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Limit

Limit

Titel: Limit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Schätzing
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Treibstoff gefüllt, zu anderen mit Astronauten und geschmückt mit dem O von Orley Enterprises.
    »Fertig machen zum Bremsmanöver«, sagte Blacks Stimme über die Lautsprecher.
    Zweieinhalb Tage in einem Weltraumshuttle, mochte er noch so geräumig und die Farbgestaltung von Psychologen erarbeitet sein, ließen Assoziationen an Haftanstalten aufkommen. Die Entzauberung des Außergewöhnlichen durch Enge und Eintönigkeit schlug sich in Debatten über den Zustand des Planeten, unerwarteten Kumpaneien und offen geäußerter Abneigung nieder. Sushma und Mukesh Nair, mit dem Charisma der Bescheidenheit ausgestattet, scharten gesittete Wesen um sich, darunter Eva Borelius, Karla Kramp, Marc Edwards und Mimi Parker. Entspannte Gespräche wurden geführt, bis Parker eine Diskussion über die Frage anstrengte, ob der komplette Darwinismus nicht eine Sackgasse sei, in welche die Naturwissenschaften dank atheistischer Arroganz geraten seien und aus der sich nur vermittels kreationistischer Weltanschauung wieder herausfinden lasse. Das Leben, schloss sie, sei viel zu komplex, um zufällig in irgendeinem Urozean entstanden zu sein, und schon gar nicht vor vier Milliarden Jahren. Kramps Replik, angesichts solcher Äußerungen müsse die Komplexität einiger Anwesender infrage gestellt werden, löste heftige Reaktionen aus, in deren Verlauf Parker Schützenhilfe von Aileen Donoghue erhielt, die sich auf ein paar tausend Jahre mehr oder weniger nicht festlegen mochte, jedoch jede Verwandtschaft zwischen den Arten bestritt. Vielmehr seien sämtliche Lebewesen von Gott in einem Atemzug geschaffen worden. Kramp sagte, Parkers Abstammung vom Affen sei augenfällig. Außerdem behandele jedes der ersten beiden Kapitel im Buch Mose die Erschaffung des Menschen auf abweichende Weise, schon im Alten Testament herrsche keine Einigkeit über den Ablauf der Schöpfung, sofern man seriöse naturwissenschaftliche Erkenntnis überhaupt auf ein einziges, historisch fragwürdiges Buch gründen könne.
    Unterdessen knüpften sich verschlungene Bande zwischen Rebecca Hsu, Momoka Omura, Olympiada Rogaschowa und Miranda Winter. Evelyn Chambers kam mit jedem klar, bis auf Chuck Donoghue vielleicht, der Parker im Vertrauen erzählt hatte, Chambers für gottlos zu halten, was diese sogleich an Olympiada und Amber Orley weitergab, die es ihrerseits Evelyn erzählten. Locatelli, von der Raumkrankheit gesundet, spreizte sein Gefieder, erzählte von Segel- und Motoryachten und wie er den America's Cup gewonnen habe, von seiner Liebe zum Rennsport, solarbetriebenen Boliden und der Möglichkeit, noch aus einer Zecke so viel Energie zu extrahieren, dass sie ihren Beitrag zur Weltversorgung leistete.
    »Jeder Körper, auch der menschliche, ist ein Kraftwerk«, sagte er. »Und Kraftwerke liefern Wärme. Ihr alle hier seid nichts weiter als Kraftwerke, bloße Durchlauferhitzer. Ich sag's euch, Leute. Würde man alle Menschen auf der Welt zu einem einzigen, riesigen Kraftwerk zusammenschließen, könnten wir auf den Helium-3-Scheiß verzichten.«
    »Und was ist mit der Seele?«, wollte Parker indigniert wissen.
    »Bah, Seele!« Locatelli warf die Arme auseinander, entschwebte und stieß sich den Schädel. »Die Seele ist Software, Gnädigste. Denkendes Fleisch. Aber gäbe es eine, ich wäre der Erste, der ein Seelenkraftwerk bauen würde. Hahaha!«
    »Locatelli hat spannende Sachen erzählt«, sagte Heidrun später zu Walo. »Weißt du, was du bist?«
    »Was denn, mein Schatz?«
    »Ein Heizofen. Komm gefälligst her und wärme mich.«
    Parker und Kramp schlossen Frieden, Hanna spielte Gitarre, einte die Anwesenden auf musikalischer Ebene, gewann im unentwegt fotografierenden Locatelli einen Fan, und O'Keefe las Drehbücher. Jeder tat so, als steche ihm nicht die stündlich intensiver werdende Melange aus Schweiß, Intimgerüchen, Fürzen und Haartalg in die Nase, gegen die selbst der hoch entwickelte Duftsynthesizer an Bord vergebens ankämpfte. Raumfahrt mochte faszinierend sein, zu ihren Nachteilen gehörte, dass keiner ein Fenster aufmachen konnte, um frische Luft reinzulassen. Chambers fragte sich, wie das auf Langzeitmissionen funktionieren sollte, mit den Gerüchen und der zunehmenden Gereiztheit. Hatte nicht ein russischer Kosmonaut vor langer Zeit gesagt, alle Voraussetzungen für einen Mord seien gegeben, wenn man zwei Männer in einer engen Kabine einschließe und sie zwei Monate miteinander alleine lasse? Aber vielleicht würden sie ja andere Leute

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