LIMIT - reich, gewissenlos, tot
E-Mail von Crockett an Klinefelter, vom Morgen nach dem Einsturz«, sagte Emilia mit spanischem Akzent. »›Betreff: Fiasko‹. Ich zitiere: ›Ich bin ganz deiner Meinung, Friedrich. Es kommt nichts Gutes dabei heraus, weder für dich noch für mich, wenn wir die Mine für einen Rettungsversuch stilllegen, der so wenig Erfolgschancen birgt. Fernandez ist im Augenblick die beste Einnahmequelle für TXC . Wir wollen lieber dafür sorgen, dass die Witwen und Waisen entschädigt werden, und schicken die übrigen Männer wieder rein.‹ Ende des Zitats.«
Klinefelter sträubte sich gegen die Fesseln und rief: »Es wäre vom technischen Standpunkt aus ein Ding der Unmöglichkeit gewesen, die Verschütteten zu erreichen, selbst mit modernsten Geräten. Die Gutachter der LOPA , der brasilianischen Bergwerkskommission, gaben uns recht. Lesen Sie die offizielle Stellungnahme!«
»Offizielle Stellungnahmen interessieren uns nicht«, versetzte der General. »Wir wollen die Wahrheit. Mr. Crockett? Ist das die Wahrheit?«
»Das Gutachten wurde von den Behörden abgesegnet«, insistierte Klinefelter.
»Mr. Crockett, hatten Sie je Zweifel, dass die Verschütteten unerreichbar waren?«
»Zweifel? Nein«, sagte Crockett.
»Hat vielleicht ein anderer Zweifel geäußert?«
»Nicht dass ich wüsste.«
»Wie steht es mit Ricardo Luis Sarro, dem ersten Bergbauingenieur, der den Grubenschacht inspizierte?«
»Nie von ihm gehört.«
»Er hat für TXC gearbeitet bis kurz nach dem Unfall«, sagte der General. »Er äußerte Ihren Managern gegenüber, die Männer wären in vier bis fünf Tagen zu erreichen, und zwar vom höher gelegenen Schacht aus. Man brauchte nur diagonal zu graben.«
Crockett rutschte auf seinem Stuhl hin und her. »Das ist mir neu. Ich hätte das sicherlich befürwortet.«
Der General kratzte sich an der Nase. »Mr. Crockett, meine Geduld ist bald zu Ende. Sie haben Mr. Sarro in Ihrem Schriftverkehr mehrmals erwähnt. Soll ich Ihrem Gedächtnis ein wenig auf die Sprünge helfen?«
Crockett saß in der Falle. »Ich weiß es nicht. Wir … wir …«
»Wir hatten keinen Anlass anzunehmen, dass die Männer noch am Leben waren«, kam Klinefelter ihm zu Hilfe.
»O doch, den hatten Sie«, sagte der General und schüttelte müde den Kopf. »Doch statt aus Menschlichkeit, handelten Sie aus Gier und schickten nur eine Notbelegschaft in den Schacht, um die Verschütteten zu finden. Sie brauchten dreizehn Tage. Drei Männer waren beim Einsturz erschlagen worden. Die übrigen neun hatten noch lange überlebt und auf Hilfe gehofft. Als Letzter starb Timmy Lopez. Er hinterließ eine Nachricht, die schilderte, wie seine Kameraden, einer nach dem anderen, qualvoll erfroren und verhungert waren. Er hatte sie drei Tage, bevor man seine Leiche fand, verfasst. Wäre die Rettungsmannschaft besser ausgerüstet gewesen, hätte man mindestens die Hälfte der Verschütteten retten können. Aber die Herren Crockett und Klinefelter ließen sie einfach sterben und wühlten weiter nach Gold.«
»Das ist gelogen!«, sagte Crockett und zerrte an seinen Fesseln. »Diese Leute lügen, weil sie Geld wollen. Alle wollen immer nur Geld von uns!«
»Und Gerechtigkeit!«, brüllte Richter Truth und schlug mit dem Hammer auf den Tisch. »Die Dritte Front will Gerechtigkeit.« Er deutete mit dem Hammer in die Kamera. »Genau wie die Öffentlichkeit! Geben Sie jetzt Ihre Stimme ab! Das Schicksal dieser Männer liegt in Ihrer Hand! Sie haben fünfzehn Minuten Zeit!«
Der Bildschirm wurde schwarz.
31
Plötzlich war Hailey erschöpft. Sie kehrte dem Fernseher den Rücken zu und sagte ins Telefon: »Ich bin müde, Dad. Ich muss mich hinlegen.«
»Und das Urteil? Willst du denn nicht deine Stimme abgeben?«, fragte er.
»Nein«, sagte sie.
»Ich auch nicht«, sagte ihr Vater. »Und wie steht’s mit den Jungs?«
Bridger schüttelte den Kopf und ging aus dem Zimmer. »Ich hol mir Kaviar«, sagte er.
»Und ich greif mir die Schrotflinte«, sagte Connor und trottete zum Gewehrschrank.
Hailey gähnte. »Die wählen auch nicht. Ich leg nicht auf. Du brauchst nur laut zu rufen, und schon bin ich wach.«
Nach kurzem Zögern sagte ihr Vater: »Na gut, dann leg den Hörer neben dich.«
Hailey ging hinüber zur Couch und wünschte sich, ihr Vater wäre hier, um sie zuzudecken. »Dad, bist du mir noch böse?«, fragte sie ihn.
»Weswegen denn?«
»Weil ich so biestig zu dir war«, antwortete sie.
»Du warst doch nicht biestig. Träum was
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