest dich persönlich dafür
verbürgen, daß sie nie wieder für Geld mit einem Mann zu schlafen brauchen und
auch keine schmutzigen Hemden mehr für die Soldaten waschen müssen. Weißt du,
was sie dann mit dir machen werden, Lily?«
    Lily war
verunsichert. »Was?«
    »Sie werden dich davonjagen wie
einen Kojoten aus dem Hühnerstall!«
    »Das glaube ich dir nicht! Du
verteidigst Suds Row nur, weil du selber gern hingehst.«
    Caleb schloß einen Moment die Augen,
um seine Ungeduld zu bezwingen.
    »Ich suche diesen Ort höchstens auf,
um meine Hemden waschen zu lassen«, erklärte er wütend.
    Lily war sehr erleichtert, obwohl
sie das nie zugegeben hätte. »Was dieses Fort braucht, ist eine gute,
anständige Wäscherei«, entgegnete sie nachdenklich.
    »Eine Wä ...« Calebs Ärger verflog,
ein vergnügtes Funkeln erschien in seinen Augen. »Hier? Im Fort?«
    »Ja.« Lily legte einen Finger an ihr
Kinn. »Natürlich bräuchte ich eine Unterkunft ...«
    Caleb zog
sie mit sich weiter. »Oder du könntest die Sache mit der Wäscherei vergessen
und Haushälterin werden.« Lily warf ihm einen mißtrauischen Blick zu. »Bei
wem?« Caleb zögerte. »Bei mir«, erwiderte er.
    »Niemals«, entschied Lily. »Mein
guter Ruf wäre innerhalb von Minuten dahin.«
    Caleb grinste amüsiert. »Nicht
grundlos, vermute ich«, entgegnete er, doch auf Lilys bösen Blick hin machte er
ihr einen anderen Vorschlag. »Gertrude sucht auch eine Haushälterin.«
    »Als
Haushälterin würde ich nicht mehr verdienen als im Hotel«, wandte Lily ein, als
sie das Haus der Tibbets erreichten. »Das stimmt«, gab Caleb zu. »Aber
Haushälterinnen haben freie Unterkunft und freies Essen.«
    Die Idee hatte etwas für sich,
obwohl Lily lieber Wäsche gewaschen hätte. Es war zwar harte Arbeit, aber es
lag auch eine Menge Verdienst darin. Auf
diese Weise könnte sie innerhalb kürzester Zeit ihr Werkzeug und das Material
für den Bau ihres Hauses kaufen.
    »Ich möchte nicht mit Sandra unter
einem Dach leben«, sagte Lily und legte eine Hand auf den Torpfosten.
    Caleb schien seine Ungeduld nur noch
mühsam zu beherrschen. »Darüber reden wir später«, antwortete er, wandte sich
ab und ging davon. Lily sah ihm betroffen nach.
    Sandra war noch immer mit ihrer
Handarbeit beschäftigt. »Wie war der Spaziergang?« fragte sie, als Lily den
Salon betrat.
    »Deprimierend. Ich habe zufällig
Suds Row entdeckt.«
    Sandra rümpfte ihre hübsche Nase.
»Wenn Sie klug sind, vergessen Sie, daß Sie den Ort je gesehen haben. Die
anständigen Frauen im Fort tun so, als existierte er nicht.«
    Das hielt Lily für eine sehr dumme
Einstellung. »Das ist,

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