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Limit

Limit

Titel: Limit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Schätzing
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Besser, er rief die Polizei, ließ sie den schäbigen Rest erledigen und genehmigte sich einen Drink.
    Und wenn Ma nicht in der Falle saß?
    Wie viele Ein- und Ausgänge hatte der Keller?
    Jericho dachte ans Paradies. Verteilt über den Organismus des World Wide Web nahmen sich die Seiten der Pädophilen wie schwärende Wunden aus, an denen die Gesellschaft ohne Aussicht auf Heilung dahinsiechte. Die Perfidie, mit der die »Ware« feilgeboten wurde, suchte ihresgleichen, und gerade stieg aus dem Gewölbe etwas zu ihm empor, geisterhaft dünn. Ein Wimmern, das abrupt endete.
    Dann nichts mehr.
    Es war entschieden.
    Die Waffe im Anschlag, stieg er langsam herab, und seltsam, mit jedem Schritt schien sich die Stille zu verdicken, ein von Moder und Fäulnis angereichertes Medium, durch das er sich bewegte, ein schallschluckender Äther. Der Gestank gewann an Intensität. Die Treppe wand sich zur Kurve, führte weiter abwärts und mündete in ein dämmriges, von einer Vielzahl gemauerter Säulen abgestütztes Gewölbe. So leise wie möglich setzte Jericho seinen Fuß auf den dunkelfleckigen Boden, verharrte und kniff die Augen zusammen. Maschendraht spannte sich zwischen einigen Säulen, andere waren durch Holzlatten miteinander verbunden, allem Anschein nach provisorisch zusammengenagelte Verschläge. Was sie enthielten, ließ sich vom Fuß der Treppe aus nicht erkennen, dafür gewahrte er am Ende der Halle etwas, das seine Aufmerksamkeit fesselte.
    Ein Filmset.
    Ja, genau das war es. Je mehr seine Augen sich an das Zwielicht gewöhnten, desto klarer wurde ihm, dass dort hinten Filme gedreht wurden. Phalanxen ausgeschalteter Scheinwerfer, auf Ständern und von der Decke hängend, schälten sich aus der Dunkelheit, Klappstühle, eine Kamera auf einem Stativ. Das Set schien unterteilt, manche Bereiche mit Utensilien ausgestattet, andere kahl, möglicherweise so etwas wie eine Green Box, um später virtuelle Ambiente zu unterlegen. Nach allen Seiten sichernd drang er weiter vor, erkannte Bettchen, Möbel, Spielzeug, eine künstliche Landschaft mit einem Kinderhaus, Wiesen und Bäumen, einen Seziertisch wie aus der Pathologie. Etwas am Boden wies beunruhigende Ähnlichkeit mit einer Kettensäge auf. Käfige hingen von der Decke, umstanden von Gerätschaften und einem Ding, das ein kleiner elektrischer Stuhl sein mochte, an der Wand Werkzeuge in Halterungen, nein, keine Werkzeuge, Messer, Zangen und Haken – eine Folterkammer.
    Irgendwo in all dem Wahnsinn steckte Ma.
    Jericho ging weiter, mit wild pochendem Herzen, einen Fuß vor den anderen setzend, als überquere er einbruchgefährdetes Eis. Gelangte auf Höhe der Verliese. Wandte den Kopf.
    Ein Junge schaute ihn an.
    Er war nackt und schmutzig, vielleicht fünf Jahre alt. Seine Finger hatten sich im Maschendraht verkrallt, doch seine Augen wirkten apathisch, beinahe leblos, wie man es von Menschen kannte, die sich tief in ihr Inneres zurückgezogen hatten. Jericho drehte den Kopf zur anderen Seite und sah zwei Mädchen im gegenüberliegenden Käfig, nur notdürftig bekleidet. Eines, sehr klein, lag auf dem Boden, offenbar schlafend, das andere, älter, lehnte mit dem Rücken zur Wand, ein Stofftier umklammernd. Lethargisch kehrte es ihm sein verquollenes Gesicht zu und heftete dunkle, traurige Augen auf ihn. Dann schien es zu begreifen, dass er nicht dem Personenkreis zuzurechnen war, der sich normalerweise hier aufhielt.
    Sie öffnete den Mund.
    Jericho schüttelte den Kopf und legte den Finger auf die Lippen. Das Mädchen nickte. Die Waffe starr von sich gestreckt, spähte er nach allen Seiten, sicherte ein ums andere Mal, wagte sich tiefer hinein in die Hölle der kleinen Kaiser. Noch mehr Kinder. Wenige nur, die ihn wahrnahmen. Den anderen, die ihre Köpfe hoben, bedeutete er zu schweigen. Von Käfig zu Käfig wurde es schlimmer. Schmutz und Verwahrlosung, Apathie, Angst. Auf einer schmuddeligen Decke lag ein Säugling. Etwas Dunkles prallte gegen ein Gitter und kläffte ihn an, sodass er instinktiv zurückwich, sich umdrehte und den Atem anhielt. Gleich vor ihm schien der süßliche Gestank seinen Ursprung zu haben. Er vernahm das Summen der Fliegen, sah etwas über den Boden flitzen –
    Seine Augen weiteten sich, und ihm wurde übel.
    Es war dieser kurze Moment der Unachtsamkeit, der ihn die Kontrolle kostete. Scharrende Schritte erklangen, ein Luftzug streifte seinen Nacken, dann sprang ihn jemand an, riss ihn zurück, prügelte auf ihn ein, schrie

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