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Limit

Limit

Titel: Limit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Schätzing
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mitnehmen auf so eine Mission. Keine Individualisten, schon gar keinen Haufen durchgeknallter Superreicher und Prominenter. Peter Black jedenfalls, ihr Pilot, machte einen ausgeglichenen, man konnte sagen, fantasielosen Eindruck. Ein Teamarbeiter ohne Hang zur Extravaganz und Alarmismus.
    »Bremsmanöver einleiten.«
    Aus 220 Kilometern Entfernung sah man den Mond noch zur Hälfte, grandiose Details enthüllend. So rund wirkte er ob seines geringen Umfangs, dass zu befürchten stand, beim Aufsetzen keinen Halt zu finden und seitlich an ihm herabzurutschen. Nina Hedegaard flatterte herbei und half ihnen beim Anlegen der Druckanzüge, wozu auch Urinbeutel gehörten.
    »Für später, wenn wir landen«, erklärte sie mit rätselhaftem Lächeln.
    »Und wer sagt, dass wir dann müssen?«, trumpfte Momoka Omura auf.
    »Die Physik.« Hedegaards Grübchen vertieften sich. »Ihre Blase könnte die einsetzende Schwerkraft zum Anlass nehmen, sich ohne vorherige Rücksprache zu entleeren. Wollen Sie Ihren Druckanzug durchnässen?«
    Omura schaute an sich herab, als sei es schon so weit.
    »Irgendwie mangelt es dem ganzen Unterfangen an Eleganz«, sagte sie und zog an, was anzuziehen war.
    Hedegaard scheuchte die Mondfahrer durch die Verbindungsschleuse ins Landefahrzeug, auch dieses eine Tonne, konisch geformt und mit vier kräftigen Teleskopbeinen ausgestattet. Im Vergleich zum Wohnmodul bot es den Bewegungsradius einer Sardinendose. Die Mehrheit ließ das Prozedere des Angurtens mit dem einbalsamierten Gesichtsausdruck alter Hasen über sich ergehen, schließlich hatten sie erst vor zweieinhalb Tagen ähnlich verzurrt nebeneinandergesessen und darauf gewartet, dass sich der Shuttle mit einem imposanten Feuerstoß vom Docking Port der OSS ins All katapultieren würde. Entgegen allen Erwartungen war das Schiff jedoch langsam davongetrieben, als gelte es, sich unbemerkt aus dem Staub zu machen. Erst in gebührendem Abstand zur Weltraumstadt hatte Black die Schubdüsen gezündet, auf maximale Geschwindigkeit beschleunigt, die Triebwerke abgeschaltet, und sie waren lautlos durchs All gerast, ihrem pockennarbigen Ziel entgegen.
    Mit der Ruhe war es jetzt vorbei, und alle waren froh darüber. Es tat gut, endlich anzukommen.
    Wieder presste es sie gewaltsam in die Sitze, bis Black das Raumschiff 70 Kilometer über dem Mond auf 5600 Stundenkilometer abgebremst, um 180 Grad gedreht und im Orbit stabilisiert hatte. Unter ihnen zogen Krater, Gebirgsformationen und puderig graue Ebenen vorbei. Wie schon im Weltraumfahrstuhl übertrugen Kameras sämtliche Außeneindrücke auf holografische Monitore. Sie drehten eine zweistündige Ehrenrunde um den Trabanten, während derer Nina Hedegaard ihnen die Besonderheiten und Sehenswürdigkeiten der fremden Welt erklärte.
    »Sie wissen ja aus dem Vorbereitungstraining, dass ein Mondtag etwas länger dauert als ein irdischer«, zischelte sie in ihrem skandinavisch gefärbten Englisch. »14 Erdtage, 18 Stunden, 22 Minuten und zwei Sekunden, um genau zu sein, und ebenso lange dauert die Mondnacht. Die Licht-Schatten-Grenze nennen wir Terminator. Sie verschiebt sich nur äußerst langsam, soll heißen, Sie müssen nicht befürchten, beim Spaziergang plötzlich von der Dunkelheit überrascht zu werden. Aber wenn es dunkel wird, dann gleich richtig! Der Terminator verläuft hart, es gibt Licht oder Schatten, kein Zwielicht. In der grellen Mittagsglut verlieren die Sehenswürdigkeiten an Reiz, darum werden wir die interessantesten Plätze am Mondmorgen oder -abend besuchen, wenn die Schatten lang sind.«
    Unter sich erblickten sie einen weiteren imposanten Krater, gefolgt von einer bizarr zerklüfteten Landschaft.
    »Die Mondappeninen«, erklärte Hedegaard. »Das ganze Gebiet ist durchzogen von Rimae, rillenartigen Strukturen. Astronomen früherer Zeiten hielten sie für Verkehrsnetze der Seleniten. Eine fantastische Landschaft! Das breite, aufwärts gewundene Tal dort ist die Rima Hadley, sie führt durch den Sumpf der Fäulnis, lustiger Name, weil da weder ein Sumpf ist, noch fault es. Aber so ist das überall auf dem Mond, Meere, die keine Meere sind, und so weiter. Sehen Sie die zwei Berge seitlich der Rima? Der Mons Hadley, unterhalb davon der Mons Hadley Delta. Beide kennt man von Fotos, oft sieht man sie mit einem Mondrover im Vordergrund. Nicht weit davon ist Apollo 15 gelandet. Das Gestell der Landefähre befindet sich noch dort, und was die Astronauten sonst so zurückgelassen haben.«
    »Was

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