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Limit

Limit

Titel: Limit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Schätzing
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dass man Yoyo verhaftet hat?«
    »Letztes Mal wurde ich wochenlang im Unklaren darüber gelassen, auf welchem Revier man sie festhielt. Aber dass man sie festhielt, erfuhr ich wenige Stunden nach ihrer Festnahme. Sie müssen wissen, über die Jahre war es mir vergönnt, einige wichtige Kontakte aufzubauen. Es gibt Menschen, die bereit sind, ihren Einfluss für mich und Yoyo geltend zu machen.«
    »So wie Tu Tian.«
    »Er und andere. Nur darum wusste ich überhaupt, dass Yoyo in Haft saß. Bei diesen – Freunden habe ich mich erkundigt, doch sie behaupten, nichts über Yoyos Verbleib zu wissen. Es würde mich kaum erstaunen, wenn sie den Behörden erneut Gründe geliefert hätte, sie zu jagen, aber vielleicht haben die das ja noch gar nicht mitgekriegt.«
    »Sie meinen, Yoyo hat einfach Angst bekommen und ist zur Sicherheit für eine Weile abgetaucht.«
    Chen knetete seine Finger. Auf Jericho wirkte er wie ein gespannter Bogen. Dann seufzte er.
    »Ginge ich zur Polizei«, sagte er, »könnte es geschehen, dass ich Misstrauen auf dem Acker der Unwissenheit säe. Sie würden Yoyo erneut ins Visier nehmen, ganz gleich, ob sie etwas verbrochen hat oder nicht. Jeder Anlass wäre ihnen recht. Yoyo hat es eine Weile vermieden, sie zu provozieren, mir schien, sie hätte ihre Lektion gelernt und Frieden mit der Vergangenheit geschlossen, aber –« Er sah Jericho aus matten, tiefdunklen Augen an. Diesmal zwinkerte er nicht. »Sie verstehen mein Dilemma, Herr Jericho?«
    Jericho betrachtete ihn schweigend. Er lehnte sich zurück und dachte nach. Solange Chen das Thema umkreiste wie der Wolf das Feuer, kamen sie nicht recht voran. Bis jetzt beließ es sein Gast bei Andeutungen. Jericho bezweifelte, dass Chen sich dessen bewusst war. Er hatte das Hakenschlagen auf eine Weise verinnerlicht, dass es ihm vorkommen musste, als liefe er geradeaus.
    »Ich will nicht in Sie dringen, Herr Chen – aber kann es sein, dass Sie der Falsche wären, um die Behörden im Zusammenhang mit staatsfeindlichen Aktionen aufzusuchen?«
    »Wie meinen Sie das?«
    »Ich gebe lediglich der Vermutung Ausdruck, dass man Yoyo nicht allein um ihrer selbst willen nachstellt.«
    »Ich verstehe.« Chen starrte ihn an. »Sie haben recht, nicht alles in meiner Vergangenheit gereicht Yoyo zum Vorteil. Jedenfalls würde ich ihr einen schlechten Dienst erweisen, ginge ich zur Polizei. Können wir es fürs Erste dabei belassen?«
    Jericho nickte.
    »Sie kennen den Schwerpunkt meiner Arbeit?«, fragte er. »Hat Tian Sie ins Bild gesetzt?«
    »Ja.«
    »Mein Jagdrevier ist das Netz. Ich schätze, er hat mich empfohlen, weil Yoyo dort aktiv geworden ist.«
    »Er schätzt Sie sehr. Er meint, Sie seien der Beste.«
    »Das ehrt mich. Haben Sie ein Foto von Yoyo?«
    »Oh, ich habe mehr als das! Ich habe Filme.« Er griff in sein Jackett und förderte ein Handy zutage. Es war ein älteres Modell, noch ohne die Möglichkeit der 3-D-Projektion. Chen machte sich mit dem schon vertrauten Blinzeln daran zu schaffen und drückte nacheinander ein paar Tasten, doch nichts geschah.
    »Darf ich behilflich sein?«, schlug Jericho vor.
    »Yoyo hat es mir geschenkt, aber ich benutze es selten.« Ein Anflug von Verlegenheit huschte über Chens Züge. Er reichte das Gerät an Jericho weiter. »Ich weiß, das ist lächerlich. Fragen Sie mich etwas über Autos. Alte Autos. Ich kenne sämtliche Modelle, aber diese Dinger hier –«
    Diese Dinger, dachte Jericho, sind auch schon wieder aus der Mode, falls du es nicht mitbekommen hast.
    »Sie interessieren sich für Autos?«, fragte er.
    »Ich bin Experte! Historical Beautys, in der Beijing Donglu. Nie da gewesen? Ich leite den Technischen Kundendienst. Sie müssen mir die Freude eines Besuchs machen, wir haben letzten Monat einen silberfarbenen Rolls Royce Corniche hereinbekommen, mit Holz und roten Ledersitzen, ein Prachtstück. Er kam aus Deutschland, ein alter Mann hat ihn verkauft. Mögen Sie Autos?«
    »Sie sind nützlich.«
    »Darf ich fragen, was Sie fahren?«
    »Einen Toyota.«
    »Hybrid?«
    »Brennstoffzelle.« Jericho drehte das Handy in den Fingern und warf einen Blick auf die Anschlüsse. Mit einem Adapter hätte er den Inhalt auf seine neue Holowand projizieren können, doch die würde erst gegen Abend geliefert werden. Er wählte sich in den Speicher ein. »Darf ich?«
    »Bitte. Es sind nur drei Filme darauf, alle von Yoyo.«
    Jericho richtete das Gerät auf die gegenüberliegende Wand und aktivierte den integrierten Beamer. Er

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