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Limit

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Titel: Limit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Schätzing
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begeben«, spann Rogaschow den Faden weiter, »sondern alle wären abhängig von Ihnen.« Er prostete Julian mit leichtem Spott zu. »Ein wahrer Freund der Menschheit.«
    »Und das soll funktionieren?«, mischte sich Rebecca Hsu ein.
    »Warum denn nicht?«, fragte Ögi.
    »Sie wollen China, Japan, Russland, Indien, Deutschland, Frankreich und wem sonst noch alles Zugang zur Fahrstuhltechnologie gewähren?«
    »Bezahlten Zugang«, korrigierte sie Rogaschow.
    »Schlechter Plan, Oleg. Dann dauert es nicht lange, bis sich hier oben alle die Köpfe einschlagen.«
    »Der Mond ist groß.«
    »Nein, der Mond ist klein. So klein, dass mein rotchinesischer Nachbar und Ihre amerikanischen Freunde, Julian, nichts Besseres im Sinn hatten, als sich dasselbe Fördergebiet auszusuchen, habe ich recht? Es bedurfte zweier Nationen«, sie spreizte Zeige- und Mittelfinger, »um einen Konflikt vom Zaun zu brechen, dessen Umschreibung als Mondkrise nachgerade geschmeichelt ist. Die Welt stand kurz vor einer bewaffneten Auseinandersetzung der Supermächte, und das war nicht besonders spaßig.«
    »Warum sind denn beide ins selbe Gebiet gegangen?«, fragte Winter unschuldig. »Aus Versehen?«
    »Nein.« Julian schüttelte den Kopf. »Weil Messungen vermuten ließen, dass im Grenzgebiet zwischen Oceanus Procellarum und Mare Imbrium außergewöhnlich hohe Konzentrationen von Helium-3 lagern, wie man sie sonst nur auf der Rückseite findet. Ähnlich stark angereichert scheint die benachbarte Bucht Sinus Iridum östlich des Juragebirges zu sein. Klar, dass jeder für sich beansprucht, dort buddeln zu wollen.«
    Hsu furchte die Brauen. »Und das soll mit noch mehr Nationen anders werden?«
    »Ja. Wenn man den Mond aufteilt, bevor sich das Goldgräberheer in Bewegung setzt. Aber Sie haben natürlich recht, Rebecca. Ihr habt alle recht. Ich muss zugeben, dass die Vorstellung, die Raumfahrt endlich zur Angelegenheit der Menschheit zu machen, meinen Beifall findet.«
    »Durchaus verständlich«, lächelte Nair. »Sie können nur profitieren vom guten Tun.«
    »Na, und wir erst«, bekräftigte Ögi.
    »Ja, eine feine Sache.« Rogaschow legte sein Besteck aus der Hand. »Es gibt dabei lediglich ein Problem, Julian.«
    »Welches?«
    »Einen solchen Gesinnungswandel zu überleben.«
     

HANNA
     
    Kleine, lauwarme Schokoladenkuchen gaben ihr flüssiges Inneres preis, das dunkel und schwer in bunte Fruchtpürees vordrang. Gegen 22.00 Uhr legte sich bleierne Müdigkeit über die Tafel. Julian verkündete, der kommende Morgen diene dem Ausschlafen, anschließend könne jeder nach Herzenslust die Annehmlichkeiten des Hotels auf sich wirken lassen oder die nähere Umgebung erkunden. Größere Ausflüge stünden erst für den übernächsten Tag zu erwarten. Dana Lawrence zog Erkundigungen ein, ob alles recht gewesen sei. Alle spendeten großes Lob, auch Hanna.
    »Und ich glaub immer noch nicht, dass Cobain den Kids heute was sagen würde, wenn wir den Film nicht gemacht hätten«, beharrte O'Keefe im Fahrstuhl. »Sieh dir doch an, wo Grunge gelandet ist. Schublade schlechte Musik. Keiner interessiert sich noch für Typen wie ihn. Die Kids hören lieber das artifizielle Zeug, The Week that was, Ipanema Party, Overload –«
    »Du hast doch selber mit deiner Band Grunge gespielt«, sagte Hanna.
    »Ja, und aufgegeben. Mein Gott, ich war zehn, glaube ich, als Cobain starb. Frage mich, was ich mit dem am Hut hatte.«
    »Na hör mal! Du hast ihn verkörpert.«
    »Man verkörpert auch Napoleon und versucht deswegen nicht gleich, Europa zu überrennen. Zu allen Zeiten denken die Leute, die Helden ihrer Zeit seien wichtig. Wichtig! In der Popmusik gibt's ständig wichtige Alben, die zwanzig Jahre später kein Schwein mehr kennt.«
    »Große Musik bleibt.«
    »Bullshit. Wer kennt noch Prince? Wer kennt Axl Rose? Keith Richards, von dem man eigentlich nur noch weiß, dass er der mittelmäßige Gitarrist einer ewig gleich klingenden Schrammelband war. Glaub mir, Popgötter werden überschätzt. Alle Stars werden überschätzt. Grundsätzlich. Wir gehen nicht in die Geschichte ein, wir gehen einfach nur ein. Es sei denn, du bringst dich um oder wirst erschossen.«
    »Und warum beziehen sich dann heute alle auf die Siebziger und Achtziger? Wenn das stimmen würde, was du sagst –«
    »Okay, ist gerade in Mode.«
    »Schon lange.«
    »Na und? In zehn Jahren läuft 'ne andere Sau durchs Dorf. Nucleosis beispielsweise, so was kommt gerade, zwei Frauen und ein Computer, und

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