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LIMIT - reich, gewissenlos, tot

LIMIT - reich, gewissenlos, tot

Titel: LIMIT - reich, gewissenlos, tot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sullivan Mark T.
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Statuten noch an Präzedenzfälle, noch an Protokolle gebunden, Herr Senator. Wir legen die Beweise gegen Sie vor und lassen dann das Volk entscheiden.«
    Senator Stonington schien verunsichert, erst recht, als der General auf eine Digitalkamera zeigte, die auf einer Seite des Gerichtssaals auf ein Stativ montiert war. »Sind wir im Fernsehen oder so was?«, fragte er argwöhnisch.
    »Im Internet«, sagte Richter Truth. »Eine Liveübertragung.«
    Stonington wurde vorsichtig. »Heißt das, die ganze Welt kann uns sehen?«
    »Zuletzt waren es über zwei Millionen. Und jeder Einzelne davon ist ein potenzieller Geschworener.«
     
    Der erste Tag im neuen Jahr ist, wie jeder Feiertag, ein garantiertes Nachrichtenloch. Die Menschen erholen sich von Silvester. Die Regierung hat dicht gemacht. Der Präsident hat sich auf seine Ranch zurückgezogen. Und abgesehen vom Wetter und den neuesten Schreckensmeldungen aus dem Nahen Osten, sind sämtliche Nachrichtensender mit einer klaffenden Leere konfrontiert, die sie füllen müssen.
    Bei CNN tat man dies, indem man sich fünf Minuten lang exklusiv dem Stonington-Prozess widmete, sich sogar dazu hinreißen ließ, die Filmausschnitte von der Website der Dritten Front zu übertragen. Fox und MSNBC zogen nach. Bald sprach es sich herum, dass dieser Prozess tatsächlich stattfand. Schon gab es die ersten Links zur Website der Dritten Front. Nachdem die Übertragung des Fiesta Bowl neun Minuten gelaufen war, erwähnten die ABC -Moderatoren die Krise und unterbrachen zur Halbzeit, um über den Prozess zu berichten. Auch NBC und CBS unterbrachen ihre Berichterstattung für zweiminütige Eilmeldungen.
    Infolgedessen schnellte binnen dreizehn Minuten nach Beginn der Internet-Übertragung die Anzahl der Haushalte, die sich auf ihren Computern und Fernsehgeräten Senator Stoningtons Verurteilung ansahen, von zwei auf acht Millionen in die Höhe. Ein Medienphänomen. Als er über seinen Knopf im Ohr davon erfuhr, lächelte der General und wandte sich spöttisch an den Politiker aus Alabama: »Herr Senator, ich höre gerade, dass uns weltweit schon fast acht Millionen Zuschauer zugeschaltet sind.«
    »Acht Millionen?«, sagte der Senator bestürzt.
    Der General trat vor die Kamera neben der Geschworenenbank und sagte: »Herzlich willkommen an all diejenigen, die gerade erst eingeschaltet haben. Keine Sorge: Sie haben noch nicht viel verpasst. Die schmutzige Wäsche wird erst noch gewaschen. Anschließend können Sie Ihre Stimme abgeben. Sie persönlich können Einfluss auf das Schicksal von Senator Stonington nehmen.«
    »Ich habe nichts verbrochen!«, rief Stonington in jede Kamera, die er im grellen Licht entdecken konnte. »Das hier ist keine Gerichtsverhandlung, sondern ein gottverdammtes Kasperletheater!«
    Richter Truth hämmerte auf den Tisch. »Noch so eine Entgleisung, und ich lasse Sie knebeln.«
    In den folgenden zehn Minuten brachte der General in verkürzter Form und unter Zuhilfenahme diverser Medien Beweise gegen den Senator vor, wobei er auch das geheime Bankkonto des Senators in der Schweiz erwähnte und die unlauteren Methoden, derer er sich bedient hatte, um zu Geld zu kommen.
    »Hatten Sie nicht den Vorsitz inne, als im vorigen Jahr der Gesetzentwurf 462 bezüglich der Ausgaben im Bereich des Transportwesens auf den Weg gebracht wurde?«, fragte der General.
    »Natürlich, meinen Sie die Sache mit den Shrimps-Preisen in Atchetola?«
    Der Staatsanwalt stürmte auf den Senator zu. »Die Shrimps-Preise interessieren uns nicht, Herr Senator«, sagte er. »Uns interessiert der Preis von Allied Precision. Das ist eine Firma in Alabama.«
    Bei der Erwähnung des Namens zerrte Stonington an seinen Fesseln. »Alles ehrenwerte Leute, so viel steht fest. Große Patrioten.«
    »Große Bestechungsgeldzahler trifft es eher«, sagte der General und beschrieb dann dem Gericht die Funktion sogenannter
»Riders«
in Senator Stoningtons Arbeit als Vorsitzender des Bewilligungsausschusses im US -Senat. Ein
›Rider‹
, so der General, sei eine heimliche Sondereingabe für Gelder, die im letzten Moment einem Bewilligungsantrag angehängt werden. Auf diesem Wege habe der Senator Zuschüsse für Projekte der Firma Allied Precision durchgesetzt. Er legte die Beweise in Form einer eleganten Multimediashow vor, mit Videoclips vom Hauptsitz der Firma Allied Precision, von den prächtigen Villen und Booten ihrer Manager, den zweifelhaften Projekten, die aus Staatsgeldern finanziert wurden, und

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