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Limit

Limit

Titel: Limit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Schätzing
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nicht, dort hatte er nachgefragt. Falls dieser Student mit dem bescheuerten Namen Grand Cherokee Wang nicht gelogen hatte, bestand immerhin die Möglichkeit, ihren Aufenthaltsort einzugrenzen. An diesen Strohhalm würde er sich klammern müssen, auch wenn ihm der Bursche windig erschienen war: einer von zwei Wohngenossen Yoyos, ganz klar scharf auf das Mädchen und noch schärfer auf Geld, für das er so tat, als habe er Informationen im Angebot. Dabei hatte er eindeutig nichts gewusst.
    »Yoyo wohnt noch nicht so lange hier«, hatte er gesagt. »Sie ist 'n Partyhuhn.«
    »Und wir sind die Hühnerköpfe«, hatte der andere gelacht, dass man sein Zäpfchen schwingen sah, um gleich einzuräumen, das sei ein zugegebenermaßen schlechter Scherz gewesen. Huhn war die chinesische Bezeichnung für Nutte, Hühnerköpfe nannte man Zuhälter. Offenbar war dem Kerl plötzlich die Vorstellung in die Glieder gefahren, was Yoyo mit ihm anstellen würde, sollte Xin sie von der kleinen Geschmacklosigkeit in Kenntnis setzen.
    Ob sie Yoyo etwas ausrichten könnten?
     
    Xin fragt zurück, wann sie Yoyo das letzte Mal gesehen haben.
    Am Abend des 23. Mai. Sie hätten zusammen gekocht und einige Flaschen Bier zusammen geleert. Danach sei Yoyo auf ihr Zimmer gegangen, habe das Haus aber noch in derselben Nacht wieder verlassen.
    Wann?
    Spät, glaubt sich Grand Cherokee zu erinnern. So gegen zwei, drei Uhr morgens. Der andere, Zhang Li mit Namen, zuckt die Achseln. Seitdem jedenfalls hat sie keiner mehr gesehen.
    Xin überlegt.
    »Möglicherweise«, sagt er, »steckt eure Mitbewohnerin in Schwierigkeiten. Ich kann im Augenblick nicht näher darauf eingehen, aber ihre Familie macht sich große Sorgen.«
    »Sind Sie ein Polizist?«, will Zhang wissen.
    »Nein. Ich bin jemand, der geschickt wurde, um Yoyo zu helfen.« Er schickt einen vieldeutigen Blick vom einen zum anderen. »Und außerdem autorisiert, mich für Hilfe in angemessener Weise erkenntlich zu zeigen. Bitte sagt Yoyo, sie kann mich unter dieser Nummer jederzeit erreichen.« Xin gibt Grand Cherokee eine Karte, darauf nichts als eine Mobilnummer. »Und falls euch noch etwas einfällt, wo ich sie finden könnte –«
    »Keine Ahnung«, sagt Zhang sichtlich desinteressiert und verschwindet im Nebenzimmer.
    Grand Cherokee sieht ihm nach und tritt von einem Bein aufs andere. Xin verharrt in der geöffneten Wohnungstüre, um Grand Cherokee Gelegenheit zu geben, in die Offensive zu gehen. Wie erwartet kommt der Junge im Flüsterton zur Sache, sobald sein Kumpel außer Sichtweite ist.
    »Ich könnte was für Sie rauskriegen«, sagt er. »Kostet natürlich was.«
    »Natürlich«, echot Xin mit mildem Lächeln.
    »Nur um die Unkosten zu decken, Sie wissen schon. Äh – also, es gibt da so Hinweise, wo sie sich aufhält, und ich könnte –«
    Xin lässt seine Rechte ins Jackett gleiten und zieht sie zusammen mit ein paar Geldscheinen wieder hervor.
    »Wäre es eventuell möglich, einen Blick in ihr Zimmer zu werfen?«
    »Das kann ich nicht machen«, sagt Grand Cherokee erschrocken. »Das würde sie niemals –«
    »Es wäre zu ihrer eigenen Sicherheit.« Xin senkt die Stimme. »Unter uns, die Polizei könnte hier auftauchen. Ich will nicht, dass die irgendwas finden, das Yoyo belastet.«
    »Ja, schon. Bloß –«
    »Verstehe.« Xin macht Anstalten, die Scheine wieder einzustecken.
    »Nein, warten Sie – ich –«
    »Ja?«
    Grand Cherokee starrt auf das Geld und versucht, Xin ohne Worte etwas mitzuteilen. Sein Anliegen ist offensichtlich. Die Sprache der Gier bedarf keiner Vokabeln. Xin greift erneut in die Jacke und erhöht den Betrag. Der Junge nagt an seiner Unterlippe, dann nimmt er die Scheine und deutet mit dem Kopf ins Innere der Wohnung.
    »Letzte Tür rechts. Soll ich –«
    »Danke. Ich finde mich zurecht. Und wie gesagt – sollten Sie Hinweise erhalten haben –«
    »Hab ich!« Grand Cherokees Augen beginnen zu glänzen. »Muss nur ein paar Telefonate führen, 'n paar Leute erreichen. Hey, ich bring Sie zu Yoyo, sobald da was geht! – Allerdings –«
    »Ja?«
    »Kann sein, dass ich hier und da 'n bisschen schmieren muss.«
    »Reden wir über Vorkasse?«
    »So was in der Art.«
    Xin sieht die Lüge in Grand Cherokees Augen. Du weißt überhaupt nichts, denkt er, aber wenigstens besteht die Möglichkeit, dass du in deiner Gier etwas rausfindest. So oder so wirst du dich melden. Du bist einfach zu scharf darauf abzukassieren. Er drückt seinem Gegenüber zwei weitere Scheine in

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