LIMIT - reich, gewissenlos, tot
Celadon Kurhotel an der Südküste Thailands. Eine normale Mitgliedschaft kostet allerdings einen Jahresbeitrag von fünfzigtausend Dollar.«
»Ian hat Hunger, Mami«, sagte Ian.
Hennessy deutete auf die Glasfront am Ende der Terrasse. »Das Café ist gleich dort drüben.«
Jack Doore zögerte. »Der Aktienhandel hier läuft im Realzeitverfahren, sagten Sie?«
Hennessy nickte. »Ich kann Ihnen den Raum zeigen, während Ihre Frau das Essen bestellt.«
Doore nickte seiner Frau zu. »Für mich eine Portion Chili.«
»Du hast doch Urlaub, Jack«, tadelte sie ihn. »Fällt dir denn gar nichts Ausgefalleneres ein?«
»Nein«, sagte Doore. »Ich mag gutes Chili.« Er grinste Hennessy an. »Es ist doch gut, oder?«
»O ja, Sir.«
»Dann will ich eins mit Käse.«
Hennessy führte die Doores von der Terrasse in einen warmen Raum, wo sie Helme, Mützen, Brillen, Jacken und Skistiefel ablegen konnten. Ein Servicemitarbeiter nahm alles entgegen und gab jedem ein Paar pelzgefütterte Hüttenschuhe aus Schafleder.
»Die gefallen mir«, stellte Jack Doore nach einem prüfenden Blick fest.
»Das sagen alle«, sagte Hennessy und musterte den Mann erneut.
Doore war ungefähr in seinem Alter, aber mit den blonden Strähnen, die ihm in die Stirn fielen, wirkte er wie Ende zwanzig. Kaum zu glauben, dass dieser jungenhafte Bursche so genial war. Sein Betriebssystem YES ! hatte in wenigen Jahren die ganze Welt erobert. Dank YES ! ließ sich fast jedes elektronische Gerät problemlos an einen Computer anschließen und steuern. Das Computersystem der Lodge basierte auf YES !, ebenso das Sicherheitssystem auf dem Clubgelände. Dass heutzutage praktisch alles mit YES ! als Grundlage arbeitete, bewiesen die 80 Milliarden Dollar, die Doore damit verdient hatte.
Hennessy spürte einen Anflug von Neid und Sorge. Trotz der Pension, die ihm zustand, und trotz der Investitionen, die er über die Jahre hin getätigt hatte, war sein Portfolio nicht wie es sein sollte. Wenn er daran dachte, wurde er meistens nervös. Er geriet ins Grübeln, während er Doore in das große Atrium führte, dessen roh verputzte Wände abgenutztem Sattelleder glichen. Alte Navajo-Teppiche lagen auf den grob gehobelten Tannenholzdielen. Skulpturen von Rod Zullo, Gemälde von Russell Chatham und andere Originale moderner Künstler schmückten Tische und Wände. Die brennenden Scheite im Kamin – eine Konstruktion aus Bruchsteinen, die in der Raummitte fünf Stockwerke aufragte – verbreiteten Kiefernduft.
»Da hatte aber jemand einen Blick fürs Detail«, bemerkte Doore anerkennend auf dem Weg zur Treppe am hinteren Ende des Atriums.
»Mrs. Burns hat sich persönlich um die Bauarbeiten und die Ausstattung der Räume gekümmert«, sagte Hennessy. »Sie würde sich sehr über Ihr Kompliment freuen.«
»Ich sage es ihr auf der Party heute Abend«, versprach Doore.
»Hennessy! Kommen Sie her! Auf der Stelle!«
Beim Klang der schnarrenden Stimme drehte Hennessy sich um. Sein Blick fiel auf einen Chinesen um die fünfzig, der in schwarzer Hose, Rollkragenpulli und mit getönter Brille an der Bar stand.
Hennessy wurde rot. »Bitte entschuldigen Sie mich eine Minute, ja? Ich habe für Herrn Hoc Pan ein Sicherheitsproblem zu lösen.«
Jack Doore sah zu dem Mann hinüber. »Chin Hoc Pan? Der ist hier Mitglied?«
»Seit zwei Jahren«, antwortete Hennessy mit leicht entnervtem Unterton. »Ich bin gleich wieder bei Ihnen.«
Hennessy steuerte auf Chin Hoc Pan zu und streckte ihm die Hand entgegen. Der Chinese sah sie nur verächtlich an, und anstatt sie zu drücken, verkündete er: »Mein Gauguin ist noch immer nicht gesichert.«
Hennessy holte tief Luft. »Mr. Hoc Pan, wie gesagt, ich brauche ein wenig Zeit, um die Sicherheitsvorkehrungen in Ihrer Villa aufzustocken.«
»Sie hatten Zeit genug«, sagte Hoc Pan. »Ich zahle viel für meine Mitgliedschaft. Ich erwarte Taten.«
Wieder holte Hennessy tief Luft. Der Immobilienhai aus Hongkong war zur Zeit der viertreichste Mann der Welt. Und obendrein eine der größten Nervensägen im Club. Er war Junggeselle, reagierte phobisch auf Keime und verbrachte den Großteil seines Lebens an Bord einer Boeing 747 . Als leidenschaftlicher Kunstsammler hatte Hoc Pan unlängst ein Gemälde von Paul Gauguin erstanden, das seit fast siebzig Jahren nicht zum Verkauf gestanden hatte. Aus unerfindlichen Gründen hatte Hoc Pan beschlossen, das Bild in seinem Chalet aufzuhängen, und von Hennessy verlangt, alles stehen und
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