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Limit

Limit

Titel: Limit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Schätzing
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Machtverhältnisse.«
    »Nur ist gut.«
    »Ach was! Jeder wusste, dass kluge Journalisten früher oder später kluge Artikel schreiben würden. Alleine die Umverteilung der Förderlizenzen, ich meine, Pekings Rolle lag offen zutage. Na und? So was sind die Leute gewohnt, lancierte Regierungswechsel. Tote allerdings, weniger gut. Zumal, wenn du bemüht bist, dein Image aufzupolieren. Die Partei hatte den olympischen Spießrutenlauf von 2008 nicht vergessen. Auch darum ist das Haus Saud 2015 so glimpflich davongekommen, als die Islamisten Riad einnahmen. Es war Pekings Bedingung dafür, dass sie den Spaß finanzierten. – Jedenfalls, wir zogen in Malabo ein, Mayé quetschte seinen dicken Hintern in den Regierungssessel, ich baute EcuaSec auf, den äquatorialguineischen Geheimdienst, ließ geschlossen die Opposition verhaften, und das war's.«
    »Und schlecht wurde dir nie?«, fragte Yoyo.
    »Schlecht?« Vogelaar setzte das Glas an die Lippen. »Mir ist nur einmal schlecht geworden. Von verdorbenem Thunfisch.«
    Jericho sandte ihr einen Messerwurf von Blick zu. »Und weiter?«
    »Kurz nachdem wir Mayé ins Amt gehievt hatten, fiel Kenny erwartungsgemäß die Treppe rauf und kehrte mit erweiterten Befugnissen zurück. Äquatorialguinea wurde sein Spielplatz. Alle paar Wochen residierte er in der Lobby des Paraíso, eines Hotels für Ölarbeiter, wo er sich von den Nutten verwöhnen ließ und meine Berichte entgegennahm. Wir hatten in Kamerun vereinbart, dass ich Mayé im Auge behalten sollte –«
    »Das war also der Deal.«
    »Was denn sonst? Ich sagte ja, es war Kennys Idee. Keiner kam Mayé so nah wie ich. Er akzeptierte mich als Vertrauten.«
    »Der zugleich sein Aufpasser war.«
    »Für den Fall, dass uns der Dicke von der Leine gehen sollte. Natürlich wurde auch ich überwacht. Kennys Prinzip, so baut er seine Seilschaften auf: Jeder sieht jedem auf die Finger. Aber ich hatte immer schon ein paar Augen mehr als andere.«
    »Aus Glas«, höhnte Yoyo.
    »Mit dem gesunden sehe ich mehr als du mit zweien«, versetzte Vogelaar. »Ich fand schnell heraus, wo die Maulwürfe saßen, die Kenny mir in den Vorgarten gesetzt hatte. Halb EcuaSec war durchseucht. Natürlich ließ ich mir nichts anmerken. Vielmehr begann ich, meinerseits Kenny zu observieren. Ich wollte mehr über ihn und seine Hintermänner in Erfahrung bringen.«
    »Ich weiß nur, dass er komplett irre ist.«
    »Sagen wir mal, er liebt die Extreme. Ich fand heraus, dass er drei Jahre in London gelebt hatte, dem chinesischen Militärattaché zugeteilt, und zwei weitere in Washington, Schwerpunkt Konspiration. Offiziell gehörte er zum Zhong Chan Er Bu, zum militärischen Nachrichtendienst, zweite Abteilung des Generalstabs der Volksbefreiungsarmee. Leider erwiesen sich meine Kontakte dorthin als dürftig, dafür kannte ich ein paar Leute im fünften Büro des Guojia Anquan Bu, im Ministerium für Staatssicherheit, die schon mit Kenny zusammengearbeitet hatten. Ihnen zufolge besaß er besondere analytische Fähigkeiten und großes psychologisches Gespür. Außerdem war vermerkt, dass er in Dingen der Sabotage und der Auftragstötung mit einer gewissen – nun ja, Kompromisslosigkeit vorging.«
    »Anders gesagt, unser Freund war ein Killer.«
    »Für sich betrachtet kein Grund zur Aufregung. Wäre da nicht noch was anderes mitgeschwungen.«
    Vogelaar legte eine Pause ein, um einen weiteren Zigarillo in Brand zu setzen. Er tat es betont langsam und umständlich, wechselte vom gesprochenen Wort zu Rauchzeichen und gab sich eine Weile der Betrachtung seiner inneren Filme hin.
    »Sie fanden, er habe etwas Monströses an sich«, fuhr er fort. »Was sich mit meinen Empfindungen deckte, ohne dass ich zu sagen vermochte, warum. Also bemühte ich mich, Kennys Weg weiter zurückzuverfolgen. Ich fand den zu erwartenden Militärdienst, ein Studium, Pilotenausbildung, Waffenkunde, alles ganz regulär. Ich wollte schon aufgeben, da stieß ich auf eine Sondereinheit mit dem schönen Namen Yü Shen –«
    »Na klasse«, sagte Yoyo.
    »Yü Shen?« Jericho runzelte die Stirn. »Kommt mir bekannt vor. Hat irgendwas mit der ewigen Verdammnis zu tun, oder?«
    »Yü Shen ist der Höllengott«, erklärte ihm Yoyo. »Eine taoistische Figur, basierend auf der altchinesischen Vorstellung, dass die Hölle in zehn Reiche aufgeteilt ist, deren jedes von einem Höllenkönig regiert wird, tief im Inneren der Erde. Der Höllengott ist die oberste Instanz. Vor ihm und seinen Höllenrichtern

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