Limit
sein.«
»Vergiss den blöden Audi«, rief Yoyo. »Wenn wir überhaupt eine Chance haben, brauchen wir ein Skycab.«
»Ich kann eines ordern«, schlug Jericho vor.
»Mach das«, bestätigte Tu. »In zehn Minuten sind wir im Hotel.«
»Zu Befehl.«
Jericho beendete die Verbindung und stürmte hinaus auf den Gang. Während ihn seine Schritte zu den Aufzügen trugen, sah er fleißige Berliner Polizisten das Knäuel ihrer Ankunft entwirren, schnell, effizient und Böses annehmend. Er fuhr aufs Dach und fand den Skyport leer vor. Ein Bediensteter in Livree strahlte ihn über den Rand seines Terminals an. Jerichos Auftauchen schien seiner Existenz auf der einsamen Weite des Dachs neuen Sinn zu verleihen.
»Sie möchten ein Lufttaxi ordern?«, fragte er.
»Ja, ganz genau.«
»Augenblick.« Die Finger des Mannes glitten geschäftig über eine Computerkonsole. »In zehn bis 15 Minuten könnte eines hier sein.«
»So schnell wie möglich!«
»Brauchen Sie einstweilen Hilfe mit dem Gep –«
äck hatte er vermutlich gesagt, doch Jericho war schon wieder im Lift, eilte zurück in sein Zimmer und verstaute Diane mitsamt aller Hardware in seinem Rucksack. Was an Kleidung herumlag, packte er obendrauf, checkte die Glock und schob sie in ihr Halfter, rannte den Flur entlang und ließ Tu eine Nachricht zukommen:
Bin auf dem Flugdeck.
INSTITUT FÜR RECHTSMEDIZIN DER CHARITÉ
»Nein, ist er nicht«, sagte die Stimme am Telefon.
Dr. Marika Voss tänzelte von einem Fuß auf den anderen, während Svenja Maas mit verblassendem Teint neben ihr stand und die Finger ineinander verkrallte.
»Malchow«, wiederholte sie stur. »Hel-ge Mal-chow.«
»Wie schon gesagt –«
»Meine Kollegin hat bei ihm angerufen.«
»Das mag ja sein, aber –«
»Erst geriet sie in eine Warteschleife, dann wurde sie von einer Ihrer Damen durchgestellt. Zu Malchow. Zu Hel –«
»Gibt es nicht!«
»Aber –«
»Hören Sie«, sagte die Stimme mit verebbender Geduld, da das Gespräch den immer selben Looping durchlief. »Ich würde Ihnen ja gerne helfen, aber im ganzen Auswärtigen Amt haben wir niemanden dieses Namens! Und die Durchwahl, die Sie mir genannt haben, gibt es auch nicht.«
Dr. Voss kniff indigniert die Lippen zusammen. So schlau war sie inzwischen selbst, nachdem eine Automatendurchsage sie hatte wissen lassen, die Nummer existiere nicht. Dennoch erschien ihr das kein ausreichender Grund, sich geschlagen zu geben.
»Aber die Dame –«
»Ach ja, die Dame.« Kurze Stille, Seufzen. »Wie soll denn die Dame geheißen haben?«
»Wie hieß denn die Dame?«, zischte Dr. Voss.
»Irgendwas mit Schill oder Schall«, wisperte Maas, in sich selbst verschwindend.
»Schill oder Schall, sagt meine Kollegin.«
»Nein.«
»Nicht?«
»Scholl hätten wir. Eine Frau Scholl.«
»Scholl?«, fragte Dr. Voss.
Maas schüttelte den Kopf. »Eher Schill.«
»Eher Schill.«
»Tut mir leid. Kein Schill, kein Schall, kein Malchow. Ich empfehle Ihnen wirklich dringend, die Polizei anzurufen. Offenbar hat man Sie gehörig zum Narren gehalten.«
Dr. Voss kapitulierte. Sie dankte eisig und wählte die Nummer der Kripo. An ihrer Seite welkte Svenja Maas vor sich hin.
Keine fünf Minuten später hatten die Beamten der Sonderkommission das Kennzeichen ermittelt. Sekunden später kannten sie den Namen des Mieters. Sie glichen das Protokoll der Mietwagenfirma mit dem Datenbestand der Einreisebehörde ab und erfuhren, Tu Tian habe am frühen Morgen des Vortags Berliner Boden betreten und als erste Adresse das Grand Hyatt am Marlene-Dietrich-Platz angegeben.
Weitere zwei Minuten später wurde ein Team beauftragt, dem Hotel einen Besuch abzustatten.
HYATT
Tus unerschrockener Fahrweise war es zu danken, dass sie das Hotel schneller erreichten als erwartet und nun noch mehr Grund hatten, so schnell wie möglich zu verschwinden – die Anzahl der zwischen Turmstraße und Marlene-Dietrich-Platz begangenen Verkehrsdelikte durfte in die Dutzende gehen. Er stieg aus, warf dem Portier den Schlüssel zu und bat ihn, den Wagen in die Tiefgarage zu fahren.
»Gehen wir an die Bar?«, fragte Yoyo so laut, dass der Mann es unmöglich überhören konnte. Tu zwinkerte, begriff ihren Plan und stieg darauf ein.
»Ehrlich gesagt, ich könnte was Süßes vertragen.«
»Im Sony Center gibt's ein Starbucks. Die Straße rauf.«
»Alles klar. Wir treffen uns dort. Ich sag nur kurz Owen Bescheid.«
Eine Schmierenkomödie, doch womöglich geeignet, ihnen Zeit
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