Lily und der Major
einem flackernden Feuerkreis umgaben.
»Was machst du da?« rief sie Caleb
zu, als sie das Schweigen nicht länger aushielt.
Im Halbdunkel sah sie Calebs weiße
Zähne blitzen und wußte, daß er grinste. Dann kam langsam der Mond hinter einer
Wolke hervor und tauchte Caleb und das Wasser in seinen silbernen Schein.
Nach einer Weile steckte Caleb eine
Hand ins Wasser und rief Lily zu: »Dein Bad ist fertig.«
Lily stand auf. »Ich bade nicht im
Freien.«
»Wie du willst.« Caleb zog sein Hemd
aus dem Hosenbund. »Dann bade eben ich. Es wäre eine Schande, all das schöne
heiße Wasser zu verschwenden.«
Trotz ihrer Liebe zu Caleb gönnte
sie ihm das saubere, heiße Wasser nicht. »Bleib ja aus der Wanne!« rief sie,
während sie zu ihm hinüberging. »Sie gehört mir.«
Lächelnd verschränkte Caleb seine
Arme. »Na schön«, sagte er, machte jedoch keine Anstalten, sich zu entfernen,
und das Feuer um die Wanne begann allmählich zu verlöschen. Bald würde auch das
Wasser kalt sein.
»Du könntest mir wenigstens ein
bißchen Intimsphäre lassen.«
Caleb
setzte sich lächelnd auf einen Baumstumpf. »Das könnte ich«, stimmte er zu.
Aber es war ganz offensichtlich, daß er nicht die Absicht dazu hatte.
Lily maß
die Wanne mit sehnsüchtigen Blicken, dann drehte sie Caleb den Rücken zu und
tat, als sei er nicht vorhanden. Schnell, bevor ihr Mut sie verlassen konnte,
zog sie ihre Kleider aus und stieg in die Wanne. Als sie ihre müden Glieder in
das heiße Wasser tauchte, stöhnte sie fast vor Vergnügen.
Zu ihrer
Verblüffung stand plötzlich Caleb – nackt, wie er von Gott erschaffen war – neben ihr und stieg ganz ungeniert zu ihr ins Wasser.
»Es wäre
sicher Zeitverschwendung, dich zu bitten, meine Wanne zu verlassen«, bemerkte
Lily spitz.
»Du hast es
erfaßt«, erwiderte er.
19
Mit einem behaglichen Seufzer legte Caleb sich in der Wanne
zurück. Seine langen, muskulösen Beine schoben sich zwischen Lilys. Um ihre
nackten Brüste vor seinen Blicken zu verbergen und um sich vor der kalten
Nachtluft zu schützen, rutschte Lily etwas tiefer in das warme Wasser.
»Warum bist du heute morgen nach
Tylerville gefahren?« fragte sie, als wäre es etwas ganz Alltägliches, unter
freiem Himmel in einer Badewanne zu sitzen, mit einem Mann, mit dem sie nicht
einmal verheiratet war.
Caleb lächelte. Er hatte von
irgendwoher ein Stück Seife mitgebracht und begann seine Hände und Arme
einzuseifen. »Ich wollte Bauholz für mein Haus bestellen«, antwortete er.
Lily rutschte zur Seite. »Warum tust
du das, Caleb?«
»Was?« Er schien sich ganz auf das Waschen zu konzentrieren.
»Warum willst du dir ein Haus bauen,
wenn du nicht vorhast, hierzubleiben?«
Caleb seifte seine Achselhöhlen ein
und gab die Seife dann höflich an Lily weiter. »Ich kann dich nicht allein hier
draußen lassen, oder?« gab er nüchtern zu bedenken. »Und da ich meinen
Abschied von der Armee noch nicht genommen habe, kann ich auch nicht nach
Pennsylvania fahren. Deshalb ist es doch nur vernünftig, wenn ich in der
Zwischenzeit, während ich darauf warte, daß du zur Vernunft kommst, etwas Konstruktives
tue.«
Lily seufzte. Es wäre sinnlos
gewesen, Caleb überzeugen zu wollen, daß sie nie ihr Land verlassen würde,
falls es zu vermeiden war. Endlich, nach all den Jahren, besaß sie etwas
Eigenes, und es war gut möglich, daß sie durch ihre Mutter und Mrs. Pride aus
Wyoming nun auch ihre Schwestern wiederfand.
»Dreh dich um«, forderte Caleb sie
auf, als sie nichts erwiderte, »dann wasche ich dir den Rücken.«
Das Angebot war zu verlockend, um es
abzulehnen. Als Lily vor Caleb kniete und ihm den Rücken zuwandte, war sie
froh, daß er nicht sehen konnte, wie ihre Brustspitzen sich in der kühlen Brise
aufrichteten. »Ich habe noch ein Hühnchen mit dir zu rupfen«, sagte sie, als er
ihren Rücken einseifte und zu einer sehr angenehmen Massage überging.
»Hm?«
Es war soviel geschehen, daß Lily
bisher nicht dazu gekommen war, das Thema anzuschneiden. »Charlie Schnelles
Pferd.«
»Oh«, sagte Caleb nur.
»Ja«, versetzte Lily und warf ihm
über die Schulter einen Blick zu. »Oh! Das war ein gemeiner Trick von dir,
Caleb, so zu tun, als wollte Mr. Schnelles Pferd mich für den Preis von zwei
Pferden kaufen und in sein Lager verschleppen. Ich hatte furchtbare Angst.«
Caleb begann die Seife abzuspülen
und antwortete ohne gro ßes Bedauern: »Es war nicht geplant, falls du das
glaubst. Charlie und seine Freunde
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