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Limit

Limit

Titel: Limit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Schätzing
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bestem Einvernehmen mit Mayé.«
    »Sie redeten miteinander. 2016 operierte Kenny noch im zweiten Glied, aber ich wusste sofort, dass der Kerl demnächst an exponierter Stelle auftauchen würde.« Vogelaar lachte leise. »Wenn man ihn kennenlernt, hält man ihn tatsächlich für nett. Aber er ist es nicht. Er ist am gefährlichsten, wenn er den Netten gibt.«
    »Kann man in dem Geschäft überhaupt nett sein?«, fragte Yoyo.
    »Sicher. Warum nicht?«
    »Na ja, Söldner zum Beispiel.« Sie legte die Fingerspitzen aufeinander. »Ich meine, sind die nicht alle mehr oder weniger – hm – Rassisten?«
    Mein Gott, Yoyo, dachte Jericho, was soll das denn jetzt? Vogelaar wandte ihr langsam den Kopf zu und ließ Rauch aus seinen Mundwinkeln quellen. Er sah aus wie ein großes, dampfendes Tier.
    »Sprich dich ruhig aus.«
    »Koevoet. Apartheid. Reicht das?«
    »Ich war ein professioneller Rassist, Mädchen, wenn du mich meinst. Gib mir Geld, und ich hasse die Schwarzen. Gib mir mehr Geld, und ich hasse die Weißen. Echte Rassisten versauen die Party. Im Übrigen findest du solche Typen auch in der Armee.«
    »Bloß, ihr seid käuflich. Im Gegensatz zu regulären –«
    »Wir sind käuflich, stimmt, aber wir verraten niemanden. Und weißt du, warum? Weil wir auf niemandes Seite stehen. Unsere Loyalität gilt einzig dem Vertrag.«
    »Aber wenn ihr –«
    »Wir können überhaupt keinen Verrat begehen.«
    »Das sehe ich anders.«
    Jericho rutschte unbehaglich auf seinem Stuhl hin und her. Was trieb Yoyo, Vogelaar ausgerechnet jetzt auf den Scheiterhaufen ihrer Empörung zu nötigen? Er öffnete den Mund, da huschte ein Anflug von Einsicht über ihre Züge. Mit plötzlicher Ergebenheit schlürfte sie ihre Cola und fragte:
    »Und wer hat nun zu wem Kontakt aufgenommen? Mayé zu den Chinesen? Oder umgekehrt?«
    Vogelaar betrachtete sie unschlüssig. Dann zuckte er die Achseln und goss sich ein randvolles Glas Rum ein.
    »Deine Leute sind auf Mayé zugekommen, soviel ich weiß.«
    »Du meinst, die Chinesen«, korrigierte ihn Yoyo.
    »Deine Leute«, wiederholte Vogelaar unbarmherzig. »Sie kamen und rannten offene Türen ein. Der Punkt war ja, dass Obiang sich mit Mayé dramatisch verschätzt hatte. Er hatte jemanden gewollt, den er aus dem Hintergrund dirigieren konnte, doch da war er an den Falschen geraten. Ohne Helium-3 säße Mayé wohl immer noch in Malabo.«
    »Letztlich war er dann doch eine Marionette.«
    »Schon, aber eine der Chinesen, der Hanswurst einer zahlenden Weltmacht. Das ist was anderes, als sich von einem krebskranken Ex-Potentaten gängeln zu lassen. Als Kenny bei mir aufkreuzte, hatte er die Branche durchleuchtet und fand, wir seien am besten geeignet. Ich hörte mir die Sache also in Ruhe an – und lehnte ab.«
    »Warum denn das?«, wunderte sich Jericho.
    »Damit er von seinem hohen Ross runterkam. Er war natürlich enttäuscht. Und beunruhigt, weil er die Hose ziemlich weit runtergelassen hatte. Dann erklärte ich ihm, dass ich vielleicht doch eine Möglichkeit sähe. Aber dafür müsste er mehr in die Waagschale werfen als die Beauftragung für einen Putsch. Ich ließ ihn wissen, dass ich die Grabenkriege leid wäre, dieses ständige Feilschen um Jobs, mich andererseits in irgendeiner Villa zu Tode langweilen würde. Mir schwebte eher so was wie der Unruhestand vor.«
    »Ein Posten in Mayés Regierung. Ziemlich ungewöhnliches Anliegen für einen Söldner.«
    »Kenny verstand mich. Wenige Tage später trafen wir Mayé, der mich zwei Stunden lang volljammerte mit seiner beschissenen Familie, und wem er alles Versprechungen habe machen müssen. Da sei unmöglich auch noch ein Posten für mich drin! Stundenlang ließ er mich zappeln, dann schwenkte er auf Kumpel um, auf den bärenlieben Onkel Mayé, und zog das Kaninchen aus dem Zylinder.«
    »Und bot dir den Posten des Sicherheitschefs an.«
    »Der Witz ist, es war Kennys Idee gewesen. Aber er hatte sie dem Alten so lange einmassiert, bis der glaubte, es wäre seine. Damit stand der Deal. Der Rest war ein Kinderspiel. Ich kümmerte mich um die Logistik, stellte Kommandos zusammen, organisierte Waffen und Helikopter, das übliche Brimborium, und den Rest kennt ihr. Die Chinesen legten Wert darauf, dass die Sache unblutig über die Bühne ging und Ndongo ungeschoren das Land verlassen konnte, und auch das kriegten wir hin.«
    »Letztes Jahr war Peking weniger zimperlich.«
    »Letztes Jahr stand auch mehr auf dem Spiel. 2017 ging es nur um eine Korrektur der

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