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Lily und der Major

Lily und der Major

Titel: Lily und der Major Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Lael Miller
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ändern. Aber er
sagt, er ginge bald in Pension, und dann sei es Calebs Problem. Der Major ist
der stellvertretende Kommandeur des Forts, und wenn John das Kommando abgibt,
steigt Caleb zum Colonel auf.«
    Lilys letzte Hoffnung, Caleb dazu
bewegen zu können, Farmer zu werden, war damit vernichtet. Niedergeschlagen
entschuldigte sie sich und ging in ihr Zimmer.
    Dort legte sie sich auf das Bett und
schlief ein. Im Traum war sie wieder klein und in der Wohnung ihrer Mutter in
Chicago. Der Soldat war auch da, lag mit Mama auf der anderen Seite des
Vorhangs, und Lily konnte sie streiten hören.
    Sie fürchtete sich, als sie die
heftigen Bewegungen der Schatten hinter dem Vorhang sah, und versuchte aufzustehen.
Sie mußte den Soldaten daran hindern, ihrer Mutter weh zu tun.
    Aber Caroline hielt sie zurück,
packte ihren Arm und hielt sie fest. Ihre freie Hand preßte sie auf Lilys Mund.
    »Er tut ihr nicht weh«, flüsterte
sie ihrer kleinen Schwester zu.
    Lily hatte dennoch Angst. Sie sah,
wie ihre Mutter die Hand hob und das Bettgestell umklammerte, und sie hörte sie
stöhnen wie damals, als das Baby kommen sollte. Das Baby war nie gekommen, aber
dafür eine Menge Blut, und ihre Mutter hatte genauso gestöhnt wie jetzt.
    Lilys Augen wurden feucht; Tränen
rollten über ihre Wange auf Carolines Hand. Sie haßte diesen Soldaten
mit seinem staubbedeckten blauen Rock und den glänzenden Bronzeknöpfen. Sie
haßte ihn so sehr, daß sie ihn am liebsten getötet hätte.
    Caroline
und Emma begannen zu singen, ganz leise, um Lily zu trösten. Ihre Großmutter
hatte das Lied für ihre kleinen Enkeltöchter erfunden:
    Three flowers bloomed in the meadow,
    Heads bent in sweet repose,
    The daisy, the lily and the rose ...
    Lily öffnete die Augen. Lange Schatten krochen in den
Raum, und das alte Lied hallte noch in ihren Ohren wider. Verwirrt richtete sie sich auf, noch
halb im Traum, und dachte, ihre Schwestern müßten bei ihr sein. Aber bald
merkte sie, daß die Stimme die sang, Sandra gehörte und das Lied nicht jenes
war, an das sie
sich so gut erinnerte.
    Sie stand
auf, glättete ihr Haar und drängte die Tränen zurück, die ihr stets kamen, wenn
sie von ihren Schwestern geträumt hatte und beim Erwachen merkte, daß sie nicht
bei ihr waren. Auf dem Waschtisch stand ein Krug mit frischem Wasser, und Lily
gola etwas davon in eine Schüssel und kühlte ihr Gesicht.
    Schon bald
fühlte sie sich besser, obwohl sie in ihrem Herzen noch immer eine nagende Leere
empfand. Vielleicht konnte sie, wenn sie in Fort Deveraux blieb und eine
Wäscherei aufmachte, genug verdienen, um einen Detektiv mit der Suche nach
ihren Schwestern
zu beauftragen.
    Es klopfte, und Sandra kam herein. »Sie sind
hoffentlich nicht böse auf mich«, sagte sie leise. Sie hatte sich
umgezogen und trug nun ein perlenbesticktes Ballkleid aus rosa Seide, in dem sie
aussah wie eine von Isadoras Puppen.
    Lily
schüttelte den Kopf. »Nein, ich bin nicht böse.«
    »Und Sie werden Caleb auch nicht sagen, daß ich Ihnen
von seiner
Mätresse erzählt habe?«
    Da Lily nicht beabsichtigte, ein derartiges Versprechen
abzugeben, schwieg sie und erwiderte
nichts. Caleb schien zu jenen Männern zu gehören, die es für ihr gutes Recht
ansahen, sich eine Mätresse zu halten, ob sie nun verheiratet waren oder nicht.
Und Lily hatte nicht vor, ihre Augen davor zu verschließen.
    »Er wird mich umbringen!« rief Sandra und ließ sich auf einen
Sessel fallen. »Sie sehen bezaubernd aus, Sandra«, wechselte Lily
das Thema.
    Sandras Miene hellte sich auf. »Ich glaube, Lieutenant
Costner
interessiert sich sehr für mich. Ich meine, seine Absichten sind
durchaus ehrenhaft.«
    Lily seufzte. Nur Stunden zuvor hatte Sandra behauptet, Caleb zu lieben, und nun strahlte
sie, weil ein anderer Mann sich für sie interessierte!
    »Aber das hat natürlich nichts zu
bedeuten«, fuhr Sandra fort. »Denn wenn ich wieder in Fox Chapel bin, heirate
ich einen anderen.«
    Lily verdrehte die Augen. »An Ihrer
Stelle würde ich nichts überstürzen«, riet sie, während sie ihr Kleid auszog.
    »Das sagen ausgerechnet Sie, Lily?«
entgegnete Sandra spöttisch. »Onkel John hat Tante Gertrude und Caleb erzählt,
wie Sie ihn in seinem Büro überfallen haben!«
    Lily war sich bewußt, daß sie in
dieser Angelegenheit zu impulsiv gehandelt hatte. »Ist er sehr ärgerlich?«
fragte sie besorgt.
    »Onkel John? Dieses Lamm? Er ist
viel zu nett, um jemandem zu grollen.«
    Lily vermied es, nach Calebs
Reaktion

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