LIMIT - reich, gewissenlos, tot
brach los, als diese nach ihren Eltern und Großeltern riefen, sie fanden und weinend zu ihnen liefen.
Ian Doore, der noch immer die Handgelenke gefesselt und ein Klebeband über dem Mund hatte, sprang auf den Schoß seiner Mutter. Sie küsste ihren Sohn, während ihr die Tränen über die Wangen liefen. »Ach Ian«, flüsterte sie. »Gott sei Dank.«
Am hinteren Saalende zogen Bridger und Connor ihre Schwester auf einen Stuhl und hielten dann alle drei nach ihrem Vater Ausschau. Einer der Geiselnehmer hatte den Kindern die Fußfesseln durchtrennt und sie dann nach oben geführt.
Nach einer Weile stellte Bridger fest: »Er ist nicht hier.«
»Er muss aber hier sein«, sagte Hailey und bereute jeden bösen Gedanken gegen ihren Vater.
»Ist er aber nicht«, versetzte Bridger. »Ich kann mir nicht helfen, aber –«
»Er ist nicht hier«, sagte Connor mit Nachdruck. »Woher wollen wir wissen, dass sie ihn nicht einfach gefangen genommen und in ein anderes Zimmer gesperrt haben?«
Bevor eins der Geschwister antworten konnte, betraten Truth, der General und Christoph, der ein Laptop bei sich hatte, den Saal, Kapuzen über dem Kopf. In den Sehschlitzen sahen die Drillinge die Augen des Generals, kohlschwarze Augäpfel, die sie durchbohrten, sie kalt betrachteten, wie ein Raubtier seine Beute. Doch die Drillinge hielten seinem Blick stand, um ihn ihre Unsicherheit nicht merken zu lassen. Ein Vermächtnis ihres Vaters: »Sobald ihr eurem Gegner zeigt, dass ihr Angst habt, weckt ihr den Jagdtrieb in ihm, ihr fordert ihn geradezu heraus, euch anzugreifen«, hatte er ihnen erst vorige Woche eingeschärft. »Das gilt nicht nur hier in der Wildnis, das gilt auch in der Großstadt. Wenn ihr sicher durchs Leben gehen wollt, dann strahlt Selbstvertrauen aus, zeigt auf keinen Fall Angst. Das ist die halbe Miete, ganz gleich, in welcher Lebenslage.«
Alle drei erinnerten sich in diesem Moment an die Worte ihres Vaters, doch als der General ihnen den Rücken zudrehte, hatten sie weiche Knie.
»Der Typ ist saumäßig fies drauf, Leute«, flüsterte Bridger.
»Wie Tony Montana in
Scarface
«, sagte Connor.
Der General stieg auf die Bühne und setzte die Kopfhörer auf. »Habt ihr gut geschlafen?«, fragte er mit seiner schnarrenden Stimme.
Unwilliges Murren lief durch die Menge. Henry Mendoza, der berühmte Fahrrad-Champion, richtete sich auf und rief: »Was wollen Sie?«
Der General beschattete mit der Hand die Augen, um den Mann zu identifizieren. »Von Ihnen, Mr. Mendoza, will ich gar nichts, also halten Sie den Mund.« Er wies auf die Männer, die mit Kapuzen über dem Kopf vor der Bühne lagen. »Von diesen da will ich alles.«
Er gab Truth ein Zeichen, der vor den Geiseln stand. »Nimm ihnen die Fesseln und Kapuzen ab«, sagte der General, bevor er zu Christoph ging, der sein Laptop auf einen Servierwagen gelegt hatte und konzentriert tippte.
Der General beugte sich zu ihm hin und fragte: »Bereit?«
»Für jetzt wird’s reichen, General«, antwortete Christoph. »Aber es dauert eine Weile, bis ich im Internet bin. Länger als ich dachte.«
»Alles zu seiner Zeit«, sagte der General und drehte sich wieder zur Bühne um. Truth war mit drei Soldaten dabei, den acht Männern auf dem Boden vor der Bühne die Kapuzen abzunehmen und die Fesseln durchzuschneiden. Die Männer blinzelten in die Helligkeit und stöhnten erleichtert auf, als sie die Arme bewegen konnten.
Senator Worth Stonington tropfte der Schweiß von der Stirn. Er hustete. »Ich muss was essen«, sagte er keuchend. »Ich bin zuckerkrank. Sehen Sie her, wie geschwächt ich bin.« Er hob eine zitternde Hand. »Fragen Sie Olivia, meine Frau.«
Olivia Stonington rief nach vorn: »Das stimmt. Er hat Zucker.«
Der General ging zunächst nicht darauf ein. Da rief Jack Doore: »Genfer Konvention, General. Gefangene müssen zu essen und zu trinken bekommen.«
Der General beugte sich zu Doore hinunter: »Sie haben eine Menge zu sagen, Mr. Doore.«
»Immer«, sagte Doore und hielt seinem Blick stand. »Und sooft ich kann.«
Der General schnippte mit den Fingern. »Brot und Wasser«, sagte er zu einem der Soldaten.
Seine Leute brachten noch mehr Wasserflaschen und Brotkörbe aus der Küche, die Reste der Silvesterparty. Die Männer löschten zunächst ihren Durst, bis auf den Senator, der sofort ein Brötchen in sich hineinstopfte und gleich ein zweites hinterherschickte, ehe er einen Schluck Wasser trank, rülpste und sagte: »Ich brauche was Süßes. Da
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