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Limit

Limit

Titel: Limit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Schätzing
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haben, fördert Peking im Unterschied zu Moskau bereits Helium-3.«
    »Apropos Fahrstuhl.« Ögi häufte Gänseleber auf dunkelrotes Fleisch. »Stimmt es denn, dass sie kurz vor dem Durchbruch stehen?«
    »Die Chinesen?«
    »Mhm.«
    »Das propagieren sie mit schöner Regelmäßigkeit.« Julian lächelte vielsagend. »Wäre es so, würde Zheng Pang-Wang nicht jede Gelegenheit wahrnehmen, mit mir Tee zu trinken.«
    »Aber –«, Mukesh Nair stützte sich auf die Ellbogen und massierte seinen fleischigen Nasenrücken, »– ist es nicht auch so, dass Ihnen Ihre amerikanischen Freunde einen Flirt mit den Chinesen nachhaltig verübeln würden, speziell nach der Mondkrise im vergangenen Jahr? Will sagen, dass Sie in Ihren Entscheidungen nicht ganz so frei sind, wie Sie es vielleicht gerne wären?«
    Julian spitzte die Lippen. Sein Gesicht verdüsterte sich, so wie immer, wenn er sich anschickte, seine Unabhängigkeit von aller Regierungsgewalt zu erklären. Dann breitete er mit fatalistischer Geste die Arme aus.
    »Schauen Sie, was ist der Grund Ihres Hierseins? Praktisch alle Staaten, wenn sie auch noch so lautstark auf die Leistungsfähigkeit ihrer nationalen Raumfahrtprogramme pochen, würden sich amerikanischer Federführung unterwerfen, sollten entsprechende Offerten an sie ergehen. Oder sagen wir, sie würden eine Zusammenarbeit auf Augenhöhe anstreben, was nichts anderes hieße, als dass sie das Budget der NASA aufstockten und dafür Schürfrechte wahrnehmen dürften. Die Offerte kommt aber nicht, aus gutem Grund. – Jedoch gibt es eine Alternative. Man kann mich unterstützen, ein Angebot, das ausschließlich Privatinvestoren vorbehalten ist. Ich veräußere kein Know-how, sondern lade ein, daran zu partizipieren. Wer mitmacht, kann eine Menge verdienen, aber Formeln und Baupläne nicht weitergeben. Das ist der Grund, warum meine Partner in Washington unsere kleine Tischgesellschaft hier verschmerzen. Man weiß dort, dass keines Ihrer Länder auf absehbare Zeit in der Lage wäre, einen Fahrstuhl zu bauen, geschweige denn eine Infrastruktur zur Gewinnung von Helium-3 auf die Beine zu stellen. Es fehlt an den Grundlagen, an den Mitteln, einfach an allem. Folgerichtig können Leute wie Sie in den landeseigenen Raumfahrtprogrammen nur Geld verlieren. Washington ist darum zu glauben bereit, dass wir hier über bloße Beteiligungen sprechen. – Mit China verhält es sich jedoch anders. Peking hat eine Infrastruktur aufgebaut! Sie fördern Helium-3! Sie haben den Boden bereitet, nur dass ihnen ihre veraltete Technologie Grenzen setzt. Das ist ihr Dilemma. Sie sind schon viel zu weit gekommen, um sich noch an jemand anderen dranzuhängen, es ist ja lediglich der verdammte Fahrstuhl, der ihnen fehlt! Glauben Sie mir, kein Chinese, ob Politiker oder Unternehmer, würde in dieser Situation auch nur einen einzigen Yuan in meine Hände legen, es sei denn –«
    »Um dich zu kaufen«, schloss Evelyn Chambers, die mehrere Gespräche gleichzeitig verfolgte. »Der Grund, warum Zheng Pang-Wang mit dir Tee trinken geht.«
    »Säße heute Abend ein Chinese zwischen uns, dann definitiv nicht mit der Absicht, sich zu beteiligen. Washington würde schlussfolgern, dass ich mir Offerten für einen Know-how-Transfer unterbreiten lasse.«
    »Schließen die das nicht schon aus Ihren Treffen mit Zheng?«, fragte Nair.
    »Man trifft sich nun mal in dieser Branche. Auf Kongressen, Symposien. Na und? Zheng ist ein unterhaltsamer Kauz, ich mag ihn.«
    »Dennoch sind Ihre Freunde nervös, oder nicht?«
    »Sie sind ständig nervös.«
    »Zu Recht. Wer einmal oben ist, beginnt auch zu graben.« Ögi wischte seine Schnurrbartbürste sauber und warf die Serviette neben den Teller. »Warum machen Sie's eigentlich nicht, Julian?«
    »Was? Das Lager wechseln?«
    »Nein, nein. Niemand spricht davon, das Lager zu wechseln. Ich meine, warum verkaufen Sie die Fahrstuhltechnologie nicht einfach an jedes Land, das scharf darauf ist, und lassen sich den Hintern vergolden? Auf dem Mond käme ein prosperierender Wettbewerb in Gang, der Ihr Reaktorgeschäft ungemein beleben würde. Sie könnten sich weltweit Anteile an der Förderung sichern, Exklusivverträge über die Belieferung mit Strom aushandeln, so wie unser abwesender Freund Tautou das Trinkwasser kontrolliert, indem er sich als Gegenleistung für Aufbereitungsanlagen und Versorgungsnetze ganze Quellen überschreiben lässt.«
    »Sie würden sich eben nicht von einer Abhängigkeit in die nächste

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