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Lily und der Major

Lily und der Major

Titel: Lily und der Major Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Lael Miller
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Teufel mit dir und deiner Arroganz, Major Halliday!«
    Er zog sie fast grob an seine Brust,
und im Schein des Mondes sah Lily seine Augen glitzern. Aus dem Kasino drang
Musik herüber.
    »Hör auf, so zu tun, als wäre das
alles nur meine Idee gewesen!« antwortete er zornig. »In Wirklichkeit war es
nämlich deine, und das weißt du verdammt gut.«
    »Meine?!«
schrie Lily. »Ich habe mich nicht ausgezogen!«
    Calebs Gesicht war ihrem so nahe,
daß sich ihre Nasenspitzen fast berührten. »Das mag sein«, gab er zurück.
»Aber du wirst nicht abstreiten, daß du bereitwillig geholfen hast, mir meine Kleider auszuziehen!«
    Lily fühlte sich so gedemütigt, daß
sie sich rasch umschaute, um sich zu vergewissern, daß niemand Calebs Bemerkung
gehört haben konnte. »Ich habe mich eben mitreißen lassen!« entgegnete sie
ungehalten.
    Caleb seufzte. »Das ging uns wohl
beiden so«, gab er zu. »Komm, ich bringe dich zu den Tibbets zurück.«
    Lily war nun etwas ruhiger, doch ihr
Zorn war noch nicht verraucht. »Vielen Dank. Dazu brauche ich dich nicht.«
    Caleb fluchte verhalten und schob
Lily auf einen der Buggies zu, die vor dem Casino parkten. Bevor sie ihm
entfliehen konnte, hatte er sie schon auf den Sitz gehoben.
    Sie verschränkte die Arme und
starrte stur geradeaus. »Stell dir vor, ich würde einmal heiraten. Was soll ich
meinem Mann in der Hochzeitsnacht erzählen?« Caleb zuckte die Schultern. »Tu
einfach so, als ob du noch Jungfrau wärst.«
    Zum Glück verbarg die Dunkelheit die
flammende Röte, die Lilys Wangen überzog – so hoffte sie zumindest. »Nach dem
heutigen Abend will ich nichts mehr mit dir zu tun haben, Caleb. Ich will
weder dein Gesicht sehen, noch deinen Namen hören!«
    Er löste die Bremse und ließ die
Zügel auf den Pferderücken klatschen, doch er sagte nichts mehr, bis sie
Colonel Tibbets Haus erreichten. »Ich hole dich morgen früh um acht Uhr ab«,
erklärte er dann. »Sorg dafür, daß du fertig bist.«
    Am liebsten hätte Lily ihn
geschlagen, aber dazu fehlte ihr der Mut. »Falls du nichts dagegen hast, Major, warte ich lieber bis Montag und nehme die Postkutsche nach Tylerville. Das
halte ich für sicherer – trotz der Indianer und Banditen, die die Strecke unsicher
machen!«
    Caleb musterte sie finster, doch
dann lachte er unvermittelt. Lily stieß ihm den Ellbogen in die Rippen. »Hör
auf!« rief sie empört und machte Anstalten, vom Sitz zu klettern.
    Das Pferd, das den Buggy zog, begann
nervös zu werden und wieherte schrill. Caleb verschlimmerte die Situation,
indem er im falschen Augenblick Lilys Arm ergriff und sie damit zum Stolpern
brachte. Mit einem demütigenden Plumps landete sie auf dem
Kutschenboden.
    »Weißt du was?« bemerkte Caleb
schmunzelnd. »Ich glaube, ich werde mindestens einen Monat brauchen, um dich zu
erziehen.«
    Lily traute ihren Ohren nicht. »Mich
erziehen?« wiederholte sie empört.
    Caleb nickte. »Du mußt noch eine
Menge lernen, kleine Lilie. Wir fangen mit dem Respekt an, den eine Frau ihrem
Mann erweisen muß, und machen dann mit einer Lektion über öffentliches
Auftreten weiter.«
    Lily war sprachlos vor Ärger und
Empörung. Als Caleb sie vom Buggy heben wollte, begann sie mit ihren kleinen
Fäusten gegen seine Brust zu trommeln.
    Caleb wehrte ihre Schläge mühelos
ab.
    »Ich hasse dich!« zischte sie.
    Caleb küßte sie auf den Mund.
»Natürlich, Liebling«, erwiderte er zuvorkommend und schob sie zu Colonel
Tibbets Eingangstür.
    »Und was heute nacht geschehen ist,
wird nie wieder vorkommen!«
    »Irrtum«, widersprach Caleb
zuversichtlich. »Es wird noch unzählige Male geschehen – und an tausend
verschiedenen Orten.«
    Bevor Lily mit einer passenden
Antwort aufwarten konnte, öffnete sich die Tür, und Mrs. Tibbet trat auf die
Veranda. »Caleb? Lily? Ist der Ball schon zu Ende?«
    »Lily hat Kopfschmerzen«, antwortete
Caleb in mitfühlendem Ton. »Aber ich bin sicher, daß sie sich morgen früh,
wenn ich sie abhole, wieder besser fühlen wird.«
    Vor Mrs. Tibbet eine Szene zu
machen, wagte Lily nicht, so lächelte sie nur gezwungen und verabschiedete sich
von Caleb. »Gute Nacht – und vielen Dank für den wirklich bemerkenswerten
Abend.«
    Seine Lippen verzogen sich zu einem
leicht spöttischen Lächeln. »Bis morgen«, erwiderte er mit einer Verbeugung.

7

    Caleb saß am Schreibtisch in seinem
Zimmer in der
Offiziersbaracke und dachte nach.
    An seinem nächsten Geburtstag wurde
er dreiunddreißig. Mit sechzehn hatte er sein

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