LIMIT - reich, gewissenlos, tot
Erkennungsmarke vor die Nase: » FBI . Ich werde bei den Trucks dort erwartet. Aber zuerst muss ich hier raus.«
Einige Passagiere waren auf sie aufmerksam geworden und beobachteten verwundert, wie sie vor dem Einstieg stand und ungeduldig darauf wartete, dass die Türen geöffnet wurden. Als es endlich so weit war, hielt sie dem Officer der Flugsicherheitsbehörde, der den Jet in Empfang nahm, ihre Marke hin und deutete auf die verriegelte Tür, die hinaus auf die Gangway führte.
» FBI , Sondereinsatzkommando«, rief sie.
Er kontaktierte seinen Vorgesetzten, der grünes Licht gab. Cheyenne trat hinaus in die kalte trockene Luft, die ihr den Atem nahm, weil sie um so viel sauberer war als in Manhattan. Sie stieg fröstelnd die Treppe hinunter und hastete dann auf den Jet und die Trucks zu, verzweifelt bemüht, auf den schwarzen Eisflächen nicht auszurutschen. Als sie die Schnauze des Jets umrundet hatte, sah sie, dass das Beladen der Trucks fast abgeschlossen war.
Ein etwa vierzigjähriger Afroamerikaner, weit über eins achtzig groß und athletisch gebaut, mit glatt rasiertem Schädel und ebenmäßigen Gesichtszügen, wurde auf sie aufmerksam. Er trug eine lederne Bomberjacke mit Schaffellkragen und eine Sonnenbrille. Er kam mit erhobenen Händen auf sie zu und rief: »Sie haben hier nichts …«
» FBI «, fiel sie ihm ins Wort und hielt ihm ihre Marke entgegen. »Agent Cheyenne O’Neil. Ich wollte fragen, ob ich hier helfen kann. Wer führt das Kommando?«
»Ich«, sagte er skeptisch und schüttelte ihr die Hand. »Willis Kane, CIRG . Wer hat Sie geschickt, Agent O’Neil?«
Cheyenne runzelte die Stirn. »Na ja, niemand, um ehrlich zu sein. Ich bin hier, weil ich zwei Clubmitgliedern ein paar Fragen stellen wollte. Friedrich Klinefelter und Albert Crockett. Es geht um Betrug im großen Stil.«
Willis Kane merkte auf. »Glauben Sie denn, das könnte etwas mit der Geiselnahme zu tun haben?«
»Nein«, sagte sie. »Zumindest kann ich es nicht mit Bestimmtheit sagen. Aber bei so vielen reichen Leuten im Club muss das Ganze einen finanziellen Hintergrund haben. Falls dem so ist, kann ich behilflich sein.«
Kane schüttelte den Kopf. »Wir haben unsere eigenen Leute aus Washington, dazu zwanzig Agenten aus Salt Lake City. Wenn ich Sie wäre, würde ich schnurstracks wieder nach New York zurückfliegen. Wir rufen Sie, wenn wir Sie brauchen.«
»Sir, bei allem Respekt«, erwiderte Cheyenne. »Ich bin hier. Und ich bin gut. Irgendetwas muss ich doch für Sie tun können.«
Der Kommandant musterte sie eine Weile und nickte schließlich. »Na schön, Agent O’Neil, fahren Sie zum Krankenhaus in Bozeman und sprechen Sie mit Mickey Hennessy, dem Sicherheitschef des Clubs. Er wurde bei dem Überfall angeschossen und musste verarztet werden. Er dürfte jetzt bald aus der Narkose aufwachen. Quetschen Sie ihn aus. Finden Sie möglichst viel über die Gebäude, das Sicherheitssystem und den Ort heraus, wo man die Geiseln möglicherweise festhält.«
»Geht klar«, sagte sie. »Danke.«
Sie wandte sich zum Gehen. Da sagte Kane: »Agent O’Neil, Sie brauchen meine Telefonnummer, um mir Meldung zu machen, bevor Sie wieder nach Manhattan zurückfliegen.«
»Natürlich«, sagte sie errötend und nahm die Visitenkarte, die er ihr hinhielt.
Um zehn Uhr morgens an diesem Neujahrstag hatte der Schneesturm sich gelegt. Fünfundsiebzig Zentimeter Neuschnee lagen auf dem Hellroaring Peak, der wolkenverhüllt blieb. Durch die Fenster des großen Saals im Clubhaus drang ein fahles Licht.
Die Geiseln saßen benommen auf ihren Stühlen, kauten lustlos an den altbackenen Broten, die die Terroristen auf die Tische geworfen hatten, oder tranken aus den Wasserkannen, die man ihnen nach Sonnenaufgang in den Saal gebracht hatte.
Stephanie Doore ließ ihren Mann nicht aus den Augen, der mit den anderen Geiseln vor der Bühne lag, alle mit schwarzen Kapuzen über den Köpfen, und unterdrückte ein Schluchzen. »Was sollen wir bloß tun?«, flüsterte sie Margaret zu, Aaron Grants Frau, die auf ihren Schoß starrte.
Margarets Schminke war tränenverschmiert. »Ich bete«, sagte sie schlicht.
»Ian war noch nie so lange von mir getrennt«, sagte Stephanie.
»Meine Mädchen sind auch da unten, Stephanie«, sagte Margaret, die um Fassung rang. »Und mein Mann sitzt direkt neben dem deinen.«
Kaum hatte sie das gesagt, wurden Kinderstimmen laut. Mouse kam in den Saal, vermummt, die Kinder im Schlepptau. Ein freudiger Aufruhr
Weitere Kostenlose Bücher