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Limit

Limit

Titel: Limit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Schätzing
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rauf. Schauen Sie.«
    »Wohin?«
    »Folgen Sie meinem ausgestreckten Finger. Das helle Pünktchen.«
    »Hey! Ist das etwa –«
    »Tatsächlich«, rief Edwards. »Unser Hotel!«
    »Was? Wo?«
    »Da.«
    »Wenn man's nicht wüsste –«
    »Ehrlich gesagt, ich sehe nur Sonne und Schatten.«
    »Nein, da ist was!«
    Durcheinandergerede, Durcheinander im Kopf. Es konnte nur der zweite Zug gewesen sein. Bei näherer Betrachtung nicht mal verwunderlich. Lynn und Dana Lawrence kümmerten sich um alles. Das Hotel war ihre Domäne, was wusste er schon? Vielleicht waren in der Nacht Lebensmittel, Sauerstoff und Treibstoff eingetroffen. Er war Gast wie die anderen auch, er konnte sich glücklich schätzen, dass alles so reibungslos funktionierte. Stolz sein! Stolz auf Lynn, egal, welches Menetekel Tim in seiner Verbissenheit an die Wand malte. Lächerlich, der Junge! Baute jemand, der überfordert war, Hotels wie Gaia?
    Oder war Lynn ein weiterer Reflex auf seiner Netzhaut, dessen wahre Natur sich ihm entzog?
    Unglaublich! Jetzt fing er selber schon so an.
    »Julian?«
    »Was?«
    »Ich habe vorgeschlagen, dass wir zurückfliegen.« Hedegaards süßes Verschwörerlächeln hinter der Helmscheibe klang in jedem Wort durch. »Marc und Mimi wollen vor dem Abendessen noch mal auf den Tennisplatz, außerdem haben wir dann ausreichend Gelegenheit, uns frisch zu machen.«
    Uns frisch zu machen. Hübsche Codierung. Seine Rechte hob sich mechanisch, um seinen Bart zu kraulen, und polierte stattdessen den unteren Rand seines Visiers. »Ja, sicher. Gehen wir.«
     
    »Vielleicht haben Sie mich schon in spektakuläreren Szenen gesehen. Und sie für echt gehalten, auch wenn Ihr Verstand Ihnen sagte, dass das alles gar nicht echt sein kann. Doch eben das ist der Job des Illusionisten, Ihren Verstand auszutricksen. Und glauben Sie mir – moderne Tricktechnik kann jede Illusion erzeugen.«
    O'Keefe breitete die Arme aus, während er langsam weiterging.
    »Aber Illusionen können keine Gefühle erzeugen, wie ich sie in diesem Moment empfinde. Denn was Sie hier sehen, ist kein Trick! Sondern der mit Abstand aufregendste Platz, an dem ich je war, ungleich spektakulärer als jeder Film.«
    Er blieb stehen und wandte sich der Kamera zu, mit der erstrahlenden Gaia im Hintergrund.
    »Früher, wenn Sie zum Mond fliegen wollten, mussten Sie sich einem Kinosessel anvertrauen. Heute können Sie erleben, was ich erlebe. Die Erde sehen, in einen so wunderbaren Sternenhimmel gebettet, als schaue man bis an den Rand des Universums. Ich könnte stundenlang versuchen, Ihnen meine Empfindungen zu schildern, doch ich«, er lächelte, »bin nur Perry Rhodan. Lassen Sie es mich darum mit den Worten Edward D. Mitchells ausdrücken, der als sechster Mensch den Trabanten betrat, im Februar 1971: – Und plötzlich taucht hinter dem Horizont des Mondes in langen, zeitlupenartigen Momenten von grenzenloser Majestät ein funkelndes, blauweißes Juwel auf, eine helle, zarte, himmelblaue Kugel, umgeben von langsam wirbelnden weißen Schleiern. Allmählich steigt sie wie eine kleine Perle aus einem tiefen Meer empor, unergründlich und geheimnisvoll. Du brauchst eine kleine Weile, um ganz zu begreifen, dass es die Erde ist, unsere Heimat. – Ein Anblick, der mich für alle Zeiten verändert hat.«
    »Danke«, rief Lynn. »Das war super!«
    »Ich weiß nicht.« O'Keefe schüttelte den Kopf. Die banale Erkenntnis brach sich Bahn, dass Kopfschütteln in Raumanzügen keinen verständigungsfördernden Effekt hatte, da sich der Helm nicht mitschüttelte. Peter Black kontrollierte auf dem Display seiner Standkamera die Ausbeute. Deutlich erkannte man O'Keefes Gesicht durch die geschlossene Sichtblende. Er hatte den goldbedampften UV-Filter hochgeschoben, da sich die Umgebung sonst darin gespiegelt hätte. Trotz seiner beschichteten Kontaktlinsen würde er so nicht lange im Freien herumlaufen können. Schon gar nicht empfahl es sich, in die Sonne zu schauen.
    »Doch, ganz prima«, bestätigte Black.
    »Ich finde, das Zitat ist zu lang«, sagte O'Keefe. »Viel zu lang. Die reinste Predigt, ich wär' fast eingepennt.«
    »Es ist sakral.«
    »Nein, es ist einfach nur lang, nichts weiter.«
    »Wir schneiden Aufnahmen von der Erde dazwischen«, sagte Lynn. »Aber wenn du willst, drehen wir eine Alternative. Es gibt ein anderes Zitat von James Lovell: Die Menschen auf der Erde begreifen nicht, was sie besitzen. Vielleicht, weil nicht viele von ihnen die Gelegenheit haben, sie zu verlassen

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