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Lily und der Major

Lily und der Major

Titel: Lily und der Major Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Lael Miller
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und wußte, daß auch er an die
Geschehnisse der vergangenen Nacht dachte.
    »Du brauchst nicht zu denken, ich
bliebe wegen dir in Fort Deveraux«, sagte sie, ohne ihn anzusehen. »Und es wäre
mir lieb, wenn du dich um deine Angelegenheiten kümmern würdest und mich in
Ruhe ließest.«
    »Wirklich?« entgegnete er und zog
sie auf seinen Schoß. Lily preßte die Hände auf seinen Brustkorb und schaute
Caleb aus großen Augen an. Aber sie versuchte nicht, sich ihm zu entziehen.
»J-ja«, antwortete sie.
    Er strich mit dem Zeigefinger über
ihre Brust, und sofort richteten sich die zarten Spitzen unter ihrem Kleid
steil auf. »Vielleicht sollte ich dir das Gegenteil beweisen.«
    »B-Beweisen? Wie denn?«
    Caleb tat, als müsse er erst
nachdenken. »Hm, wir sind hier ganz allein ... Ich könnte dich auf den Tisch
legen und zum Frühstück vernaschen.«
    Lily war schockiert, aber auch
fasziniert, und als sie das erkannte, sprang sie auf und entfernte sich von
Caleb. »Du würdest mich ... zwingen?«
    »Das wäre nicht nötig«, entgegnete
er schmunzelnd. »In fünf Minuten könnte ich dich soweit
haben, daß du freiwillig zum Dienst antreten würdest«, scherzte er.
    Lily wußte,
daß er recht hatte, und das verstimmte sie. Sie wandte sich
ab. »Weißt du nie, wann du aufgeben mußt?« Caleb trat hinter sie und zog sie in
die Arme. »Wann hast du schon
einmal aufgegeben, wenn du etwas wirklich wolltest?«
    »Ich gebe nie auf. Es ist
feige.«
    Er lächelte. »Beharrlichkeit ist
eine Tugend. Du solltest schon gemerkt haben, daß auch ich damit gesegnet bin.«
    Lily spürte, daß sie Abstand zu ihm
brauchte – denn sonst war ihre Niederlage nicht mehr fern. »Ich könnte keinen
Mann lieben, der sich eine Mätresse hält«, sagte sie unfreundlich.
    Caleb erstarrte für einen Moment. »Was?«
    »Sandra hat es mir erzählt. Sie
sagte, die Frau lebt in Tylerville.«
    »Das stimmt«, antwortete er
widerstrebend. »Aber als wir uns trennten, sprach sie davon, nach San Francisco
zurückzukehren. Es gibt dort einen Mann, den sie heiraten will.«
    Lilys Augen
wurden groß. »Ihr habt euch getrennt?«
    »Natürlich. Dachtest du, ich würde
Bianca aufsuchen, während ich mit dir zusammen bin?«
    »Du warst
Sandra auch nicht treu«, erinnerte Lily ihn. »Mit ihr habe ich auch nicht
geschlafen.«
    Lily senkte
den Blick. »Das verstehe ich nicht.«
    Caleb hob ihr Kinn zu sich empor.
»Sandra ist die beste Freundin meiner kleinen Schwester«, erklärte er sanft.
»Sie ist mit den Tibbets verwandt. Ich habe sie geheiratet, weil sie in
Schwierigkeiten war. Ist das leichter zu verstehen?«
    »Du bist
ein sehr anständiger Mann«, gab Lily seufzend zu. Caleb zog eine Augenbraue
hoch. »Ist das schlimm?«
    »Es macht es schwerer, dir zu widerstehen.«
    »Das wirst
du ohnehin nicht können, Lily.«
    »Du bist
der eingebildetste ...«
    Caleb schaute zum Tisch hinüber. »Du
würdest zwischen den Brotkorb und die Butterdose passen«, meinte er
nachdenklich.
    Lily unterdrückte den Impuls, ihn
dorthin zu treten, wo es für ihn sicher am schmerzhaftesten war. Er hatte es
wieder geschafft. Sie würde sich von ihm nach Tylerville fahren lassen, aus
einem ganz einfachen Motiv heraus – weil sie glaubte, daß die Gefahr eines
weiteren skandalösen Vorfalls in einem engen Buggy nicht so groß war wie hier
in diesem Raum.
    »Laß mich nur den Tisch abräumen«,
sagte sie. »Dann hole ich meine Tasche und schreibe Mrs. Tibbet eine
Nachricht.«
    Calebs große Hände schlossen sich
einen Moment lang um ihren Po. »Ich mache das schon«, sagte er. »Geh nur hinauf
und sieh zu, daß wir bald aufbrechen können.«
    Seine Antwort verschlug Lily die
Sprache. Sie hatte noch nie einen Mann gekannt, der freiwillig
Haushaltspflichten übernahm. Sogar Rupert, so sanft und gütig er sonst war,
hatte diese Aufgaben immer den weiblichen Familienmitgliedern überlassen.
    »Geh nur«, forderte Caleb sie
lächelnd auf.
    Bald darauf saßen sie in seinem
Buggy und rollten aus dem Fort. Mit Ausnahme einiger Kinder in Suds Row war
niemand auf der Straße.
    Caleb sah den wehmütigen Blick, mit
dem Lily die verwahrlosten Kinder betrachtete. »Was denkst du?« fragte er
sanft.
    Lily schwieg, bis sie das große Tor
des Forts passiert hatten. »Ich weiß, wie sie sich fühlen, Caleb. Als
Außenseiter.«
    Er drückte ihre Hand und legte sie
auf sein Knie. »Ist es dir auch so ergangen in deiner Kindheit?«
    Lily hatte noch nie jemandem
erzählt, was sie als Kind ausgestanden

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