LIMIT - reich, gewissenlos, tot
werden mich brauchen. Ich kenne das Gelände wie meine Westentasche.«
»O nein, kommt gar nicht in Frage«, donnerte Edna, die gerade zur Tür hereinkam. »Der Doktor will Sie bis mindestens morgen hierbehalten.«
»Ich kann Sie ja auf dem Laufenden halten, wenn Sie möchten«, sagte Cheyenne.
»Das möchte ich nicht«, sagte Hennessy mit einem wütenden Blick auf die Schwester. »Ich hab eine Transfusion bekommen und bin völlig wiederhergestellt. Nehmen Sie die Infusionsschläuche raus und spritzen Sie mir irgendein Mittel gegen die Infektionsgefahr. Meine Kinder sind da oben und ich muss zusehen, dass ich sie da raushole.«
Im Saal des Jefferson Clubs herrschte entsetztes Schweigen, als Jack Doore mit ansehen musste, wie Truth seinem Sohn Ian die Pistole an den Kopf hielt.
Bridger wurde übel. Die ganze Zeit hatte er sich eingeredet, das Ganze sei nur ein besonders brutales Videospiel, beklemmend zwar, aber letztendlich harmlos. Allmählich aber geriet diese Illusion ins Wanken.
Seine Schwester flüsterte: »Glaubst du, er wird ihn erschießen?«
Bridger tat das Einzige, was ihm einfiel: Er nahm seine Schwester in den Arm, als Stephanie Doore schrie: »Um Gottes willen, Jack! Sag ja! Pfeif auf das Geld! Es geht um unseren Sohn!«
Doore schien aus seiner Erstarrung zu erwachen und blickte den Geiselnehmer an. »Geht klar.«
Bridger fiel ein Stein vom Herzen. Hailey schüttelte sich und nahm den Kopf von seiner Brust. Mit dramatischer Geste sicherte Truth die Waffe und steckte sie weg. Dann klemmte er sich Ian unter den Arm und trug den strampelnden Jungen zu seiner Mutter. Doore trat an den Computer und sagte: »Ich brauche ein Telefon.«
Christoph reichte ihm ein Headset und sagte: »Geben Sie mir die Nummer.«
Als Doore das Headset aufsetzte, sagte der General: »Wir hören mit. Also, kein falsches Wort, Mr. Doore, oder Ihr Junge muss dran glauben. Haben Sie mich verstanden?«
Doore nickte, blass geworden. Er gab Christoph eine Nummer in Raleigh, North Carolina, wo sich der Hauptsitz von YES ! befand. Der Banker hatte bereits von der Geiselnahme erfahren und fragte, ob es sich um das Lösegeld handle. Mit einem Blick auf den General verneinte Doore und nannte dem Banker die erforderlichen Zahlencodes und Passwörter. Die ganze Transaktion nahm nur zehn Minuten in Anspruch; danach waren einhundert Millionen Dollar von Doores Konten in den finanziellen Äther entschwunden. Doore wurde von der Bühne geführt, während Christoph Informationen in den Computer einspeiste. Bald darauf rief er dem General zu: »Transfer ausgeführt.«
»Brav gemacht, Mr. Doore«, sagte der General. »Schön, dass Sie zur Vernunft gekommen sind. Wer ist der Nächste? Mr. Burns?«
Horatio Burns rappelte sich auf. Er kochte vor Wut. »Sie eiskaltes Arschloch. Damit werden Sie nicht durchkommen, das garantiere ich Ihnen.«
Der General schmunzelte. »Falls Sie es noch nicht bemerkt haben sollten, wir kommen sehr wohl damit durch. Und weil Sie mich ›eiskalt‹ genannt haben, kostet Sie das Leben Ihrer Frau zweihundert Millionen.«
Einer der Geiselnehmer riss Isabel an den Haaren und vom Stuhl.
»Bezahl sie!«, schrie sie. »Bezahl sie, Horatio! Er reißt mir ja die Kopfhaut vom Schädel!«
Burns wurde weiß und hob beschwichtigend die Hände. »Ich tu es ja. Lassen Sie sie los. Bitte.«
Der General sagte: »Lasst sie los!«
Isabel fiel weinend und mit schmerzverzerrter Miene auf ihren Stuhl zurück. Horatio gab Christoph zitternd die Telefonnummer seiner Bank in Irland, erreichte seinen persönlichen Berater dort, nannte ihm Passwörter, Code und Kontonummern, passierte die Stimmerkennung und veranlasste die Überweisung von zweihundert Millionen Dollar auf zehn verschiedene Konten.
Friedrich Klinefelter, Albert Crockett, Sir Lawrence Treadwell und Aaron Grant transferierten, einer nach dem anderen, jeweils hundert Millionen Dollar auf die Konten der Dritten Front.
Als Grant fertig war, wandte der General sich dem Mann zu, der mit verdrießlicher Miene neben Senator Stonington saß, die Serviette aus dem Brotkorb in ein Glas Wasser tunkte und sich damit die Hände abwischte.
»Mr. Hoc Pan?«, sagte der General. »Jetzt sind Sie an der Reihe.«
Der Multimilliardär aus Hongkong wischte unbeirrt weiter. »Sie haben kein Druckmittel gegen mich«, zischte er. »Ich habe keine Frau und keine Kinder. Außerdem bin ich Buddhist, also schon im Reinen mit dem Tod. Erschießen Sie mich, wenn Sie wollen, aber von mir
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